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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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hatte  – irgendetwas zwischen Tennis und Squash, vermutete er), Comichefte und ein Versteck für Essen. Roddy förderte einen Brotlaib in einer Plastiktüte zutage.
    »Pass auf«, kommandierte er. Er legte die Lippen um die Öffnung der Tüte und saugte die Luft heraus und verschloss sie mit einer raschen Drehung, dann sah er Andrew triumphierend an. »Meine Technik. So bleibt das Brot fünf Tage frisch.«
    »Das … darüber wolltest du mit mir sprechen?«
    »Ich hab gehört, dass du in Fawkes’ Stück mitmachst.« Etwas Anklagendes schwang in seinem Ton mit.
    »Ja.«
    »Mach dich nicht mit Fawkes gemein, Mann. Du hast sowieso schon einen gewissen Ruf.«
    »Was für einen?«
    »Als Drogendealer zum Beispiel. Jetzt munkelt man,dass du übergeschnappt bist. Nachdem du Theo gefunden hast. Ich bin trotzdem immer auf deiner Seite. Ich sage: ›Andrew ist komisch. Keine Frage. Ich meine, er ist sogar verdammt merkwürdig.‹«, Roddy lachte schallend, »›aber er ist kein Druggie. Und er ist kein größerer Spinner als ich.‹ Na ja, vielleicht doch ein bisschen …«
    »Danke, Roddy.«
    »Aber wenn du dich auf Fawkes einlässt, auf den Mann, der auf dem Hill am meisten verachtet wird … dann weiß ich nicht, ob ich dir noch helfen kann.«
    »Moment mal – warum wird er verachtet?«
    »Jetzt sag bloß nicht, dass du Fawkes magst. « Roddy verschluckte sich, so absurd fand er diese Vorstellung.
    »Er ist klug«, erwiderte Andrew defensiv. »Er ist kultiviert.«
    »Er ist ein Pornograph. Hast du seine sogenannte Poesie gelesen?«
    »Nein«, gab Andrew zu.
    »Ich auch nicht. Ich kann Gedichte nicht ausstehen«, sagte Roddy beiläufig, bevor er mit seiner Tirade fortfuhr: »Fawkes hat keinen blassen Schimmer vom Schulbetrieb. Er hat Henkes aus der Mittelstufe eine Kippe gegeben.« Er wartete, bis diese Information wirkte. Andrew blinzelte. »Eine Kippe? Einem Sechzehnjährigen? Das geht nicht«, erläuterte Roddy. »Ich war letztes Jahr im Ducker-Team, und wir haben wochenlang trainiert. Wochenlang. Alle anderen Hausväter waren da und haben ihre Leute angefeuert. Von Fawkes war keine Spur zu sehen. Er kugelte weiß Gott wo betrunken herum. Es war furchtbar. Nicht für mich natürlich, aber ich glaube, dass ein paar Mittelstufler in Tränen ausbrachen. Er kapiert’s einfach nicht, Mann. Er ist nicht ganz dicht. Wirklich nicht.«
    »Hm.«
    »Ich versuche dich zu retten, Andrew, ehe es zu spät ist. Ich möchte dir zeigen, wie man sich normal verhält.«
    Roddy hielt immer noch das eingetütete Brot in den Händen.
    Andrew lächelte. »Verstanden. Danke.«
    »Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte.«
    Andrew starrte an seine schräge Decke. Dieses Zimmer war wie die gemütliche Mansarde, die man sich als Kind gewünscht hatte. Jede Nacht sickerte das orangefarbene Straßenlicht durch das Laub der Platane und zeichnete Muster auf die Wände. Der Regen hatte heute Abend nachgelassen, und ein lauer Wind wehte über den Hügel. Die Jungs vom Lot warfen im Garten einen Ball – ein improvisiertes Spiel im Flutlicht und im Schein der Laternen. Sie grölten fröhlich, jubelten, wenn einer einen Punkt erzielte, und jaulten bei einem Foul. Auf den Fluren in den unteren Stockwerken hallten Stimmen wider: Fernsehgeräusche; Kommandotöne ( Jahrzehnte nachdem der Brauch, dass Jüngere die älteren Schüler bedienten, offiziell abgeschafft wurde, hielt sich die Gewohnheit nach wie vor; Vaz stand vor dem Gemeinschaftsraum und schickte brüllend einen Shell los, damit er ihm Chips und Bier aus seinem Zimmer holte). Andrew lag auf dem Rücken und dachte an Persephone Vine.
    Ein schriller Schrei übertönte den anderen Lärm. Andrew setzte sich auf und horchte. Jede Menge Leute waren näher dran an dem, was den Jungen da unten quälte, als er. Aber es folgte noch ein Schrei. Andrew stand auf. Das Spiel im Garten war unterbrochen. Die Fernseher waren verstummt. Plötzlich überkam ihn Angst und mit ihm derVerdacht, dass seine Realität auf unangenehme Art erschüttert wurde.
    Nein, er war nur schreckhaft. Traumatisiert. Er würde den Schrei ignorieren. Sollte sich ein anderer darum kümmern.
    Noch ein Schrei. Ein verzweifelter Schrei.
    Andrew ging in den Flur und rief: »Jungs?«
    Keine Antwort. Dann jedoch drang eine Stimme die Treppe herauf.
    O Gott, hört auf !
    Andrew wagte sich einen Schritt weiter, blieb aber wieder stehen: War nicht irgendjemand in der Nähe, der dem Jungen zu Hilfe kommen konnte? Wieder ein Schrei 

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