Weißer Mond von Barbados
hatte natürlich auch etwas Verführerisches. Das würde ihm bestimmt Anerkennung eintragen.
Wenn es wirklich so war, wie Judith angedeutet hatte, dann konnte er, Richard Paterson, selbst mit der Sensation zum Botschafter gehen.
Loder konnte dann den Rest übernehmen.
7
Das Feuerzeug war nicht da. – Er räumte die Schubladen aus bis zum letzten Winkel. Dann durchsuchte er den ganzen Raum. Dann sein Schlafzimmer. Er fand es nicht. Darauf durchsuchte er sämtliche Taschen sämtlicher Anzüge. Sogar die Taschen des Morgenrocks. Obwohl er wußte, daß das sinnlos war.
Schließlich läutete er nach dem Mädchen, das hier aufräumte. Sie hatte kein Feuerzeug gefunden, sie hätte auch niemals eines gesehen, sagte sie. Und er wußte, daß es stimmte, denn er hatte es noch nie herumliegen lassen. Es lag verborgen in der Schachtel und der Lederhülle in der hintersten Ecke der unteren Schublade links. Seit eh und je. –
Anfangs hatte er die Schublade immer abgeschlossen. Seit drei Jahren etwa war er leichtsinniger geworden und hatte die Schublade nicht mehr verschlossen.
Er stand mitten in seinem Arbeitszimmer und überlegte sorgfältig, wann er es zuletzt benützt hatte. Er brauchte nicht lange zu überlegen, er wußte es. Und er wußte auch, daß er es wieder an seinen Platz gelegt hatte. Noch einmal begann er mit der Suche. Ergebnislos. – Wenn es gestohlen worden war …!
Seine Stirn war nass von Schweiß. Er nahm ein Taschentuch und trocknete das Gesicht und Hände. Niemand kam in sein Arbeitszimmer. Nur das Mädchen, das aufräumte, und seine Frau …
Seine Frau! –
Er brauchte das Feuerzeug heute. Aber auch wenn er es nicht gebraucht hätte, er mußte dieses Rätsel lösen. Einen Moment lang ergriff ihn Panik. Doch dann nahm er sich zusammen. Er war ein Mann von guter Erziehung, man hatte ihm beigebracht, sich zu beherrschen und der Gefahr ins Auge zu sehen.
Er ging hinauf zum Zimmer seiner Frau und klopfte. Sie stand vor dem Spiegel ihres Toilettentisches und zog sich gerade einen Handschuh an. Sie war sehr elegant gekleidet, in Zartlila, und trug einen breitrandigen Hut, der einem Sombrero glich.
»Margret«, sagte er, »entschuldige, daß ich dich störe. Aber ich suche etwas – ein Feuerzeug – du hast es nicht zufällig gesehen?«
Sie hob langsam den Kopf und sah ihn an. In ihrem Gesicht war ein Ausdruck, den er nie zuvor darin gesehen hatte. Er kannte viele Variationen ihres Gesichts – Hass, Wut, Verachtung. Manchmal war sie dann eine hässliche Frau, keine schöne, wie sonst.
Sie antwortete ihm nicht, blickte ihn nur stumm an mit diesem seltsamen starren Ausdruck.
Ihr Schweigen veranlaßte ihn zum Reden.
»Ich habe mein Feuerzeug verloren. Du hast es nicht zufällig gefunden?«
Sie öffnete langsam ihre Handtasche, griff hinein, nahm die Hand wieder heraus und öffnete sie.
»Ich habe das hier gefunden«, sagte sie. »Es sieht aus wie ein Feuerzeug. Es gefiel mir zunächst gut, und ich habe es benutzt. Und dann wollte ich es neu füllen und drückte auf den falschen Knopf.«
Das Feuerzeug lag in ihrer offenen Hand. Und er sah, was sie gesehen hatte. Der Deckel, der die winzige Kamera verbarg, war geöffnet. Und in einer Ecke war er verbogen. »Ich habe zuerst nicht gewußt, was das sein soll«, sagte Margret Stephenson. »Ich habe es kaputt gemacht, wie du siehst. Du wirst damit nicht mehr fotografieren können.«
»Nein«, sagte Fergus.
Wenn ihr Verhältnis ein anderes gewesen wäre, hätte er versucht, sie zu bluffen. Sicher gab es eine Menge Erklärungen für die verborgene Kamera. Und jede andere Frau hätte sich belügen lassen. Aber zwanzig Jahre Zusammenleben mit dieser Frau hatten ihn gelehrt, daß er sie nicht täuschen konnte …
Sie hatte immer dominiert, mit einem Wort oder einem Blick hatte sie jeden Widerspruch vernichtet. – Er selbst hatte ihr die Waffe dazu geliefert. Was immer er sagte, sie würde wissen, daß es eine Lüge war. Und daher versuchte er gar nicht, sie zu belügen. Irgendwie paßte es zu allem, daß er von ihr entdeckt und verraten wurde.
»Ich hätte diese verdammte Schublade zuschließen sollen«, sagte er. »Ich wußte nicht, daß du an meinen Schreibtisch gehst. Es ist meine Schuld.«
Auch Margret beherrschte sich vorbildlich. Nur ihre Hand schloß sich so fest um das Feuerzeug, daß es ihr weh tat. Ihre Stimme war voll Verachtung, als sie die unvermeidliche Frage stellte.
»Was tust du mit so einem Ding? Was fotografierst du
Weitere Kostenlose Bücher