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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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was.«
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie jemand umbringen würde, wenn Sie duschen?«
    »Sagen wir’s mal so. Ein einziger Mann in diesem Bau hier ist vergiftet worden. Und das war ich. Ihre Leute sagen, das war ’n Unfall. Kann sein. Aber mir steht der Sinn nicht nach weiteren Unfällen. Das ist nur vernünftig, oder?«
    Ich beugte mich nach vorne, die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt. »Ich hab’ da ein kleines Problem«, sagte ich.
    »Sie haben ein Problem?«
    »Ja, ein ziemlich gravierendes sogar, Joey.«
    »Was wollen Sie ...«
    »Sie sind ein gemachter Mann. So ein Mann legt Wert darauf, daß man ihm Respekt entgegenbringt, und es ist ihm nicht egal, was die Leute von ihm denken.«
    »Na und?«
    »Wenn Sie hier rauskommen, werden Sie vermutlich irgendwo nett zu Abend essen, vielleicht ein schönes Glas Wein dazu trinken, vielleicht mit einer Ihrer Nutten ein paar Lines reinziehen. Dann dauert’s nicht mehr lange, bis Ihnen alle möglichen Dinge im Kopf rumgehen. Können Sie mir folgen?«
    »Nein.«
    »Sie werden dann drüber nachdenken, wie man Sie hier gedemütigt hat, wie eine Frau Sie geleimt hat, wie Elmer Fudd und Konsorten den Boden mit Ihnen gewischt haben. Und dann denken Sie dran, wie Sie Schiß gekriegt haben und eine eigene Kochplatte und Dosennahrung verlangt und dem Wärter gesagt haben, daß Sie in Einzelhaft bleiben möchten. Genau das wird Ihnen durch den Kopf gehen, wenn Sie nachts wach liegen, und dann beginnen Sie sich zu fragen, ob die Leute in Ihrer unmittelbaren Umgebung nicht vielleicht denken, daß es mit Ihnen bergab geht, daß es vielleicht Zeit wäre, Sie abzulösen. Und dann werden Sie zu dem Schluß kommen, daß jetzt etwas Anschauungsunterricht angebracht wäre. Und genau das ist mein Problem, Partner. Früher oder später müssen wir uns wohl auf einen Besuch von einem Ihrer Männer einstellen, vielleicht ein Mietkiller aus Miami oder irgendein Perverser von der AB, den man gern auf Frauen losläßt.«
    Er lehnte sich über den Rand der Pritsche vor und spuckte in den Papierkorb. Dann nippte er an einer braunen Medikamentenflasche mit einer trüben Flüssigkeit, auf die er anschließend wieder den Deckel schraubte.
    »Sie können denken, was Sie wollen«, sagte er. »Mir liegt nur dran, endlich meine Magengeschwüre behandeln zu lassen, bevor sie mir den halben Magen rausschneiden müssen. Wenn ich mit diesem Dreckskaff hier abrechnen will, laß ich das meine Anwälte mit einer Zivilklage machen. Sie können sich bei Fudd und dieser Braut bedanken, wenn sie hier die Steuern erhöhen müssen, um mir Schadensersatz zu zahlen.«
    »Mir geht’s um was ganz anderes. Ich bin nämlich eigentlich hier, um mich bei Ihnen zu entschuldigen, Joey.«
    Er stützte den länglichen Kopf auf einen Ellenbogen. Ein Lächeln zog einen Mundwinkel in Falten.
    »Sie wollen sich bei mir entschuldigen? Sie sind wirklich gut, Mann. Vielleicht sollten Sie sich mal als Komiker versuchen. Ich könnte es einrichten, daß Sie in ein paar meiner Nachtclubs auftreten.«
    »Weil ich nämlich vorhatte, Ihnen mit einer ziemlich linken Tour zu kommen. Ich wollte mit Ihnen umspringen wie mit einem kleinen Arschloch, aber nicht mit einem gemachten Mann. Deshalb will ich mich bei Ihnen entschuldigen.«
    »Sie reden so, als hätten Sie den Tripper im Hirn oder so was. Was ist denn jetzt wieder in Sie gefahren? Aus dem, was Sie sagen, wird keiner schlau. Kriegen Sie’s nicht auf die Reihe, mal so zu reden, daß man’s versteht?«
    Ich faßte nach hinten und zog die .45er unter der Jacke hervor. Ich legte sie auf den Oberschenkel.
    »Hey, Mann, die dürfen Sie hier drin nicht haben«, sagte er.
    »Da haben Sie recht. Das habe ich ja die ganze Zeit versucht, Ihnen zu sagen. Ich will mich bei Ihnen dafür entschuldigen, was ich vorhatte.«
    Er lag stocksteif auf der Pritsche. Ich stierte unverwandt auf den Fußboden und spannte mit dem Daumen den Abzugshahn. Dann hob ich die Waffe und drückte ihm den Lauf in die Wangengrube. Er schloß die Augen, öffnete sie wieder, und sein Adamsapfel hüpfte mit einem trockenen Klicken in der Kehle auf und ab.
    Ich drückte ab, und der Hahn schlug auf die leere Patronenkammer. Er japste, und ein Ruck ging durch sein Gesicht, als hätte man ihn geohrfeigt.
    »Jetzt stellen Sie sich vor, mit so einem lausigen Trick wollte ich Ihnen angst machen«, sagte ich. »Aber Sie sind ein gemachter Mann, Joey, und Ihnen gebührt mehr Respekt, als ich Ihnen bisher erwiesen habe. Und

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