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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Stunde?«
    »Du musst zum Flughafen in Nelspruit.«
    »Ich bin in der Nähe.«
    »Gut, dann ist es praktisch erledigt. Willst du etwas Bestimmtes?«
    »Einen Pick-up.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann. Geh zu Budget Rent-a-Car.«
    »Danke.«
    Sie schwieg. Dann sagte sie: »Die Patronenhülse – du hast interessante Freunde.«
    »Oh?«
    »Schon mal von einem Galil gehört?«
    »Vage.«
    »Das ist das israelische Kampfgewehr, 5,56 mm, basiert auf dem AK, ziemlich selten. Aber das, mit dem auf dich geschossen
     wurde, ist noch ungewöhnlicher. Es ist das Galil-Scharfschützengewehr. Gleiches Design, sehr zuverlässig, sehr präzise, aber
     es nimmt eine 7,62 NATO-Patrone.«
    »Wie sieht es aus?« Die Besonderheit des Gewehrs ärgerte mich.
    »Im Internet gibt es ein Bild. Ziemlich klein für ein Scharfschützengewehr. Ein Klappgriff. Seltsam, das Stativ befindet sich
     direkt vor dem Abzug, aber das Teleskop ist nicht darüber, sondern an der Seite.«
    Plötzlich ging mir ein Licht auf. »Das ist es. Das habe ich gesehen.«
    »Meine Quelle sagt, es sei das erste Mal in seinem Leben, dass |344| er davon gehört habe, dass diese Waffe in Südafrika zum Einsatz gekommen sei. Die Frage ist: Was macht diese Waffe hier?«
    »Ich habe eine Vermutung.«
    »Ach ja?«
    »Es ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir, wenn ich zurück bin.«
    »Du klingst müde, Lemmer.«
    »Ich bin einfach kein Morgenmensch.«
    »Du lügst mich an.«
    »Alles in Ordnung.«
    »Du lügst mich an. Komm mir nicht machomäßig. Ich trete dir in den Arsch.« Jeanette Louw – wie immer voller Mitgefühl.
    »Macho? Ich? Wo ich doch in so enger Beziehung zu meiner weiblichen Seite stehe?«
    Sie lachte nicht. Sie klang besorgt, als sie sagte: »Wenn du Hilfe brauchst, frag.«
    Ich wollte keine Hilfe. »Tu ich. Ich schwör’s.«
    »Das ist ja was ganz Neues«, sagte sie.
    »Jeanette, eines noch. Es gibt einen Typen namens Stef Moller, dem gehört das Heuningklip Private Nature Reserve. Über fünfzig,
     sehr reich, aber keiner weiß, wo sein Geld herkommt. Kannst du das herausfinden?«
    Sie seufzte. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
     
    Bevor ich zum Flughafen fuhr, suchte ich einen Waffenladen. Es gab drei in der Stadt, aber nur einer hatte am 2. Januar geöffnet.
     Ich kaufte eine lustige Mischung aus Campingsachen, Männerklamotten und Waffen.
    Die Jagdmesser lagen in einem Glaskasten in der Nähe der Kasse. Der kleine Kerl hinter dem Tresen sah aus, als ginge er noch
     zur Schule. Vielleicht tat er das auch. Ich zeigte ihm, welches ich wollte.
    »Das kostet siebenhundert Rand«, sagte er ehrfürchtig, als wäre ich sowieso nicht in der Lage, mir das zu leisten.
    Ich nickte bloß.
    »Wie wollen Sie bezahlen?«
    |345| »Bar.«
    Er nahm das Messer heraus, wartete aber, bis ich ihm das Geld gegeben hatte, bevor er es mir aushändigte.
    Ich fuhr zum Flughafen.
    Die junge Schwarze bei Budget betrachtete meinen Führerschein zweimal, bevor sie mir die Schlüssel und den Vertrag reichte.
     Wir sind so visuelle Wesen. Sie, die Wimpy-Kellnerin und der Schuljunge hatten einen Mann gesehen, der im Unterholz gesessen
     und gewartet hatte, der eine lange Nacht damit verbracht hatte, sich zu schlagen und zu kämpfen, zu schwitzen und zu streiten,
     der noch nicht geduscht war oder sich die Zähne geputzt hatte.
    Ohne jede Fassade sah ich vielleicht aus wie der Mann, der ich in Wahrheit war.
    »Sie nehmen die Versicherung?«, fragte die Budget-Frau hoffnungsvoll.
    »Ja«, sagte ich.
    Sie gab mir einen weißen Nissan mit Doppelkabine, einen Drei-Liter-Diesel 4x4. Extravaganter, als mir lieb war, aber er würde
     reichen und war auf jeden Fall unauffälliger als der Audi.
    »Haben Sie eine Karte der Gegend?«
    Sie brachte mir eine. Ich schaute darauf und sah, dass sie mir nichts nützte – sie zeigte bloß die Teerstraßen im Lowveld.
    »Danke«, sagte ich und nahm sie trotzdem.
    In der Eingangshalle des Flughafens gab es einen kleinen Buchladen. Ich ging hinein und bat um Karten. Ich kaufte eine, die
     so geschickt gefaltet war, dass ich sie niemals wieder zusammenbekommen würde, aber zumindest zeigte sie das feine Netz der
     Kieswege, und dazu lockte sie:
Erkunden Sie Lowveld
.
    Ich setzte mich in den Nissan und überlegte, wie ich vorgehen sollte. Ich wollte auf den Mariepskop, ohne die Abzweigung zu
     meiner Farm zu passieren. Ich stellte fest, dass es unmöglich war. Es existierte nur ein Weg, und der führte an Motlasedis
     Tor vorbei.

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