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Weisses Gold

Weisses Gold

Titel: Weisses Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Milton
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ein Hospital bringen kann.« Als er so mit starken Schmerzen dalag, ritt der Sultan vorbei und erkannte ihn. Er äußerte sein Bedauern darüber, dass so ein verlässlicher Kamerad so schwer verwundet sei. »Er sagte, es tue ihm sehr leid für mich, … und befahl drei Chirurgen, mich zu begleiten und ihr Bestes für meine Genesung zu tun.« Um Pellow für seine Dienste zu belohnen, schenkte er ihm 50 Golddukaten und befahl, ihm jeden Tag frisches Hammelfleisch zu essen zu geben.
    Unterdessen zeichnete sich in Fes eine Lösung des Konflikts ab. Da keine der beiden Seiten eine Möglichkeit sah, das Patt auf dem Schlachtfeld zu durchbrechen, trafen sich Mitte Dezember 1728 Emissäre der beiden Lager zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand. Zur allgemeinen Überraschung gelangten sie rasch zu einer Einigung: Das maghrebinische Königreich, dessen Einheit Mulai Ismail so viele Jahre erhalten hatte, wurde nun geteilt. Abdelmalek würde Fes behalten, während Achmed ed-Dehebi als Sultan in Meknes herrschen sollte. Man vereinbarte ein Treffen der beiden Brüder, damit sie ein auf gegenseitigem Vertrauen beruhendes Bündnis schließen konnten.
    Thomas Pellow, der mittlerweile von deutschen Ärzten geheilt worden war, wurde Zeuge der folgenden außergewöhnlichen Ereignisse. Als sich Abdelmalek im Zelt seines Bruders einfand, wurde er vom Kapitän der Garde durchsucht, der feststellte, dass er einen Dolch und eine Pistole in seinem Gewand versteckt hatte. Offenbar hatte er vor, seinen Bruder zu ermorden. Man nahm ihm die Waffen ab, und er trat Achmed ed-Dehebi einigermaßen verlegen gegenüber. Dieser gab sich unbekümmert und ließ seinen Bruder mit einem milden Tadel davonkommen. »Anstatt ihn seinen Zorn und seine Rache spüren zu lassen«, schreibt Pellow, »gab er sich damit zufrieden, ihm einige Vorhaltungen zu machen, und auch diese waren nicht allzu streng.« Aber in Wahrheit war Achmed ed-Dehebi sehr aufgebracht. Er hatte keineswegs vor, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Abdelmalek wurde verhaftet und einem gefürchteten schwarzen Leibwächter des Sultans übergeben, der ihn als Gefangenen nach Meknes brachte. Sechs Wochen später erhielt er Besuch von Achmed ed-Dehebis Schergen, die ihn erdrosselten. »Und als wäre er noch nicht tot genug«, schreibt Pellow, »versetzte jeder von ihnen Abdelmalek mit einem langen, mörderischen Messer einen Stoß durch den Leib.«
    Sultan Achmed ed-Dehebi hatte allen Grund zum Feiern, denn nun war er der unangefochtene Herrscher über Marokko. Sein rebellischer Bruder war tot, und Fes hatte schließlich bedingungslos kapituliert. Aber der Sultan konnte die Früchte seines Sieges nicht lange genießen. Am 5. März 1729, nur vier Tage nach der Ermordung seines Bruders, starb er völlig unerwartet.
    Pellow erklärt seinen Tod damit, dass er »bei der Rückkehr nach Meknes eine kleine Schüssel Milch trank«. Es ging das Gerücht, diese Milch sei von der Mutter Mulai Abdallahs vergiftet worden, eines weiteren Sohns von Mulai Ismail. Wenn das zutrifft, so glückte ihr Plan: Noch am selben Tag bestieg Mulai Abdallah den Thron.

    Inmitten all des Blutvergießens, das viele Monate gedauert hatte, waren die Sklaven in Meknes vorübergehend von der Zwangsarbeit befreit gewesen. Doch Mulai Abdallah hatte nicht vor, auch nur einen von ihnen in die Freiheit zu entlassen. Er träumte davon, den Lustpalast seines Vaters umzubauen, die bei der Belagerung von Meknes beschädigten Befestigungsanlagen zu reparieren und das Innere des Palastes noch prachtvoller zu gestalten. Die christlichen Sklaven mussten auf die Baustelle zurückkehren, und Mulai Abdallah übernahm persönlich die Aufsicht über die Arbeiten. »Er ließ sie die Mauern des Serails mit sechsundzwanzig Bastionen verstärken«, schreibt de Manault, »…auf denen er mehrere Batterien von Kanonen aufstellen ließ«. Der Sultan war nicht zufrieden mit dem Ausblick, den er von seinem Hauptharem hatte. Dieser Palast thronte über der riesigen Anlage, die als Madinat el-Rijad bezeichnet wurde. In diesem Teil des Palastkomplexes befanden sich die Residenzen vieler wichtiger Höflinge sowie Basare, Bäder und eine Schule. Viele sahen darin »den Stolz und die Freude von Meknes«, und die Bauarbeiten hatte Mulai Ismail persönlich geleitet. Doch Sultan Abdallah ließ die Anlage von seinen Sklaven mit Picken und Schaufeln bis auf die Grundmauern niederreißen. Besonderes Vergnügen bereitete es dem Sultan, wenn sich die Sklaven bei

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