Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Sie mal den Fuß vom Gas nehmen, Dave, sonst liegt die Sache bald nicht mehr in meinen Händen.«
»Hat er soviel Einfluß?«
»Nein, den hat er nicht. Aber wenn Sie hier versuchen, ein bißchen mit gezinkten Karten zu spielen, verschaffen Sie ihm diese Macht. Sie sind ihm in seinem eigenen Haus auf die Pelle gerückt, dann haben Sie ihm in der Öffentlichkeit eine Szene gemacht. Ich will nicht, daß jemand gerichtlich gegen meine Behörde vorgeht, genausowenig, wie ich mir von ein paar Hillbilly-Politikern anhören will, daß einer meiner Cops aus dem Ruder geraten ist. Ich sag’s Ihnen noch mal, Dave. Nehmen Sie den Fuß vom Gas.«
Meine Handflächen vibrierten vor Zorn.
»Meinen Sie, ich gehe zu hart mit Ihnen ins Gericht?« fragte er.
»Sie müssen das tun, was Sie für richtig halten.«
»Sie sind wahrscheinlich der beste Cop, den dieses Department je gehabt hat. Ich möchte nicht, daß Sie hier rausgehen und denken, ich dächte was anderes, Dave. Aber Sie neigen dazu, die Dinge auf die Spitze zu treiben.«
»Unterm Strich bedeutet das, daß wir Bobby Earl mit Samthandschuhen anfassen.«
»Sie haben mir selbst mal gesagt, was die beste Taktik für einen Pitcher beim Baseball ist – ein Tempowechsel. Warum lassen Sie den Schlagmann zur Abwechslung nicht mal zu Luft kommen und warten ab, was sich dann tut?«
»Wenn Sie auf den falschen Mann zu locker werfen, drischt Ihnen der mit dem Ball ein Loch in den Leib.«
Er drehte die Handflächen auf der Schreibunterlage nach oben.
»Ich hab’s versucht«, sagte er und lächelte.
Als ich das Zimmer verließ, hatte ich ein Gefühl im Nacken, als hätte jemand ein brennendes Streichholz daran gehalten.
Drew trug ein buntes Strandkleid mit gelbem Blumenmuster, als sie die Tür aufmachte. Sommersprossen von der Größe von Einpennymünzen sprenkelten ihre sonnengebräunten Schultern. Obwohl ihre linke Hand so dick bandagiert war, daß sie wie ein Boxhandschuh aussah, hatte sie Lidschatten und Lippenstift aufgetragen, und an ihren Ohren baumelten Ohrringe mit scharlachroten Steinen. Wie sie da so dastand, eine üppige Hüfte gegen den Türrahmen gedrückt, sah sie absolut umwerfend aus.
Ich hatte sie eine Viertelstunde vorher angerufen.
»Laß dich nicht aufhalten, wenn du grad weg wolltest, Drew«, sagte ich.
»Nein, kein Problem. Komm, wir setzen uns raus auf die Terrasse. Ich hab’ etwas Tee mit Pfefferminzblättern gemacht.«
»Ich muß mich nur hinten noch mal umschauen.«
»Wozu das?«
»Vielleicht ist mir beim ersten Mal was entgangen.«
»Ich dachte nur, daß du vielleicht gerne etwas Tee hättest.«
»Trotzdem danke.«
»Ich hab’ mich über die Blumen gefreut.«
»Welche Blumen?«
»Die Blumen, die du mir mit Grüßen von Amnesty International aufs Zimmer geschickt hast. Eine der Putzfrauen hat gesehen, wie du sie gekauft hast.«
»Die muß sich wohl getäuscht haben.«
»Ich wollte nur nett zu dir sein.«
»Ich muß mich hinten umsehen. Wenn du mir das nicht gestattest, muß ich mir einen Durchsuchungsbefehl besorgen.«
»Was ist dir denn heute über die Leber gelaufen?«
»Das Gesetz ist manchmal unpersönlich.«
»Glaubst du etwa, ich will dich verführen?«
»Jetzt mach mal halblang, Drew.«
»Nein, erst will ich eine ehrliche Antwort. Meinst du wirklich, daß ich so scharf auf dich bin, daß ich dich in mein Schlafzimmer schleife und deine Ehe zugrunde richte? Meinst du allen Ernstes, daß deine ganzen Exfreundinnen Schlange stehen, um deine Ehe zu ruinieren?«
»Darf ich jetzt nach hinten?«
Sie legte die unverletzte Hand an die Hüfte. Ihre Brust hob sich mit ihrem Atem.
»Was glaubst du denn findest du da, was kein anderer gefunden hat?« fragte sie.
»Das weiß ich nicht genau.«
»Auf welcher Seite stehst du eigentlich, Dave? Warum mußt du soviel Zeit damit zubringen, mir und Weldon nachzustellen? Besteht für dich etwa der geringste Zweifel daran, daß ein Tier wie Joey Gouza ins Gefängnis gehört? Wie kommt es, daß von allen Leuten hier im Parish du der einzige bist, der in einem fort auf uns herumhackt? Hast du dich das schon mal gefragt?«
»Brauch’ ich jetzt den Durchsuchungsbefehl?«
»Nein«, sagte sie leise. »Du kannst dich nach Belieben umschauen ... Du bist ein seltsamer Kerl. Du hast deine Prinzipien, aber ich muß mich wirklich fragen, wieviel Verständnis du für das Leid anderer Menschen aufbringst.«
»Das ist sehr häßlich, was du da sagst.«
»Na so was.«
»Nein, das laß ich mir von
Weitere Kostenlose Bücher