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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Einschätzung Emmas, der Bedrohung, ihrer Beziehung
     zur Wahrheit. Das musste jedoch warten.
    Ich bog auf die Asphaltstraße und fuhr davon. Im Rückspiegel konnte ich sehen, dass der Astra uns folgte. Keine Diskretion.
     Zweihundert Meter hinter uns. Ein schlechtes Zeichen.
    Ich beschleunigte langsam. Ich wollte es Emma noch nicht wissen lassen.
    Die Straße nach Klaserie war gerade und breit. Bei 130 Stundenkilometern fiel der Astra ein wenig zurück, aber dann schloss
     er die Lücke wieder. Auch bei über 150 war er noch da.
    »Wir müssen durch Nelspruit nach Barberton und dann auf die R38«, sagte Emma gedankenverloren. »Das scheint die kürzeste …«
     Sie sah auf und sagte: »
So
eilig haben wir es nun auch …«
    Ich hob den Fuß vom Gaspedal. Ich wusste, was ich wissen musste.
    Sie schaute zu mir hinüber. »Alles in Ordnung, Lemmer?«
    »Ich wollte nur mal sehen, was der BMW bringt.«
    Sie nickte, traute mir und begann die Karte zusammenzufalten.
    »Was halten Sie von Wolhuter und Branca?«
    |96| Selbst wenn wir nicht von bewaffneten Männern verfolgt worden wären, wäre das nicht mein Wunschthema gewesen. Ich mochte Wolhuter
     und seinen Kumpanen nicht. Es gibt ein Lemmer-Gebot: Jeder, der den Satz sagt »Ich bin kein Rassist, aber …« ist einer. Ich
     war sicher, dass Wolhuter und Branca ihr nicht alles gesagt hatten, was sie wussten, ich wollte allerdings nicht derjenige
     sein, der ihr das beibrachte. Meiner bescheidenen Meinung nach war das Mogale Rehabilitation Centre für die Ökologie genauso
     bedeutsam, als würde man auf dem Deck der
Titanic
die Sonnenliegen umstellen – so war das mit den meisten grünen Initiativen. Aber all das war im Moment nicht wirklich wichtig.
    Ich musste mich mit dem Astra beschäftigen, und das hieß, Emma nun doch darüber in Kenntnis zu setzen.
    »Emma, ich muss etwas machen, und ich werde Ihre Hilfe brauchen«, sagte ich und achtete darauf, dass meine Stimme gleichmäßig
     und locker klang.
    »Oh?«
    »Aber bitte, Sie müssen genau tun, was ich sage, ohne zu zögern und ohne Fragen. Haben Sie verstanden?«
    Sie war nicht dumm. »Was ist los?«, fragte sie mit einem besorgten Tonfall, und dann sah sie sich um. Sie bemerkte den Astra.
     »Ist das … Verfolgen die uns?«
    »Das andere, was Sie tun müssen, ist ruhig zu bleiben. Atmen hilft, atmen Sie langsam und tief …«
    »Lemmer, was ist los?« Besorgt, beängstigt.
    Ruhig und langsam sagte ich: »Hören Sie mir zu! Bleiben Sie ruhig!«
    »Ich
bin
ruhig.«
    Zu streiten würde jetzt nicht helfen. »Das weiß ich, aber ich möchte, dass Sie noch ruhiger sind. So ruhig wie … eine Gurke.«
     Nicht besonders originell. »Oder eine Tomate, ein Salatblatt, irgend so etwas«, sagte ich, und es funktionierte.
    Sie lachte, kurz und nervös. »Ich glaube, das ist der längste Satz, den Sie bisher zu mir gesagt haben«, sagte sie und atmete
     tief durch. »Alles in Ordnung. Was ist los?«
    |97| »Der Astra ist seit der Einfahrt zu Mogale hinter uns … Schauen Sie nicht noch einmal hin. Ich muss mich darum kümmern. Ihn
     abzuhängen geht nicht, diese Opel können mithalten, und ich kenne die Straße nicht so gut …«
    »Gehen wir zur Polizei.« So einfach. Warum war ich nicht darauf gekommen?
    »Das könnten wir, aber die nächste Polizeiwache ist sechzig Kilometer entfernt. Und was sollen wir denen sagen? Worüber sollen
     wir uns beschweren? Das Problem ist, der Beifahrer hinter uns hat ein Gewehr bei sich. Ein R4. Er hat sich die Mühe gemacht,
     es uns sehen zu lassen. Ich frage mich, warum – aber keine der möglichen Antworten gefällt mir. Das Beste, was ich jetzt tun
     kann, ist, ihm die Waffe wegzunehmen. Dann können wir ja mal hören, was für eine Geschichte die zu erzählen haben. Aber um
     das hinzubekommen, müssen Sie mir helfen, Sie müssen tun, worum ich Sie bitte. Okay?«
    Ihre Reaktion war nicht die, die ich erwartet hatte.
    »Wieso können Sie jetzt reden, Lemmer?«
    »Wie bitte?«
    »Zwei Tage lang tun Sie so, als wären Sie dieser … stille, öde Typ, der nichts zu sagen hat, der kein Gespräch führen kann,
     und jetzt sprudelt es nur so aus Ihnen heraus …«
    Still und öde. Ich musste es herunterschlucken. »Emma, ich …«
    »Ich habe gestern neben Ihnen geweint, und Sie haben dagesessen wie eine Ziegelmauer …«
    »Vielleicht ist jetzt nicht der beste Augenblick, um …«
    »Ein Bauarbeiter? Der Häuser baut? So was können Sie Wolhuter sagen, aber nicht mir.« Mit bitterer

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