Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
weh. Ich habe mir so viel Mühe gegeben, damit niemand an der Schule meine andere Seite sieht, und jetzt habe ich das alles innerhalb von einer halben Stunde in die Tonne getreten.
Daneca legt den Kopf schief. » Ich finde das süß. So viel Aufwand für ein Kätzchen. « Sie streicht der Katze über den Kopf und kratzt sie hinter den Ohren.
Mein Handy klingelt und vibriert in der Hosentasche. Ich stehe auf, werfe die blutigen Servietten in den Müll und gehe ran. » Hey. «
» Bring mir gefälligst mein Auto wieder « , sagt Großvater, » sonst rufe ich die Bullen und zeige dich an. «
» Tut mir leid « , sage ich zerknirscht. Dann begreife ich erst, was er noch gesagt hat, und lache. » Wie bitte? Hast du mir gerade mit der Polizei gedroht? Das möchte ich sehen. «
Großvater knurrt, vielleicht lacht er auch ein bisschen. » Fahr zu Philip– er lädt uns zum Abendessen ein. Maura kocht uns was. Meinst du, sie kann gut kochen? «
» Soll ich nicht lieber eine Pizza holen? « , frage ich und sehe die Katze an. Sie reibt sich an Danecas Hand. » Wir könnten es uns im Haus gemütlich machen. « Ich glaube nicht, dass ich Philip begegnen kann, ohne ihm ins Gesicht zu spucken.
» Zu spät, du kleiner Faulpelz. Er hat mich schon abgeholt und du musst mich zurückbringen, also beweg dich und fahr zu Philip. «
Ich will noch etwas erwidern, aber die Leitung ist bereits tot.
» Probleme? « , fragt Sam. So wie er das sagt, scheint er schon zu überlegen, wie er hier rauskommt, falls ich wirklich in Schwierigkeiten sein sollte.
Ich schüttele den Kopf. » Abendessen mit der Familie. Ich bin spät dran. « Ich möchte sagen, wie dankbar ich ihnen bin und wie leid es mir tut, sie da mit reingezogen zu haben, aber nichts davon ist wahr. Ich tue mir nur selbst leid. Mir tut es leid, dass sie etwas wissen, das sie nicht wissen sollten. Und ich wünschte, ich könnte dafür sorgen, dass sie es vergessen. Einen Augenblick lang verstehe ich aus tiefster Seele, warum man Gedächtniswerk benutzt.
» Äh « , sage ich. » Kann einer von euch noch ein paar Stunden auf die Katze aufpassen? «
Sam stöhnt. » Mann, Sharpe, worum geht es hier eigentlich wirklich? «
» Ich nehme sie « , sagt Daneca. » Unter einer Bedingung. «
» Sonst könnte ich sie vielleicht im Auto lassen « , sage ich. Vor allem möchte ich in ihre sonderbaren Katzenaugen starren und ihre kleinen Pfoten betrachten und sie fragen, ob sie Lila ist. Obwohl ich das längst beschlossen habe. Ich würde am liebsten etwas anderes beschließen.
» Du kannst doch keine Katze im Auto lassen « , widerspricht Daneca. » Da ist es viel zu heiß. «
» Stimmt, du hast natürlich recht. « Ich lächele, aber es fühlt sich an wie ein Krampf. Dann schüttele ich den Kopf, als könnte ich den Gesichtsausdruck so loswerden. Ich bin völlig am Ende. » Könnte sie bei einem von euch übernachten? «
Die Katze knurrt tief in der Kehle.
» Vertrau mir « , sage ich zu der Katze. » Ich habe einen Plan. « Sam und Daneca starren mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
Ich möchte mich nicht von ihr trennen, aber ich brauche ein wenig Zeit, um das restliche Geld aus der Bibliothek zu holen und mir ein Auto zu besorgen. Dann können wir die Stadt verlassen. Nur so ist sie in Sicherheit.
Daneca zuckt die Achseln. » Ich denke schon, aber ich schlafe heute im Wohnheim. Meine Eltern müssen zu irgendeiner Konferenz, deshalb fahren sie nach dem Abendessen nach Vermont. Aber meine Mitbewohnerin ist nicht allergisch und wir können sie bestimmt verstecken. Das klappt schon. «
Lila faucht, aber ich stehe trotzdem auf, während ich mir diese spezielle Pyjamaparty ausmale. Was wird Daneca wohl träumen?
» Danke « , sage ich mechanisch. Tausend Pläne gehen mir gleichzeitig durch den Kopf.
» Warte « , sagt sie. » Ich sagte, unter einer Bedingung. «
» Oh « , sage ich. » Stimmt. «
» Ich möchte, dass du mich nach Hause bringst. «
» Ich kann– « , setzt Sam an.
Daneca schneidet ihm das Wort ab. » Nein, Cassel soll das machen. Und er soll kurz mit reinkommen. «
Ich seufze, weil ich weiß, dass ihre Mutter mit mir reden will. Wahrscheinlich hält sie mich für einen Fluchwerker, der sich ihrem Feldzug nicht anschließen will. » Ich habe keine Zeit. Mein Bruder wartet schon. «
» Klar hast du Zeit « , sagt Daneca. » Nur kurz, habe ich gesagt. «
Seufzend willige ich ein. » Okay, einverstanden. «
Danecas Haus, eine elegante alte
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