Weißer Schatten
kam mit einem breiten Lächeln auf mich zu.
Ich schob die Glock in meinen Hosenbund.
»Hey, Mann.« Er streckte mir die Hand hin, als wären wir alte Freunde.
»Hi, Dick.«
Wir gaben einander die Hand. »Wie geht’s?«
|242| »Alles in Ordnung. Und selbst?«
»Können wir uns reinsetzen?« Er machte eine Handbewegung. »Hier laufen Löwen rum.«
Ich hätte nicht gedacht, dass ein leitender Wildhüter Angst vor Löwen hatte, aber ich sagte: »Klar.« Wir stiegen in den Audi.
Er sah nicht, dass ich die Glock herauszog und zwischen Sitz und Tür ablegte.
Dick nahm seinen Hut ab und legte ihn in den Schoß. Seine Finger spielten an der Krempe herum. »Ich habe von der ganzen Sache
gehört, Mann. Wie geht’s Emma?«
»Ihr Zustand sei stabil, sagen die Ärzte.« War er mir hinterhergefahren, um mich nach Emma zu fragen?
»Schrecklich, Mann. Schreckliche Sache. Und jetzt sagt Susan, es wäre ein Carjacking?«
»Ja.«
»Krass.«
»Dick, Sie sind doch nicht hinter mir hergekommen, um nach Emma zu fragen.«
»Na ja, schon auch …«
»Was kann ich für Sie tun?«
Er grinste. »Es ist nur so … Sie ist echt ein cooles Mädel, Emma …«
»Ja, das ist sie.«
»Und Sie – arbeiten Sie für sie, irgendwie?«
»Ja.«
»Als was?«
»Ich bin Bodyguard.«
Dick schaute mich mit neuem Respekt an. »Stark, Mann.« Und dann: »Ich wollte bloß sicher sein, dass ihr zwei, irgendwie …
dass ihr kein Paar seid. Irgendwie …«
»Nein, sind wir nicht.«
»Ist sie mit jemand zusammen? Ich meine …«
»Nicht, soweit ich weiß.«
»Glauben Sie, ich könnte sie im Krankenhaus besuchen?«
»Sie liegt im Koma, Dick.«
»Habe ich gehört. Aber ich meine, wenn es ihr besser geht …«
|243|
Dick – Leitender Wildhüter und Naturführer
war verknallt in Emma le Roux.
»Ich bin sicher, dass Emma das sehr freuen würde.«
»Wissen Sie, dass Susan Sie echt scharf findet?«
Ich musste den Drang zu lachen unterdrücken – meine Rippen schmerzten noch zu sehr. Dick hatte sich das alles schön ausgedacht.
Er und Emma, Susan und ich, zwei glückliche Pärchen. »Sie ist ein nettes Mädchen.«
»Sie ist scharf, Kumpel.«
Wusste er das aus erster Hand?
»Bestimmt.«
Er hörte mich nicht, er dachte wieder über Emma nach. Er schaute hinaus auf das Feld und die Mopani-Bäume. »Es ist komisch,
wissen Sie, mit Emma … Ich dachte bloß, da wäre irgendwie diese …wie eine Verbindung, verstehen Sie …«
»Oh?«
»Mann, sie ist irgendwie radikal, richtig superschön. Verstehen Sie? Und
präsent,
Kumpel. Wissen Sie, was ich meine? Sie ist echt voll hier. Viele von den Frauen, die so gut aussehen, sind keine guten Typen,
aber Emma … Sie ist
hier
…« Dann fiel ihm etwas anderes ein. »Warum braucht sie einen Bodyguard? Ist sie berühmt oder so?« Es schien ihm Sorgen zu
machen, dass das seine Chancen verringerte.
Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass ich Dicks großes Interesse nutzen konnte.
»Nein, nur vorsichtig. Wissen Sie, warum sie hier war, Dick?«
»Nein.«
»Sie sucht nach ihrem Bruder.«
»Krass, Mann. Hat sie ihn gefunden?«
»Nein, aber ich werde es jetzt versuchen. Und Sie könnten mir helfen.«
»Sagen Sie einfach Bescheid, Kumpel.«
Ich war aufgestiegen. Vom »Mann« zum »Kumpel«. »Kennen Sie Edwin, den Wachmann?«
»Den kenne ich.«
»Wissen Sie, wo er wohnt?«
|244| »Klar. Ungefähr einen halben Kilometer vom Bahnhof Acornhoek. Das ist vielleicht zwanzig Kilometer von hier. Sie fahren Richtung
Nelspruit, bis Sie das Schild sehen. Ich könnte es Ihnen zeigen, doch ich habe Dienst. Aber Sie können es sowieso nicht übersehen.
Biegen Sie einfach links ab hinter dem Bahnhof Acornhoek, und er ist auf der linken Seite. Vor dem Haus hat er eine kleine
Betonmauer mit so halben Wagenrädern drauf, und er hat sie pink angemalt. Echt krass, Kumpel.«
»Das werde ich finden. Wissen Sie, wie er mit Nachnamen heißt?«
Dick dachte nach. »Nein. Ich weiß, ich sollte, aber …«
»Ist egal. Noch etwas. Es könnte sein, dass Emmas Bruder in Mogale gearbeitet hat. Dem Auswilderungszentrum. Ich suche nach
Informationen über den Laden …«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist ein komischer Haufen, Kumpel …«
»Oh?«
»Echt merkwürdige Typen, das kann ich Ihnen sagen.«
»Erzähl.«
»Radikal, Mann. Die sind radikal.«
»In welchem Sinne, Dick?«
»Sie sind durchgeknallt, Kumpel, sehr krass radikal. Verstehen Sie?«
Ich verstand nicht. Dick sprach eine
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