Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
flog in hohem Bogen durch die Dunkelheit, doch Andreas glitt aus und stürzte zu Boden. Panisch ließ er die Schippe los, da er über den glatten Untergrund auf die tiefe Felsspalte mit dem vereisten Wildbach zurutschte. Stattdessen umklammerte er das Bein des toten Michael Meyenberg. Köhler schrie zornig auf und rammte ihm mehrfach das Ende des Stabes zwischen die Schulterblätter. Andreas schrie. Hinter dem Plateau war jetzt das Gebrüll seiner Freunde zu hören, die ihre Verstecke verließen und auf die unheimliche Kampfstätte zurannten. Köhler wirbelte herum und Andreas sah, dass er im Gegenssatz zu ihnen mit Spikes an den Schuhen ausgerüstet war. Robert kraxelte über die Felskante auf der anderen Seite, doch bevor er seine Feuerwehraxt erheben konnte, zog ihm Köhler das Stabende über das Gesicht und sein Kumpel kippte gurgelnd hintenüber. Grelles rotes Licht flammte jenseits des Plateaus auf und eine rote Leuchtkugel fauchte nur wenige Zentimeter an Köhlers Gesicht vorbei, schlug hinter ihm gegen die Höhlenwand und verschwand sprühend in der Tiefe des Spalts.
    Köhler brüllte vor Wut. »Glaubt ihr verdammten Blagen, ihr könntet mich aufhalten?« Ein fauchendes Geräusch war zu hören und hinter dem Plateau leuchtete greller Schein auf, über dem eine dunklen Rauchwolke aufstieg. Miriam kraxelte mit dem Mut der Verzweiflung über die Felskante und attackierte Köhler mit ihrer Magnesiumfackel. Der lachte. Andreas zog sich an dem vereisten Toten empor und versuchte nicht in das wächserne Gesicht seines einstigen Selbst zu blicken. Auch er zerrte eine der Magnesiumfackeln hervor und entzündete diese. Köhler lachte weiterhin, wich Miriams Schlägen gekonnt aus und trat ihr dann mit seinen Spikes vor die Brust. Schreiend verlor das Mädchen ihre Fackel, überschlug sich mehrfach und blieb stöhnend auf dem Höhlenboden liegen. Schnell verschaffte sich Andreas einen Überblick. Robert lag bewusstlos neben Konrad, der nun endlich seinen Oberkörper aufrichtete und sie schreckensbleich ansah. Niklas stand noch immer wie paralysiert neben einem der eisigen Stalakmiten und Miriam krümmte sich heulend vor Schmerzen am Boden. Bevor Andreas nach Elke suchen konnte, wirbelte Köhler wieder zu ihm herum und musterte ihn und dann die zu Eis gefrorenen Körper ihrer Alter Egos hinter ihm. »Was seid ihr? Gespenster, oder so was?« Er leckte sich über die Lippen. »Keine Angst, ich hab das richtige Mittel, um sie euch auszutreiben!« Köhler hob den Stab mit den abgesplitterten Händen an und Andreas stürzte sich mit einem Schrei auf ihn. Doch Köhler war ihm hoffnungslos überlegen. Er parierte seinen Schlag und versetzte ihm sogleich einen Fausthieb in die Magengrube. Andreas schnappte nach Luft und klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Röchelnd fiel er zu Boden.
    »Eigentlich dachte ich, ich müsse mich mit einem Opfer bescheiden, aber sechs von euch sind natürlich besser.« Köhler wurde plötzlich still. »Du meine Güte, jetzt begreife ich. Das da hinten sind eure verschwundenen Geschwister, richtig? Ich hörte von ihnen.« Er grinste breit. »Offenbar waren sie sich nicht ganz einig, wie? Sie waren es, die den Riss verursacht haben. Darum fiel es mir so leicht, den Rauen Knecht anzurufen. Eigentlich müsste ich ihnen danken.« Er reckte den Stab abermals empor und wandte sich der Felswand mit dem eingeschlossenen Ungetüm zu. Teufel, von was redete der Mann? Andreas rang immer noch nach Luft. Im beschwörenden Tonfall brüllte Köhler etwas in einer unbekannten, kehlig klingenden Sprache und Andreas glaubte sehen zu können, wie der Stab vibrierte. Ein eigentümliches Gefühl erfasste ihn, als ob unsichtbare Wellen gegen seinen Körper brandeten. In diesem Moment spürte er nicht nur die Wärme Köhlers, sondern auch die seiner Freunde, so als stünde er direkt neben ihnen. Als würde ein unsichtbares Band ihre Seelen aneinander binden. Er konnte den Triumph Köhlers fühlen, als wäre es der Seine, doch ebenso die Angst und die Schmerzen seiner Freunde unten vor dem Plateau. Ohne Elke suchen zu müssen, wusste er jetzt, das sie schräg links von ihm hinter einem Felsen hockte und mit zitternden Händen die Leuchtpistole nachlud. Andreas ächzte. Ein lautes Knacken und Bersten erfüllte die Höhle und der Riss hinten in der Höhlenwand erweiterte sich. Blaues Licht quoll jetzt wie Nebelstreifen in die Höhle. Andreas versuchte sich aufzurichten, während Köhler über ihm seinen eigentümlichen

Weitere Kostenlose Bücher