Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
was sie da so anbauten. In Hongkong haben sie schließlich Heroin draus gemacht. Könnte gut sein, daß das Zeug schließlich in den Armen von GIs in Saigon landete. Nicht so toll, stimmt’s?«
»Red weiter.«
»Mit der Zeit war ich’s leid. Bei einem dieser Trips sagte ich dann diesem Colonel, so ein Halbchinese namens Liu, daß ich sein Dope nicht an Bord nehmen würde. Ich schmiß ihn aus dem Flugzeug und wollte starten. Schwerer Fehler. Sie haben uns in Stücke geschossen. Der Copilot und zwei der Mannschaft kamen dabei ums Leben. Ich und ein anderer schafften es, aus dem Wrack rauszukommen, und wir rannten zwei Stunden lang durch den Dschungel. Dann sagte der andere Kerl, so ein junger Vietnamese, daß er zu einem Dorf an der Grenze wolle. Ich hab’ ihm gesagt, daß dort meines Wissens auch die nordvietnamesische Armee war, aber er ist trotzdem gegangen. Hab’ nie herausgefunden, was aus ihm geworden ist, aber eine Stunde später hat mich Lius verlauste Bande erwischt. Drei Tage lang haben sie mich an einem Seil zu einem Lager in den Bergen geschleift, wo ich die nächsten dreiundachtzig Tage in einem Bambuskäfig verbrachte, der gerade groß genug war, daß ich darin ein bißchen herumkriechen konnte.
Ich lebte in meinem eigenen Gestank und meinen Exkrementen, aß Reis mit Würmern, und ich zwängte meinen Hals durch die Bambusstangen, um Regenwasser aus dem Schlamm zu lecken. Abends knallte sich die Schweinebande mit heißem Bier die Rübe zu und zerschlug die leeren Flaschen an meinem Käfig. Eines Morgens roch es auf einmal ganz komisch. Es kam vom Rauch des Lagerfeuers. Es roch, wie wenn Haar oder Rindsleder brennen würde. Als der Wind dann den Rauch zerstreute, sah ich ein halbes Dutzend menschlicher Köpfe auf Pfählen rund ums Feuer. Ich will gar nicht erzählen, wie die Gesichter aussahen.
Lius Schweinebande hätte mich vermutlich am liebsten gegen ein fettes Lösegeld eingetauscht, aber gleichzeitig hatten sie auch Schiß vor unseren Jungs, weil sie das Flugzeug in Stücke geschossen und drei Männer meiner Crew getötet hatten. So wie ich mir das dachte, würden sie es irgendwann leid werden, Flaschen an meinem Käfig zu zerschlagen und mich durch die Bambusstangen hindurch anzupissen, woraufhin sich mein Kopf zu den anderen da gesellen würde, die da mild geräuchert wurden.
Jeden Morgen, wenn ich aufwachte, hatte ich eine Angst, die absolut unglaublich war. Ich betete jede Nacht darum, im Schlaf zu sterben. Dann kamen eines Tages ein paar andere Typen ins Lager, Typen, die wußten, daß ich in ihren Händen bares Geld war, und die sich außerdem ein bißchen lieb Kind bei der CIA machen wollten. Sie kauften mich für einen Kasten Budweiser und sechs Stangen Zigaretten.«
Er trank einen Schluck aus seinem Glas, die Augen etwas trüb vor Scham.
»Ziemlich eigenartige Erfahrung«, sagte er. »Da fragt man sich doch glatt, was man wert ist.«
»Laß es gut sein, Weldon.«
»Was?«
»Wir sind alle quitt mit dem Schicksal. Was nutzt es, sich wieder und wieder dasselbe Tonband vorzuspielen?«
»Ich war freiwillig bei der Air America. Ich kann niemand anderem die Schuld dafür geben.«
»Du hast dich nicht freiwillig gemeldet, ein Heroinkurier zu sein.«
Er riß die Cellophanfolie von einer Zigarre und zerknüllte sie in seinen Fingern zu einer kleinen Kugel.
»Wenn du einen Deal mit den Bundesbehörden machen wolltest, zu wem würdest du da gehen?«
»Kommt drauf an, was du angestellt hast.«
»Wir reden hier von Waffen und Rauschgift.«
»Willst du damit sagen, daß du dich wieder in die alte Scheiße hast reinziehen lassen?«
»Ja und nein.«
Ich blickte ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Er spielte mit dem Whiskeyglas und hinterließ eine Reihe nasser Ringe auf dem Tisch.
»Die Waffen und das Rauschgift haben ihr Ziel nicht erreicht, aber ich hab’ ein paar Typen um hundertachtzig Riesen erleichtert«, sagte er.
Er blickte abrupt weg.
»Das hast du allen Ernstes getan? Du hast tatsächlich ein paar Großdealer um eine solche Summe beschissen?« sagte ich.
»Yeah, das war schätzungsweise ein ziemlich neues Erlebnis für sie.«
»Und einer von den Typen, die du da reingelegt hast, sitzt jetzt hier im städtischen Gefängnis, stimmt’s?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Da gibt’s kein Vielleicht. Und ich kann dir nur raten, mit den Leuten von der DEA oder Alcohol, Tobacco and Fire Arms, ATF, zu reden. Ich kenne da einen ziemlich guten Mann in Lafayette.«
»Mehr
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