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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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wieder gleißendes Licht hindurchzwängte. Auch der Motorlärm wurde beständig lauter. Welchen Weg der Unbekannte im Forst auch immer eingeschlagen hatte, offenbar versuchte er, ihnen den Weg abzuschneiden.
    »Ja, schaffe ich«, stöhnte Robert. »Wieso? Was hast du vor?«
    »Ganz einfach«, Andreas deutete fahrig zu einer ausladenden Tanne, unter deren tief herabgesenkten Zweigen sich ein dunkler, schneeloser Hohlraum gebildet hatte. »Du versteckst dich da vorn, und ich lenke ihn ab.«
    »Bist du wahnsinnig geworden?«, keuchte Robert.
    »Ich fahre besser als du«, raunzte ihn Andreas an. »Mach dir keine Sorgen, den hänge ich ab. Wir treffen uns im Sägewerk.
    Die Haustür ist eh kaputt, und im Bad findest du Verbandsmaterial. Warte, bis der Wagen vorbeigefahren ist, bevor du losfährst. Und jetzt mach schon, der Kerl ist gleich hier!«
    Robert nickte nur, und Andreas half ihm dabei, sich unter der Tanne zu verstecken. Anschließend kehrte er zum verschneiten Pfad zurück und lauerte dort mitten auf dem Weg auf ihren Verfolger. Der ließ nicht lange auf sich warten. Wütender Motorenlärm erfüllte die Nacht, Äste und Zweige krachten, und unvermittelt brach ein Fahrzeug mit aufgeblendeten Scheinwerfern aus dem Unterholz hervor. Andreas wartete gerade so lange, bis er sich sicher war, dass ihn der Fahrer erblickt hatte, dann stieß er sich ab und jagte auf seinen Skiern schwungvoll den Waldpfad entlang zurück in Richtung Ortschaft. Hinter ihm heulte das Fahrzeug ein weiteres Mal auf, und Andreas konnte hören, wie der Fremde in einen anderen Gang schaltete, um mit knirschenden Reifen die Verfolgung aufzunehmen. Verdammt! Die Mistkarre kam trotz des vielen Schnees überraschend schnell voran. Immerhin, der Fremde hatte bereits die Stelle passiert, wo sich Robert versteckt hielt. Andreas schlidderte auf seinen Brettern den huckeligen Pfad entlang und verlagerte immer wieder sein Gewicht, um an Geschwindigkeit zuzulegen. Schnee und Wind peitschten ihm ins Gesicht. Er musste aufpassen. Die Sicht war trotz des Lichtscheins hinter ihm nicht gut genug, als dass er sich an allzu kühnen Manövern probieren durfte. Außerdem standen die Bäume am Wegesrand so dicht, dass ein Ausbruch unmöglich war. Und doch musste er weg von hier. Das verdammte Fahrzeug war drauf und dran, ihn einzuholen. Hinter ihm röhrte der Motor auf, und ein weiterer Pistolenschuss peitschte durch die Nacht. Andreas duckte sich, schoss auf seinen Skiern unvermittelt über einen kleineren Hügel hinweg und schaffte es beim Aufsetzen nur mühsam das Gleichgewicht zu bewahren. Dann sauste er, wilde Haken schlagend, weiter den Waldpfad hinunter. Bloß kein leichtes Ziel bieten! Endlich entdeckte er rechter Hand eine abfallende Schonung mit jungen Bäumen. Alles auf eine Karte setzend, brach er vom Weg aus und raste auf seinen Brettern die Bergflanke hinab. Schnee spritzte auf, und nur mit Mühe kreuzte er eine junge Tanne aus. Schon jagte der nächste Baum heran, und dann noch einer und noch einer. Andreas schoss im Zickzack durch die Schonung, endlich fand er seinen Rhythmus. Mit kurzen Schwüngen wedelte er auf der jungfräulich verschneiten Fläche zwischen den Tannen entlang, während hinter ihm auf dem Waldpfad Bremsen quietschten. Es war so, wie er es sich erhofft hatte. Abseits des Weges kam der Fremde mit dem Fahrzeug nicht weiter. Im nächsten Augenblick fuhr der Wagen wieder an und donnerte den Forstweg entlang in Richtung Perchtal. Hatte der Kerl nun vor, ihn unten am Waldrand abzupassen?
    Darum konnte er sich später kümmern, denn er hatte jetzt andere Probleme. Ohne das Licht der Autoscheinwerfer war es nun so dunkel, dass er kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Die Schonung hatte er längst hinter sich gelassen, Geäst streifte immer wieder seine Jacke, und Schneelagen prasselten hinter ihm auf die Schultern. Verzweifelt versuchte Andreas abzubremsen, doch jäh sackte der Untergrund ein weiteres Mal ab, und es ging nun abwärts. Ein Steilhang! Andreas schrie auf vor Überraschung und konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten. Im steilen Schuss ging es jetzt nach unten. Dunkle Baumtitanen rasten auf ihn zu. Andreas brach mühevoll nach links aus und konnte doch nicht verhindern, dass ihm ein plötzlich heranrasender Zweig einen seiner Skistöcke entriss. Langsamer! Er musste langsamer werden, doch er hatte längst die Kontrolle über seine Bretter verloren. Inzwischen flog er nur so über den verschneiten Untergrund.

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