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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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erfüllen – der vernünftige Mann sein, der die Verantwortung übernimmt.
    »Nein? Was fehlt Persephone dann?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Alcina unglücklich.
    Sir Alan nahm einen Stuhl und trug ihn durchs Zimmer, um sich neben seine Frau zu setzen.
    »Sei vorsichtig«, schalt sie ihn. Sie saßen nebeneinander und betrachteten ihre kranke Tochter.
    »Sie will nicht trinken oder essen«, sagte Alcina.
    Alan war Persephone nahe genug, um zu sehen, wie schwach sie in den letzten Stunden geworden war. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihre Haut war kalkweiß. IhrMund stand offen. Die Brust hob und senkte sich langsam; ihre Glieder und der Kopf waren reglos, als hätte sie jede Energie verlassen.
    »Das Sauerstoffgerät«, sagte Sir Alan und stand auf. »Haben sie sie vorhin nicht mit Sauerstoff beatmet?« Er trat ans Bett und wickelte den Schlauch von der Sauerstoffflasche.
    Die Tür ging auf, und Dr. Minos kam herein. »Was machen Sie da?«
    »Ich sehe sie an«, polterte Sir Alan verlegen, weil er erwischt worden war, als er sich an Klinikeigentum zu schaffen gemacht hatte. »Sie ringt um Atem. Vorhin noch hat sie Sauerstoff bekommen.«
    »Sauerstoff hilft nicht.«
    »Sie hat Fieber «, kreischte Lady Vine. »Die Antibiotica, die Sie ihr geben, wirken nicht.«
    Dr. Minos musterte sie kühl. »Wir verabreichen ihr keine Antibiotica, sondern antimycobakterielle Mittel.«
    »Moment«, meldete sich Sir Alan wieder zu Wort. »Warum hilft Sauerstoff nicht? Und die Medikamente schlagen nicht an?«
    Dr. Minos nahm Persephones Krankenkarte aus der Hülle am Fußteil des Bettes und überflog sie. Die Vines warteten schweigend. Er schob die Karte zurück in die Hülle, dann wandte er sich den Eltern zu und bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick, der keinen Zweifel daran ließ, was er ihnen eröffnen musste.
    »Die Erkrankung Ihrer Tochter ist sehr weit fortgeschritten.«
    Alcina stellte einige Fragen und erhielt knappe, entschiedene Antworten. Irgendwann ließ der Arzt sie allein. Sie waren verzweifelt. Sir Alan unterdrückte den Drang,sein kleines Mädchen zu berühren, ihren Puls, ihre Atmung zu fühlen, sie in den Arm zu nehmen und seine eigene Gesundheit irgendwie auf sie zu übertragen. Aber er konnte nur hilflos an ihrem Bett stehen. Er ertappte sich dabei, wie er ihre Atemzüge zählte, um sicherzugehen, dass sie sich nicht veränderten; und er zwang sich, sich vorzustellen, dass sie tiefer und energischer Luft holte.
    Andrew saß an Dr. Kahns Esstisch. Papiere waren rund um ihn verteilt. Er starrte auf den blinkenden Cursor auf dem Laptop-Bildschirm.
    »Was machst du?«, fragte Dr. Kahn.
    »Ich schreibe diesen Essay.« Sein Tonfall klang gequält, ärgerlich.
    »So?«
    »Wie? Ich sitze und schreibe.«
    »Wie willst du anfangen, wenn du deine Gedanken und Unterlagen nicht sortiert hast?«
    »Ich habe keine Zeit, irgendwas zu sortieren«, gab er zurück. »Mir bleibt nur eine Nacht. Ich muss es einfach hinter mich bringen. Sonst wird Persephone …« Er beendete den Satz nicht.
    Dr. Kahn ließ sich neben ihm nieder und faltete die Hände auf dem Schoß. »Also, was wirst du schreiben?« Sie versuchte, die Situation zu beruhigen.
    Er gab ihr eine wütende Antwort. Ich weiß es nicht. Alles. Was soll ich schreiben? Einen forensischen Bericht über den Mord an Mary Cameron? Dr. Kahn wollte wissen: Wer sind deine Zuhörer? Andrew gönnte ihr kaum einen Blick und sank in sich zusammen. Sie ließ nicht locker. Was willst du ihnen vermitteln? Was sollen sie verstanden haben, wenn du fertig bist? Andrew kämpfte mit sich. Dr.Kahn sah ihre Chance und machte ihm einen Vorschlag, den er annahm. Und nach wenigen Minuten waren sie und Andrew damit beschäftigt, das Material auf dem Tisch – Bücher, Ausdrucke, Notizen – zu ordnen. Dann traten sie zurück und betrachteten zufrieden ihr Werk.
    »Das ist eine Menge Arbeit«, stellte Andrew fest. »Wie spät ist es?«
    »Sechs Minuten nach halb elf.« Sie sahen sich an. »Ich koche Kaffee«, sagte sie lächelnd.
    »Kann ich hierbleiben?«
    »Natürlich«, antwortete sie.
    Andrew setzte sich wieder an den Computer und starrte bis um 22:41 auf den Cursor. Dann hämmerte er auf die Tastatur ein.
    Lord Byron , tippte er, verliebte sich 1801 in John Harness, als Letzterer das war, was wir in Harrow einen Remove nennen. Mit Sicherheit ahnte damals keiner von beiden, dass ihre Freundschaft mit einem Mord enden würde.
    Dr. Kahn stellte einen Becher mit heißem Kaffee auf den

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