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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Scheibe von Elkes und Miriams Zimmer. Er wiederholte das ganze zweimal, als das Fenster endlich geöffnet wurde. Andreas war sich sicher, dass sich Miriam zu ihnen nach draußen lehnte. »Hü Wir müssen reden.«
    Miriam sah sich misstrauisch in der Gasse um. »Wartet, wir machen euch auf!« Diesmal war es an Andreas und Robert, verdutzt dreinzublicken. Elke und Miriam hatten sie bislang noch nie ins elterliche Haus gebeten. Es dauerte nicht lange, und Elke öffnete ihnen. Sie war verschwitzt. »Schnell, kommt rein!«
    Die beiden Jungs fanden sich kurz darauf im Hausflur wieder, dessen kahle Wände von einer Garderobe und einem kitschigen Jesusbild geziert wurden.
    »Sind eure Eltern nicht da?«, wollte Robert wissen.
    »Nee, die sind in der Kirche«, meinte Miriam, die jetzt von oben zu ihnen runterkam.
    »Wir müssen euch was sagen!«, platzte es unisono aus Andreas und Elke heraus. Verwirrt sahen sich die beiden an.
    »Ihr zuerst!«, meinte Andreas. Elke führte die Jungs in ein benachbartes Esszimmer, dann berichtete sie ihnen aufgebracht, was sich am Vorabend ereignet hatte. Dass die Zwillinge bereits wussten, wer die Tote im See war, wunderte ihn irgendwie nicht. Doch als Elke offen von den unheimlichen Geschehnissen berichtete, die sie bei dem Leichenfund erlebt hatte, wurde ihm flau zumute. »Bitte, ihr müsst mir das glauben!«, endete Elke atemlos.
    Andreas fasste nach ihrer Hand. »Tun wir doch.«
    Er und Robert erzählten nun ihrerseits, was sie in der Nacht auf dem Friedhof erlebt hatten. Die beiden Mädchen lauschten mit aufgerissenen Augen, und Andreas spürte, wie sich Elkes Finger um seine Hand krampften.
    »Oh Gott!« Miriam zog die Beine an und umklammerte sie. »Das alles wird immer unheimlicher.« Einen Moment sah sie so aus, als würde sie in Tränen ausbrechen.
    »Mit anderen Worten: Niklas hat auch Geister gesehen?«, flüsterte Elke, und sie wirkte fast ein wenig erleichtert, so als habe sie insgeheim an ihrem Verstand gezweifelt. »Wart ihr heute schon bei ihm?«
    »Nee«, Andreas schüttelte den Kopf. »Und gestern auf dem Heimweg war uns ehrlich gesagt nicht mehr so nach Reden zumute.«
    »Wir müssen unbedingt mehr über unsere Schwester Anna herausfinden«, meinte Elke entschlossen. »Seit Vater und Mutter weg sind, sind wir dabei, die Wohnung auf den Kopf zu stellen. Denn wenn wir mal eine Schwester hatten, dann muss sie doch ebenfalls hier gelebt haben, oder nicht? Ich meine, stellt euch das doch bitte mal vor. Anna hat hier unter diesem Dach gelebt, in unserem Haus – und Vater und Mutter haben uns das all die Jahre über verheimlicht. Die haben nicht ein einziges Wort über sie verloren, nicht einmal in all den Jahren. Die …« Elke presste verbittert die Lippen aufeinander. »Die haben offenbar wirklich geglaubt, wir wären taub und blind und, ach, was weiß ich. Denen muss doch klar gewesen sein, dass wir irgendwann mal von ihr erfahren.«
    Andreas und Robert wechselten Blicke. »Na ja, wenn ihr Drillinge seid, muss sie nicht unbedingt hier gelebt haben. Wir haben da die Theorie aufgestellt …«, sagte Andreas.
    »Du hast diese Theorie aufgestellt«, unterbrach ihn Robert.
    »Ist doch egal«, meinte Andreas verärgert. »Also, wenn ihr Drillinge wart, dann mag eure Schwester bereits im Kindesalter irgendwie weggekommen sein.«
    »Drillinge?« Elke legte ihre Stirn in Falten. »Irgendwie habe ich die Unterhaltung gestern Nacht so verstanden, als wäre Anna unsere ältere Schwester. Alt genug sind Vater und Mutter ja.«
    »Und die Ähnlichkeit mit uns?«, wandte Miriam ein. »Ich finde das mit den Drillingen gar nicht so blöde.«
    »Wie lange sind eure Eltern denn noch weg?«, mischte sich Robert ein.
    »Locker bis Mittag. Sie sind in der Kirche. Helft ihr uns?«
    »Klar!«, antwortete Andreas. Entschlossen standen die vier auf und begannen damit, die Wohnung zu untersuchen. Elke und Miriam versicherten, dass sie, abgesehen von ihrem eigenen Zimmer, auch ihr kleines Bad oben untersucht hatten. Und sie hatten bereits damit begonnen, im Wohnzimmer Aktenordner und schwere religiöse Bildbände aus den Bücherschränken zu hieven. Die Jungs führten die anstrengende Arbeit fort, während die Mädchen das benachbarte Esszimmer auf den Kopf stellten. Doch es fand sich kein einziger Hinweis auf die Tote. Das Bad im Erdgeschoss überließen Andreas und Robert den Mädchen ebenso wie das elterliche Schlafzimmer, während sie akribisch die Küche durchsuchten. Sogar die kleine Speisekammer

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