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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Jeep war in Gauteng registriert. Es konnte aber auch ein gefälschtes Nummernschild sein.
    Nichts ergab einen Sinn. Das Straßenschild nach Acornhoek hinderte mich daran, noch länger diesen Problemen nachzuhängen.
     
    Ich bog am Bahnhof links ab, wie Dick es mir gesagt hatte, und plötzlich standen überall Polizeiwagen. Die staubige Straße
     war zu schmal, um zu wenden.
    Es waren fünf SAPS Pick-ups und eine Horde blauer Uniformen. Der Audi fiel auf wie eine Nonne bei einem Sex-Therapie-Workshop.
     Alle schauten mich misstrauisch an. Die rosafarbene Betonmauer war ausgesprochen auffällig, und Jack Phatudi stand auf der
     Schwelle des einfachen Ziegelhauses. Er rief etwas und winkte, und ein Uniformierter rannte in meine Richtung und hob eine
     Hand. Stopp.
    Ich fuhr von der Straße und stieg aus. Die Hitze war lähmend, kein Baum in der Nähe, der Schatten spendete. Phatudi kam gemessenen
     Schrittes durch das kleine Tor in der Betonmauer näher.
    »Martin«, sagte er voller Abscheu.
    »Jack.«
    »Was wollen Sie hier?« Sehr aggressiv.
    »Ich habe nach Ihnen gesucht.«
    »Nach mir?«
    »Ich wollte Ihnen einige Fragen stellen.«
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass ich hier bin?«
    »Die Wache«, log ich. »Was ist hier los?«
    »Edwin Dibakwane ist tot.«
    »Der Wachmann?
    »Ja, der Wachmann.«
    »Was ist passiert?«
    |253| »Das wissen Sie nicht?«
    »Woher sollte ich das wissen, Jack? Ich komme gerade aus Mohlolobe.«
    »Was wollten Sie da?«
    »Unsere Rechnung war nicht bezahlt. Was ist mit Edwin passiert?«
    »Das wissen Sie.«
    »Weiß ich nicht.«
    »Natürlich wissen Sie das. Er war derjenige, der Ihnen die Nachricht gegeben hat.« Phatudi kam näher. »Was ist vorgefallen?
     Wollte er Ihnen nicht sagen, wo der Brief herkam?« Der Inspector trat dicht vor mich. Er strahlte größte Wut aus. Oder war
     es Hass? »Also haben Sie ihm die Fingernägel ausgerissen, nicht wahr? Weil er es nicht verraten hat? Sie haben ihn gefoltert
     und erschossen – und dann in die Green Valley Plantation geworfen.«
    Die schwarzen Constables kamen näher, eine Mauer des Misstrauens.
    »Jemand hat ihm die Nägel ausgerissen?«
    »Hat Ihnen das Spaß gemacht, Martin?«
    Ich musste ruhig bleiben. »Sollten Sie nicht erst mal im SouthMed Hospital anrufen, Jack, und mein Alibi überprüfen?«
    Er hob die Arme, und ich dachte, er würde mich schlagen. Ich war darauf vorbereitet, doch die Bewegung war nur eine Geste,
     die Enttäuschung ausdrückte. »Sie … Warum? Sie machen bloß Ärger. Sie und diese Frau. Seit Sie gekommen sind. Wolhuter … Le
     Roux im Krankenhaus. Und jetzt das! Sie haben uns diesen Ärger eingebrockt.«
    »Wir, Jack?« Ich durfte nicht wütend werden. Ich holte tief Atem. »Sagen Sie, warum haben Sie Emma nicht von den maskierten
     Männern erzählt, die Hunde erschießen und Leute an tote Impalas fesseln? Warum haben Sie die Honey Badgers vorgestern nicht
     erwähnt, als ich Ihnen erzählt habe, dass die Männer, die auf Emma geschossen haben, Balaclavas trugen? Und jetzt erzählen
     Sie mir nicht, dass Sie die Verbindung nicht |254| hergestellt hätten, Jack. Sie hatten Ärger, lange bevor wir gekommen sind.«
    Falls ich gedacht hatte, meine Worte würden ihn beruhigen, hatte ich falsch gelegen. Er blies sich auf wie eine Kröte. »Das
     ist nichts – nichts. Edwin Dibakwane … er hat Kinder. Er … Sie … Wer tut so etwas? Wer tut einem Mann das an? Alles, was er
     … einen Brief, das ist alles, was er … Sie …«
    Ich hatte nicht viele Möglichkeiten. Ich war mir der Polizisten um uns herum genau bewusst. Und Phatudis Behauptung, dass
     Emma und ich Edwins Tod zu verantworten hatten, entbehrte nicht ganz jeder Grundlage. Ich hielt meinen Mund.
    Er starrte mich voller Ekel an. »Sie …«, sagte er noch einmal, verkniff sich dann alles Weitere und schüttelte den Kopf. Er
     ballte seine großen Pranken und streckte sie. Dann wandte er sich um und ging zurück zu dem kleinen Haus, blieb stehen und
     starrte mich an. »Sie …«, sagte er und kam zu mir zurück. Er zeigte mit einem Finger auf mich, stemmte die Hände in die Hüften
     und schaute den Weg zum Bahnhof entlang. Er sagte etwas in einem lokalen Dialekt, zwei oder drei bittere Sätze, dann wandte
     er sich wieder mir zu. »Ordnung«, sagte er. »Das ist meine Aufgabe. Die Ordnung zu erhalten. Das Chaos zu bekämpfen. Aber
     dieses Land …«
    Er konzentrierte sich wieder auf mich.
    »Ich habe es Ihnen schon gesagt. Sie wissen nicht, wie es hier

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