Weißer Mond von Barbados
lang nicht vor die Tür gehen …?«
»Feodor, um Himmels willen, sei vernünftig. Das hat er ausdrücklich gesagt. Du sollst dich nicht vor die Tür rühren, bis dich jemand holen kommt.«
Er wandte sich zur Treppe, die nach oben führte.
»Ich bin müde und mir ist heiß. Ich möchte schwimmen gehen. In den Pool, wo ich dich zum erstenmal gesehen habe.«
»Sei nicht so ein eigensinniger Idiot! Warum kannst du nicht tun, was Loder sagt?«
Er gab keine Antwort und ging hinauf. Sie zitterte vor Angst. Warum konnte er nicht tun, was Loder für richtig hielt? Der wußte bestimmt, warum er das gesagt hatte. Man durfte einfach kein Risiko eingehen.
Sie rannte die Treppe hinauf, er hatte sich bereits ausgezogen, trug eine Badehose und hatte sich ein Handtuch über die Schulter gelegt.
»Wenn du Angst um mich hast, komm doch mit.«
Als sie herunterkam zum Swimmingpool, schwamm er bereits lässig auf dem Rücken durch das klare Wasser.
»Es ist wunderbar«, rief er ihr zu. »Es wird dir auch gefallen.«
Judith warf ihm nur einen wütenden Blick zu und tauchte mit einem Hechtsprung ins Wasser. Er schwamm neben ihr, dann tauchte er, faßte mit einer Hand die Stange am Bassinrand, mit der anderen umfing er ihren Körper.
»Ich weiß schon, was ich tue«, flüsterte er ihr zu. »Mir ist ganz bestimmt jemand hierher gefolgt und bewacht mich. Ich muß mich ganz normal benehmen. Das ist die einzige Chance, die ich habe, um lebendig Mr. Loders Flugzeug zu erreichen. Ich muß mich benehmen wie ein verliebter Mann, der ein Wochenende mit dir verbringt. – Hör auf nach mir zu treten.«
»Es ist mir ganz egal, was du sagst«, flüsterte Judith, während er sie fest an seine nackte Brust preßte. »Loder hat gesagt, du sollst …«
Sverdlov ließ die Stange los und zusammen gingen sie unter. Dann riß er sie mit einem jähen Griff wieder hoch, schloß sie in beide Arme und küßte sie.
»Ich weiß es besser als Loder. Viel, viel besser. Ich habe dich nie so im Arm gehabt. So nahe bei mir … Weißt du, daß ich dich hier beobachtet habe, damals gleich in der Nacht, nachdem du angekommen warst? Ich habe mich da oben hinter dem letzten Bungalow versteckt. Du sahst so schön aus.«
Nach dem Baden wollte er noch einen Drink an der Bar haben. Dann endlich gelang es ihr, ihn wieder in den Bungalow zu verfrachten. Er kam ihr nach in den ersten Stock, sie war im Schlafzimmer, er stand unter der Tür, sie trugen beide noch Badekleidung, ihre Körper waren nass. Einen Moment blickten sie sich schweigend an.
Judith wußte, was er dachte. Sie spürte noch den festen Griff, mit dem er sie unter Wasser umklammert hatte. Und sie würde nicht die Kraft haben, ihn zurückzuweisen – sie wußte es.
»Ich bin nicht deswegen mitgekommen«, sagte sie leise.
»Könntest du wirklich nein zu mir sagen?«
»Bitte, frag mich nicht. Jetzt nicht. Mir ist kalt. Und ich habe so Angst.«
Er legte die Hand um ihren Nacken, zog ihren Kopf heran und küßte sie sanft. Sein Mund war warm, sein Kuß zärtlich. Es war ein Versprechen – später, unsere Zeit kommt, wir wissen es beide.
»Stell dich unter die warme Dusche«, sagte er. »Und wenn du partout nicht weggehen willst, dann lasse ich uns etwas zu essen kommen. Wir bleiben heute Abend hier, genau wie es Mr. Loder angeordnet hat.«
Unten in der Bar saßen zwei jüngere Männer, tranken ihr Bier, rauchten und schienen den Frieden der tropischen Nacht zu genießen. Sie waren auch an diesem Tag angekommen, sie hatten kein Zimmer bestellt und verlangten sofort den Hotelmanager zu sprechen. Als Ergebnis dieser Unterredung bekamen sie den Bungalow neben jenem, den kurz darauf Sverdlov und Judith bezogen. Der Manager hatte zunächst versucht ihnen zu erklären, daß dieser Bungalow für ein kanadisches Ehepaar reserviert sei, das immer um diese Zeit käme und immer im gleichen Bungalow zu wohnen wünschte. Aber für seine Erklärung bestand kein Interesse. Die beiden Männer erklärten ihm, daß sie diesen und keinen anderen Bungalow brauchten, es sei sowieso nur für zwei Tage, dazu wiesen sie ihm ihre Ausweise vor, die jeden weiteren Einwand überflüssig machten.
Dann verlangten sie noch den hiesigen Polizeichef zu sprechen, und kurz darauf trafen zwei kräftige junge Männer im Hotel ein, die den Service in den beiden fraglichen Bungalows übernahmen. Sehr zur Verwunderung des Personals, denn das Hotel war nicht ausverkauft, zusätzliche Arbeitskräfte waren nicht vonnöten. Dazu kam
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