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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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gemacht?«
    »Ein Betäubungsmittel«, erklärte Niklas mit kalter Stimme. »Leider ist sie zuvor gestolpert.«
    »Wie lange befindet sie sich schon in diesem Zustand?«
    »Ich hab ihr eine Spritze gestern Nacht gegeben, als ich sie eingefangen habe, und heute Vormittag noch eine. Mach dir keine Sorgen. Ich hab das zuvor an Hunden ausprobiert.«
    »An Hunden!?« Andreas starrte Niklas fassungslos an und wirbelte dann zur Beifahrertür herum. »Robert, wie konntest du das zulassen?« Sein Freund starrte betroffen zu Boden. »Wir werden das Mädchen sofort wieder freilassen.«
    »Nein, das werden wir nicht!«, zischte Niklas. Er beugte sich zu ihm nach hinten und seine Augen funkelten gefährlich. »Und jetzt fahr deinen verdammten Samariterkomplex runter und schalte dein Gehirn an! Du hast offenbar vergessen, womit wir es heute zu tun bekommen? Wir brauchen die Kleine. Ohne sie geht es nicht!«



Wei ße Spuren
    Die dunkle Wolkendecke war aufgebrochen, als Robert gemeinsam mit Andy, Elke und Miriam den Heimweg antrat. Über ihnen am Nachthimmel funkelten die Sterne, unter die sich der Mond als dünne Sichel gemischt hatte. Sein kaltes Licht war erstaunlich hell. Alles um sie herum wirkte jetzt seltsam friedlich und ruhig, wie in Watte gepackt. Ganz so, als habe sich der Wind nach dem unheimlichen Mitternachtsorkan ermattet zur Ruhe gelegt. Robert traute dem Frieden dennoch nicht. Die verharschte Schneedecke glitzerte im Sternenlicht, und bei jedem Schritt knarzte es unter ihren Füßen. Was auch immer sich über Perchtal ausgetobt hatte, es hatte selbst die feinsten Ritzen der Häuser mit einem weißen Überzug bedeckt. Auf manchen der Straßen und Plätze lag nicht viel mehr Schnee als in den Stunden zuvor, an wieder anderen Stellen hatten sich die Schneewehen bis hoch zu den Fenstern der umliegenden Häuser aufgetürmt. Gerade erst waren sie an einem Auto vorbeigekommen, dessen Motorhaube komplett unter dem allgegenwärtigen Weiß verschwunden war, während das Fahrzeug daneben so aussah, als sei es lediglich von einem Hauch Puderzucker bestäubt worden. Das Dorfbild wirkte … chaotisch. Und noch immer war es eisig kalt.
    Sie wollten gerade in einen Straßenzug einbiegen, der in Richtung Brennergasse führte, als Elke vor Überraschung aufschrie. Keine sechs oder sieben Schritte vor ihnen lag ein toter Hundekörper, dessen Leib von gleich drei Eiszapfen auf einmal durchbohrt worden war.
    »Mein Gott!« Miriam schlug die Hand vor den Mund, doch Andy ergriff sie und Elke am Arm und führte die beiden Mädchen an der Tierleiche vorbei.
    »Kommt, weiter! Nicht hinsehen.«
    Robert blieb noch eine Weile stehen, betrachtete den toten Hund und mahlte mit den Zähnen. Inzwischen war er weit davon entfernt, noch Furcht zu empfinden. Die Angst war zwar noch da, aber er hatte dieses Gefühl in einen stillen Winkel seines Bewusstseins verdrängt. Stattdessen loderte in ihm zunehmend die Wut. Das, was sie angegriffen hatte, hatte versucht, sie zu töten. Der Schäferhund vor ihm im Schnee war der beste Beweis dafür. Was auch immer dafür verantwortlich war, wo auch immer diese Macht jetzt steckte, am liebsten hätte er sich einen Benzinkanister geschnappt und dieses Etwas in Brand gesteckt. Er hatte längst nicht die quietschenden Laute vergessen, die diese Schneemaden von sich gegeben hatten, als Andy ihnen mit der Fackel zu Leibe gerückt war. Feuer schien das Etwas zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. War diese Entität gar der Teufel? Robert konnte ehrlich gesagt noch immer nicht so recht daran glauben. Andererseits hätte er bis vor zwei Stunden auch abgestritten, dass so etwas wie Geistererscheinungen möglich waren. Sein komplettes Weltbild war von einem Moment zum anderen zertrümmert worden, und er hatte es immer noch nicht geschafft, all die Splitter zu einem neuen Bild zusammenzufügen. Zumindest war dieses Etwas nicht allmächtig. Jedenfalls war es ihm nicht vergönnt gewesen, sie zur Strecke zu bringen, obwohl es das ganz sicher vorgehabt hatte. Die Frage war nur, ob das vorhin schon alles gewesen war? Was, wenn das Erlebte bloß ein Vorgeschmack gewesen war auf … Ja, auf was?
    Robert wandte sich kopfschüttelnd von dem Hundekadaver ab und folgte seinen drei Freunden, die bereits am hinteren Ende der Gasse angelangt waren. Kurz daraufstanden sie in dem von schiefen Häusern gesäumten Straßenzug, wo Elke und Miriam wohnten. Das Schaufenster des Schnapsladens der Bierbichlers war dunkel, aber sie hätten

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