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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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war – eine Frau im Koma, ein Wachmann gefoltert und ermordet, ein Toter im Löwenkäfig. Der verrückte Cobie de Villiers konnte
     nicht für all das verantwortlich sein. Es ist eine Sache, Bauern Drohbriefe zu schicken, Hunde zu erschießen und Gebäude niederzubrennen.
     Eine ganz andere Geschichte ist es, den Rest des Lebens im Knast zu verbringen.
    Also konnte ich Möglichkeit Nummer drei auch streichen.
    Ich ging vom Audi die Straße entlang. Dann wieder zurück. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte.
    Ich öffnete die Tür und stieg ein. Ließ den Wagen an. Bog rechts auf die Asphaltstraße ab, in Richtung Hoedspruits, Mogales
     und Mohlolobes.
    Ich fuhr. Ich hatte nichts anderes zu tun.
    An der Abzweigung zum Kruger-Park, der R351, bemerkte ich das handgeschriebene Werbeschild.
Warthog Bush Pub. Kaltes Bier!!!!! Klimaanlage!!! Offen!
Zum ersten Mal sagte mir das etwas. Ich dachte einen Kilometer darüber nach, verlangsamte den Wagen dann und hielt schließlich.
     Wartete den Gegenverkehr ab und wendete.
    Zeit zum Nachdenken. Mal sehen, wo sie versucht hatten, meinen Kumpel Dick zu rekrutieren.
     
    Es war kein Schuppen für ausländische Touristen. Ein großes Gebäude und sechs oder sieben kleinere zwischen Mopani-Bäumen.
     Weiß getünchte Wände, ein ergrautes und ungepflegtes Strohdach. Drei heruntergekommene Land Cruisers, ein alter Toyota mit
     Einzelkabine, zwei große altmodische Mercedes-Limousinen, ein neuer Nissan mit Doppelkabine und ein Land Rover Defender undefinierbaren
     Alters. Drei hatten Nummernschilder aus dem Mpumalanga, die anderen waren aus der Provinz Limpopo.
    Eine ganz normale Kneipe für diese Gegend.
    Am größten Gebäude hing ein schiefes Schild. Vor ewigen Zeiten hatte jemand ohne besonderes künstlerisches Talent |261| das Wort
Warthog
und eine Karikatur eines Warzenschweins in das dunkle Holz geschnitzt. Ein Schild in Form eines Nummernschildes war darunter
     angeschraubt:
Bush Pub
. Ein weiß gestrichenes Brett, das ordentlich an die Wand montiert war, versprach in roten Lettern:
Mittagessen! Große Speisekarte! Echte Wildgerichte! Grillteller! Warzenschwein-Burger!
    Im Fenster neben der großen Holztür war ein kleiner verblasster Zettel mit Klebeband angebracht worden, wie ein Nachgedanke.
Vermietungen.
Ich öffnete die Tür. Die Klimaanlage funktionierte. Die Bar nahm die gesamte Länge des Gebäudes ein. Holztische und Bänke
     standen im Rest des Raumes. Alle gedeckt. Ein Silvesterbanner hing an den Holzbalken.
Happy New Year!!!!!!!
Das Management mochte Ausrufezeichen.
    Die verblasste Wand war voller Graffiti.
Jamie & Susan waren hier. Eddie the German. Morgan und die Gang. Oloff Johannsen. Rettet die Wale, harpuniert fette Mädels.
     Free Mandela – mit jeder Schachtel Rice Krispies. Semper Fi. Naas Botha war hier. Seker omdat Morné nie kom nie. Make Love,
     Not War = Steek, Maar Nie Met’n Mes Nie.
Cartoons, unleserliche Unterschriften.
    An fünf Tischen saßen Leute in Grüppchen von acht oder mehr. Der Lautstärke ihrer Gespräche entnahm ich, dass sie schon mit
     den Neujahrsfeierlichkeiten begonnen hatten. Hinter der Bar holte eine Frau Gläser aus einer Plastikkiste. Als ich mich an
     die lange Bar setzte, kam sie zu mir.
    »Was wollen Sie?«
    »Dry Lemon mit Eis, bitte.«
    »An Silvester?« Amüsierte Lachfältchen. Sie war auf der falschen Seite der vierzig, aber nicht unattraktiv, Nase und Mund
     passten gut zusammen. Ihre Augen waren hell, ein graues Grün, ihr Haar war lang und lockte sich in braunen Wellen auf ihren
     Schultern. Ohrringe in der Form des Mondes und der Sterne. Ein ärmelloses T-Shirt in verwaschenem Orange bedeckte ihre üppigen
     Brüste. Blue Jeans mit einer dramatischen Gürtelschnalle, afrikanische Perlen um den |262| Hals, eine Kaskade von Armreifen, hübsche Hände mit zu viel Ringen. Lange Fingernägel, grün lackiert.
    »Ja, danke.«
    Sie trat an einen Kühlschrank mit Schiebetür. Sie sah gut aus in den Jeans. Auf dem Schulterblatt hatte sie ein Tattoo, ein
     asiatisches Schriftzeichen. Sie nahm eine Dose Limonade heraus – eine kleine.
    »Davon zwei, bitte.«
    Sie nahm noch eine heraus, stellte beide nebeneinander, nahm ein Bierglas und füllte es mit Eis. Dann brachte sie mir alles.
    »Wollen Sie anschreiben?«
    »Bitte.«
    Sie öffnete die Dosen. Ich bemerkte Hunderte von Visitenkarten auf den Regalen mit Flaschen. Unter der Decke hing eine Reihe
     Baseballkappen. Traktoren und Auto-Logos. Ein ganz normaler

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