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Weisser Oleander

Weisser Oleander

Titel: Weisser Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Fitch
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herunter. Sie lag auf dem Bett oder starrte sich im Spiegel an. »Wie kann ich Tränen über einen Mann vergießen, dem ich nie hätte erlauben sollen, mich auch nur anzufassen?«
    Sie kehrte nicht zurück an ihre Arbeitsstelle. Sie verließ die abgedunkelte Wohnung nur, um hinunter an den Pool zu gehen, wo sie dann stundenlang die Spiegelungen im aquamarinblauen Wasser betrachtete oder stumm wie ein Fisch in einem Aquarium ihre Bahnen zog. Es war Zeit für mich, wieder in die Schule zu gehen. Doch ich konnte sie unmöglich allein lassen, nicht, wenn sie so war wie jetzt. Womöglich wäre sie nicht mehr da, wenn ich zurückkam. Also blieben wir in der Wohnung, ernährten uns aus Büchsen und aßen schließlich Reis und Haferschleim.
    »Was soll ich bloß machen?«, fragte ich Michael, während er mich an seinem abgeschabten Couchtisch mit Käse und Sardinen versorgte. Die Fernsehnachrichten zeigten Bilder von den Feuern auf den Bergen rund um Los Angeles.
    Michael schüttelte den Kopf und deutete dann auf die Feuerwehrleute, die in einer Kette versuchten, die Brände zu bekämpfen. »Meine Süße, so etwas passiert, wenn man sich verliebt. Du wohnst gerade einer Naturkatastrophe bei.«
    Ich schwor mir, mich niemals zu verlieben. Ich hoffte bloß, dass Barry für das, was er meiner Mutter angetan hatte, einen langen, grausamen Tod sterben würde.
    Ein roter Mond ging über der Stadt auf, rot von den Feuern, die im Norden der Stadt und draußen in Malibu brannten. Es war die Zeit der Flächenbrände, und wir saßen im Herzen der brennenden Landschaft gefangen. Asche trieb auf dem Wasser des Pools. Wir saßen auf dem Flachdach im beißend riechenden Wind.
    »Dieses lumpige Herz«, sagte sie und zog an ihrem Kimono. »Ich sollte es herausreißen und auf dem Kompost begraben!«
    Ich hätte sie gern berührt, mich irgendwie bemerkbar gemacht, doch sie war in ihrer schalldichten Glaskabine eingeschlossen und konnte mich nicht hören.
    Sie beugte sich vor und drückte die Unterarme gegen ihre Brust, als wolle sie die Luft aus sich herauspressen. »Ich presse es in meinem Körper«, sagte sie. »Wie die Erde in ihrem heißen Innern einen Klumpen prähistorischen Dunges mit ihrem Gewicht zusammenpresst. Ich hasse ihn. Hass. Ich hasse ihn.« Obwohl sie flüsterte, klang ihre Stimme grausam. »In meinem Körper entsteht ein Edelstein. Nein, nicht mein Herz. Dieser Stein ist härter, kalt und klar. Ich umhülle ihn, ich hege und pflege ihn in mir.«
    Am nächsten Morgen stand sie auf. Sie duschte und ging zum Markt. Ich hoffte schon, dass sich nun alles einrenken würde. Sie rief Marlene an und fragte, ob sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkommen könne. Der Auslieferungstermin stand bevor, und man brauchte sie dringend. Sie setzte mich an der Schule ab; ich sollte in die achte Klasse der Le Conte Junior High School kommen. So, als sei gar nichts geschehen. Und ich dachte, nun sei alles vorbei.
    Es war nicht vorbei. Sie begann vielmehr, Barry zu verfolgen, so wie er sie zu Anfang verfolgt hatte. Sie ging überall hin, wo sie ihn zu treffen vermutete, jagte ihn, um ihren Hass an seinem Anblick zu polieren.
    »Mein Hass macht mich stark«, sagte sie.
    Sie ging mit Marlene zum Lunch in sein Lieblingsrestaurant, wo sie ihn an der Bar entdeckte und ihm zulächelte. Er gab vor, sie nicht zu sehen, fuhr sich jedoch ständig mit der Hand über das Kinn. »Er hat wohl die Akne gesucht, die er da mal hatte«, erzählte sie mir an diesem Abend. »Die Kraft meines Blickes hat sie wieder heraufbeschworen.«
    Sie schien regelrecht glücklich zu sein, und ich wusste nicht, was schlimmer war: dieses seltsame Glücksgefühl oder die Zeit davor, als sie ihren Kopf scheren wollte.
    Wir kauften auf seinem Markt ein, fuhren meilenweit, nur um ihn vielleicht an seinem Melonenstand zu treffen. Wir bummelten durch sein Lieblingsplattengeschäft und ließen keine Bücherlesung seiner Freunde aus.
    Eines Nachts war sie erst nach drei zu Hause. Ich hatte am nächsten Tag Schule, war aber aufgeblieben und hatte mir einen Safarifilm mit Stewart Granger im Kabelfernsehen angeschaut. Michael war auf der Couch eingeschlafen. Die heißen Winde rüttelten an den Fenstern wie Einbrecher, die einen Weg nach drinnen suchten. Schließlich ging ich in unsere Wohnung hinüber, schlief auf dem Bett meiner Mutter ein und träumte, dass ich Vorräte auf meinem Kopf durch den Dschungel trug; der weiße Großwildjäger war allerdings nirgendwo zu sehen.
    Sie saß auf

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