Weißer Mond von Barbados
noch, daß sich diese beiden neuen Hilfskräfte als außerordentlich fleißig erwiesen, sie begnügten sich nicht damit, die Bungalows in Ordnung zu halten, sondern hielten sich fast ausschließlich in der Nähe ihres Arbeitsplatzes auf, begannen sogar ausführlich die Blumen und Büsche zu begießen, was in der Regenzeit gar nicht nötig war. Außerdem war es auf der Insel üblich, daß sämtliche Gartenarbeiten von Frauen ausgeführt wurden.
Nicht zuletzt deswegen hatte der Manager Judith und Sverdlov so neugierig bei ihrer Ankunft betrachtet, was Judith so gestört hatte. – Noch nachts, als er neben seiner großen Negerin im Bett lag, dachte er darüber nach, was das wohl zu bedeuten habe. Zwei Männer vom britischen Geheimdienst beobachteten den Russen, und einheimische Polizei war auch noch dabei. Da war irgend etwas los, das war einerseits sehr spannend, aber andrerseits auch etwas unheimlich. Hoffentlich passierte nichts.
Die Nacht verlief ohne Störung. Am frühen Morgen ging die Sonne strahlend auf, nur an der Westküste sammelten sich schwarz die jahresüblichen Regenwolken.
Nicht viel später segelte eine kleine schnittige Yacht um das Vorgebirge, die bei gutem Wind, leicht geneigt, elegant durch das dunkelblaue Wasser glitt. – Gerade auf der Höhe des St.-James-Hotels wurden die Segel eingeholt, die Yacht warf Anker. Einige Zeit darauf sprangen zwei Männer ins Wasser und schwammen um die Yacht herum. Ein dritter setzte sich an Deck und begann zu angeln. Dann war da noch ein vierter Mann, ein kräftiger älterer Mann mit kurz geschnittenem grauen Haar, der vom Mast aus mit einem Fernglas die Küste betrachtete. Das tat er ohne Pause, bis er nach einer halben Stunde von dem Angler abgelöst wurde. Die Schwimmer waren wieder an Bord gegangen und nahmen ein Sonnenbad.
Zu ihrer eigenen Überraschung hatte Judith tief und fest geschlafen, seit Tagen das erstemal. Sie war ziemlich bald ins Bett gegangen, nachdem sie mit Feodor einige Whiskys getrunken hatte.
Erst hatte sie protestiert, als der Whisky kam. Doch er meinte, sie werde dann besser schlafen, womit er recht gehabt hatte. – Sie war mit gemischten Gefühlen hinauf ins Bett gegangen, sie lag wach und wartete, ob er nicht auch käme, und sie wartete, was dann geschehen würde. Darüber war sie eingeschlafen.
Als sie erwachte, war das zweite Bett leer. Und unberührt. Panik überkam sie. Sie sprang aus dem Bett und rannte zur Tür.
»Feodor! Feodor!«
»Guten Morgen!« Er stand unten an der Treppe und blickte ihr entgegen.
»Ich dachte, du seist fortgegangen«, stammelte Judith. Von dem Schreck hatte sie Kopfschmerzen bekommen.
»Ich bin hier«, sagte er.
»Wo hast du geschlafen?«
»Auf der Couch unten.«
Sie ging langsam die Treppe hinunter, ohne daran zu denken, daß sie ein hauchdünnes Nachthemd trug.
»Und ich dachte, du seist nicht da«, sagte sie kindlich. Dann sah sie die leere Whiskyflasche auf dem Tisch. Er bemerkte ihren Blick.
»Keine Angst, ich bin nicht betrunken. Aber tu mir den Gefallen und zieh dir etwas an. Du darfst nicht zuviel von mir verlangen.«
Sie lachte und lief die Treppe hinauf. Während sie im Bad war und sich dann eine Hose und eine Bluse anzog, hörte sie ihn in der kleinen Küche hantieren. Als sie wieder herunterkam, hatte er Kaffee gekocht.
»Du hast gut geschlafen«, sagte er. »Ich war einmal oben und habe dich angesehen. Es hat dir gut getan, zu schlafen, du hast es gebraucht.«
»Du nicht? Du hast dich statt dessen betrunken. Warum machst du so etwas. Wenn nun irgend etwas geschehen wäre, irgend etwas Unvorhergesehenes, dann hättest du keinen klaren Kopf gehabt.«
»Ich behalte immer einen klaren Kopf. Das bißchen Whisky ändert daran nichts.«
Sein Aussehen strafte ihn Lügen, er sah immer noch elend aus, die Schatten unter seinen Augen wirkten wie schwarze Löcher. Sie blickte ihn an, als er seinen Kaffee trank, sagte aber nichts.
»Ich glaube, wir sollten die Tür aufmachen«, sagte sie, »es ist warm hier drinnen.«
Sie ging zu der breiten Schiebetür, aber das Schloß klemmte, sie kam nicht damit zurecht. Er kam und half ihr. »Du siehst süß aus, wenn du schläfst. Gib mir einen Gutenmorgenkuß und schimpfe nicht wegen des Whiskys. Wenn ich nicht getrunken hätte, dann wäre ich nicht so brav gewesen.«
An Bord der kleinen Yacht, die draußen in der Bucht ankerte, hatte wieder der grauhaarige Mann das Fernglas vor den Augen. Ununterbrochen glitt sein Blick über die Reihe der
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