Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
dir nicht sagen, Drew. Wenn du und Weldon nicht meine Freunde wärt, würdet ihr schon lange wegen Behinderung einer amtlichen Ermittlung hinter Gittern sitzen.«
»Na, da können wir uns wohl glücklich schätzen, einen Freund wie dich zu haben. Ich mache jetzt die Tür zu. Ich wünschte wirklich, du wärst zum Tee gekommen. Eigentlich hatte ich mich drauf gefreut.«
»Jetzt hör mal zu, Drew ...«
Sie machte die Tür sacht, aber bestimmt vor meiner Nase zu, und ich hörte, wie sie sie von innen noch verschloß.
Ich ging wieder zu meinem Wagen, wo ich einen Schraubenzieher und drei große Plastikbeutel mit Verschluß vom Beifahrersitz nahm, und dann ging ich seitlich am Haus vorbei zur hinteren Veranda. An den Drahtgittern am Boden wucherten Günsel und wilder Wein, und die Myrtensträucher rund ums Fundament standen in voller Blüte. Ich kniete mich auf die feuchte Erde und durchwühlte das Gestrüpp, bis ich die beiden Ziegel fand, die ich beim ersten Mal schon gesehen hatte. Ich steckte sie beide je in einen Plastikbeutel, dann fand ich die gesplitterte Latte, die wohl von einer Obstkiste stammte, und hob sie vorsichtig an den Rändern auf. Ein Riß zog sich von der Spitze bis zu einem Nagelloch in der Mitte der Latte. Ich drehte sie in den Fingern. Selbst im dunklen Schatten konnte ich den dunklen Fleck auf der anderen Seite des Lochs sehen. Ich verstaute die Latte in einem anderen Beutel und kroch wieder zurück durch die Myrtensträucher, bis ich wieder aufs Gras kam.
Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter und sah ihr Gesicht an einem Fenster. Dann verschwand es hinter einem Vorhang.
Die Verandatreppe war so gebaut, daß jeweils zwischen den senkrecht und waagerecht stehenden Brettern eine Lücke von mehreren Zentimetern war. Ich versuchte durch eine dieser Öffnungen in die Dunkelheit unter dem Terrassenvorbau zu blicken, konnte aber nichts sehen. Mit dem Schraubenzieher löste ich an einer Stelle das Drahtgitter, das den Vorbau zum Boden hin abschloß, und zog es mit den Fingern heraus. Es war feucht und kühl da unten und roch nach Brackwasser und den Nestern von Packratten. Ich faßte unter die Stufen und berührte mit der Hand den kalten Rundkopf eines kleinen Metallhammers.
Ich fragte mich, ob sie wohl versucht hatte ihn herauszuholen, bevor ich gekommen war. Mit dem Schraubenzieher fischte ich den Hammer unter den Treppenstufen hervor und steckte ihn vorsichtig in den dritten Plastikbeutel. Dann ging ich zur gazeverkleideten Seitenterrasse.
Als sie nicht reagierte, trommelte ich lauter mit der Faust gegen die Wand.
»Was willst du?« sagte sie, als sie die Tür aufriß, Wut und Resignation im verkniffenen Gesicht.
Ich hielt ihr die zwei kaputten Ziegel, die eingerissene Latte und den kleinen Metallhammer hin, so daß sie sich alles gut anschauen konnte.
»Ich werde dir jetzt mal sagen, wie ich mir das so denke, Drew, aber ich will nicht, daß du etwas sagst, wenn du nicht willst, daß es später gegen dich verwendet wird. Verstehst du, was ich sage?«
Ihr Mund war ein schmaler Strich, und ich sah, wie der Puls in ihrem Hals pochte.
»Hast du mich verstanden, Drew? Ich will nicht, daß du auch nur ein Wort zu mir sagst, wenn dir nicht vollständig bewußt ist, in was für eine Klemme dich das bringen kann. Kriegst du das in deinen Schädel?«
»Ja«, sagte sie mit einer Stimme, die ihr fast im Hals steckenblieb.
»Du hast den Nagel durch die Latte geschlagen und die Latte über die beiden Ziegel gelegt. Dann hast du deine Hand darunter gehalten und sie an die Treppe genagelt. Das hat sicher furchtbar weh getan, aber bevor du ohnmächtig wurdest, hast du das Brett weggerissen und es zusammen mit den Ziegeln in die Myrtensträucher gestoßen. Dann hast du den Hammer durch eine der Öffnungen unter den Treppenstufen verschwinden lassen.«
Ihre Augen wurden trüb.
»Die Ziegel und das Brett sind wahrscheinlich voll mit deinen Fingerabdrücken, was für sich genommen aber nicht viel bedeutet«, sagte ich. »Aber ich habe so eine Ahnung, daß sie auf dem Hammer nur deine Abdrücke finden werden. Das zu erklären wird schon schwieriger, vor allem, wenn am Hammer Blutspuren sind, durch die sich mit Sicherheit feststellen läßt, ob damit der Nagel durch deine Hand geschlagen wurde.«
Sie atmete jetzt schwer, das Blut war ihr in den Hals gestiegen, und einzelne Tränen verschmierten ihren Lidschatten. Sie leckte sich die Lippen und wollte etwas sagen.
»Jetzt hör mir erst noch mal
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