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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Schweiß rann mir über das Gesicht, über
     die Brust, den Rücken.
    Plötzlich endete der Busch. Ich blieb stehen. Der Astra stand dreißig Meter rechts von mir, von mir weggerichtet, der Motor
     lief immer noch. Sie beobachteten die Tankstelle. Ich zögerte einen Augenblick, atmete bewusst langsam aus.
    Vier Minuten. Sie würden unruhig werden.
    Ich konnte hören, dass sich von links ein Wagen näherte. Das würde mir helfen. Ich wartete, und als er direkt vor mir war,
     rannte ich gebückt hinter dem Fahrzeug quer über die Straße. Es war ein Pick-up mit einer sich gelangweilt umschauenden Kuh
     auf der Ladefläche.
    Ich wandte mich nach rechts in Richtung Astra und rannte an einem Zaun entlang, hoffentlich im toten Winkel des Fahrers. Ich
     wischte mir den Schweiß aus den Augen. Zwanzig Meter, zehn, fünf, dann drehte der Fahrer den Kopf, ein Schwarzer, er sah mir
     in die Augen, sein Mund formte ein »Oh«, er sagte etwas. Die Beifahrertür öffnete sich, und dann war ich da und öffnete sie
     noch weiter. Die R4 schwang herum, ich packte den Lauf mit der linken Hand, das Visier bohrte sich tief in meine Handfläche,
     Blut und Schweiß machten den Lauf rutschig, aber ich bekam das Gewehr zu fassen |101| und riss es gewaltsam hoch und von mir weg. Ich schlug den Weißen mit der rechten Hand, so fest ich konnte, auf die Nase.
     Es war ein kräftiger Hieb, Schmerz durchfuhr meinen Arm, und ich spürte Knorpel brechen. Der Griff, mit dem der Weiße das
     Gewehr hielt, erschlaffte.
    Es war eine R5, die kürzere Version der R4. Ich packte sie mit beiden Händen und entriss sie ihm. Schlug ihn mit dem Klappgriff
     über dem Ohr gegen den Kopf, er stieß einen Laut aus.
    Ich drehte die Waffe um, spannte sie und drückte meinen Daumen gegen den Sicherungshebel. Löste ihn und zielte mit dem Gewehr
     auf den Fahrer.
    »Nachmittag,
kêrels
«, sagte ich.
    Der Weiße sagte »Huh …« und hob seine Hand unsicher zu seiner blutigen Nase.

|102| 14
    Ich rief Emma an. Sie meldete sich mit besorgter Stimme. »Lemmer?«
    »Sie können jetzt kommen. Ich stehe beim Astra, etwa hundert Meter links der Tankstelle.« Ich beendete den Anruf rasch.
    Ich sah sie das Café verlassen und in meine Richtung gehen. Die Männer lagen vor mir im Gras, Seite an Seite, mit dem Gesicht
     nach unten im Staub, die Hände auf dem Rücken. Ich zielte mit der R5 auf den Schwarzen, der Weiße würde mir keinen Ärger machen.
    Emma kam näher. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, was geschehen war. Ich streckte ihr den Ausweis des schwarzen Sergeants
     entgegen. »Es sind Polizisten«, sagte ich ihr. »Jack Phatudis Leute.«
    »Polizisten?« Sie schwitzte auch, wischte sich die Tropfen von der Stirn und nahm den Ausweis.
    »Ihr steckt tief in der Scheiße«, sagte der weiße Constable.
    »Pass auf, was du sagst, Kumpel. Wir befinden uns in Gegenwart einer Dame«, sagte ich und trat näher an ihn heran.
    »Warum sind Sie uns gefolgt?«, fragte Emma.
    »Um Sie zu schützen«, sagte der schwarze Sergeant.
    »Vor was?«, fragte Emma.
    Das hatte ich auch gefragt – und dasselbe Schweigen geerntet.
    »Aufstehen«, sagte ich und zog das Magazin der R5 heraus. Sie erhoben sich. Der Constable mit größeren Schwierigkeiten als
     der Sergeant. Ich drehte das Gewehr herum und reichte es Brechnase mit dem Griff voran. Ich steckte das Magazin in die Tasche.
     »Eure Pistolen liegen im Wagen.«
    »Sie sind verhaftet«, sagte der Sergeant.
    |103| »Rufen Sie Jack Phatudi mit Ihrem Handy an.«
    »Wollen Sie sich dem Arrest widersetzen?« Ohne Überzeugung.
    »Rufen Sie Phatudi an und lassen Sie die Dame mit ihm sprechen.«
    Er war nicht groß, zwanzig Zentimeter kleiner als ich, und dünn. Er war unzufrieden, und ich vermutete, dass er sich nicht
     darauf freute, den Inspector anzurufen und alles zu erklären.
    »Geben Sie mir einfach seine Nummer«, sagte Emma und hielt ihr Handy schon in der Hand.
    Das war ihm lieber. Er sagte die Nummer auf. Emma tippte sie ein. Ich ging hinüber zu dem Constable.
    »Ich kann Ihnen mit der Nase helfen«, sagte ich.
    Er trat einen Schritt zurück. »Ich sperre dich ein, du A-…« Er unterbrach sich und warf Emma einen Blick zu.
    »Wie du willst.«
    »Inspector?«, sagte Emma in ihr Handy. »Hier ist Emma le Roux. Ich stehe an der Straße nach Klaserie mit zwei Ihrer Männer,
     die sagen, Sie hätten ihnen befohlen, uns zu folgen.«
    Sie hörte zu. Ich konnte leise Phatudis Stimme hören, kraftvoll und wütend, die Worte waren

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