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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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und Gitternetze festgelegt. Der Weiße in jedem Team war der Anführer und |341| trug das Funkgerät. Der Schwarze trug das Essen und war der Fährtenleser. Beide waren mit Gewehren bewaffnet und versteckten
     sich tagsüber in Dickichten und Felsspalten, sodass sie des Nachts ihre Beute jagen konnten, denn Elfenbeindiebe waren nachtaktiv.
    Die Strategie war einfach: Finde die Wilddiebe und fordere über Funk Verstärkung an. Aber wenn es nicht anders geht, leg sie
     um, bevor sie sich in den Busch verdrücken. Schieß, um zu töten. Sie sollten wissen, dass Krieg war, denn Afrika konnte es
     sich nicht leisten, tausend Elefanten die Woche zu verlieren. In dem Tempo, in dem sie in den Achtzigern getötet wurden, wäre
     der Elefant 2010 ausgestorben gewesen.
    Team Juliet Papa, das Rufzeichen von Jacobus und Pego, wurde im November 1985 ausgeschickt, anfangs in die sichereren westlichen
     Teile des Kruger-Parks, damit sie sich übten. Erst im Februar 1986 wurden sie weiter nach Osten gesandt – und erfuhren die
     Gnadenlosigkeit der Elfenbeindiebe.
    Zwanzig Jahre später war Jacobus immer noch voll Hass, als er es mir beschrieb. Sie fanden zum ersten Mal drei tote Elefanten.
     Die Kuh war erschossen worden, weil sie gefährlich nah gekommen war. Das Kalb war nur zum Spaß getötet worden. Der Kopf des
     Bullen war eine blutige, schreckliche Masse, denn die Wilderer hatten die Stoßzähne mit Äxten und
Pangas
herausgehackt. Überall lag Müll herum, der Feuerplatz war nicht abgedeckt worden. Die Respektlosigkeit war offensichtlich
     und beabsichtigt. Die Täter waren aber lange verschwunden, zurück über die Grenze nach Mosambik.
    Drei Wochen später ereignete sich ihre erste Auseinandersetzung: Sie schossen nachts auf eine Bande Wilddiebe. Sie folgten
     der Blutspur zu einer der Grenzen. Kaum eine Woche später schoss Jacobus le Roux das erste Mal auf einen Menschen und tötete
     ihn.
    Sie hatten das Feuer der Diebe des Nachts in einem ausgetrockneten Flussbett des Nkulumbedi River brennen sehen, nur ein paar
     Kilometer vom Langtoon Dam, einem kleinen Stausee, im Nordosten des Parks. Jacobus flüsterte ins Funkgerät und |342| versuchte Verstärkung anzufordern, denn die Gruppe der Wilddiebe bestand aus zwölf oder vierzehn Männern, aber wie immer war
     das Signal zu schwach. Sie krochen näher heran und beobachteten das Schlachtfest im flackernden Licht der Flammen. Zwei riesige
     Elefantenbullen wurden zerlegt, während die Männer lachten und mit gedämpften Stimmen plauderten.
    Jacobus zielte auf einen Mann in einem zerrissenen roten Hemd, der an der Seite stand und Befehle gab. Bei diesem ersten Mal
     zitterte er leicht, obwohl seine Empörung über das Massaker groß war. Sein Hirn aber zögerte, dem Abzugsfinger den Befehl
     zu geben. Erst als Pego ihn sanft mit dem Ellenbogen in die Seite stieß, schloss er die Augen und schoss. Er öffnete die Augen
     und sah den Mann fallen. Kein dramatisches Krümmen wie im Film – er sank bloß danieder.
    Neben ihm feuerte Pego Schuss um Schuss auf die panisch fliehenden Männer, Jacobus hingegen lag bloß da und starrte das rote
     Hemd an, bis es sich nicht mehr rührte.
     
    Ich hielt bei Wimpy, um zu frühstücken und einige Anrufe zu erledigen. Die Kellnerin rümpfte die Nase, weil ich nach dieser
     Nacht schmutzig war und stank. Ich hatte mein eigenes Blut am Hals. Ich aß so hungrig wie ein Wolf.
    Bevor das Essen kam, rief ich B. J. Fikter an. Er sagte, Dr. Eleanor Taljaard sei noch nicht im Dienst, aber soweit er wisse,
     habe sich Emmas Zustand nicht verändert.
    Nach dem Essen wusch ich mir das Gesicht auf der makellos sauberen Toilette des Wimpys. Ich musste, bevor ich ging, den Dreck
     mit Toilettenpapier vom Waschbecken entfernen.
    Ich suchte nach einer Telefonzelle und rief Jeanette an. Das war der eine Anruf, den sie nicht mithören sollten.
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.« Auf meinem Telefon war eine unbeantwortete SMS von ihr.
    »Ich hatte ein wenig zu tun.«
    »Fortschritte?«
    »Jede Menge. Vielleicht werde ich heute fertig.«
    »Brauchst du Hilfe?«
    |343| Eine gute Frage; darüber hatte ich mir in den letzten paar Stunden viele Gedanken gemacht. »Ich möchte den Audi gegen einen
     anderen Wagen tauschen.«
    »Warum?«
    »Sie wussten genau, wo Emma und ich waren, ohne uns sehen zu können. Vielleicht war da etwas am Audi, von dem ich nichts weiß
     …«
    »Wann willst du den anderen Wagen?«
    »Sobald wie möglich. In einer

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