Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
auf die gepflasterte Straße, die der Morgen in blaues Licht taucht, die Kolonnaden, die sich über die Bürgersteige erstrecken, einen schwarzen Mann, der einen Holzkarren mit Erdbeeren unter dem Blätterdach einer dunkelgrünen Eiche hervorschiebt. Es ist ein Bild wie auf einer Postkarte, die jemand aus dem neunzehnten Jahrhundert geschickt hat.
    An dem Morgen nach dem Anschlag auf Weldons Leben in seinem Bootshaus fuhr ich um neun Uhr raus zu seinem Haus am Bayou Teche. Als er die Tür öffnete, trug er Jeans, ein paar alte Tennisschuhe und ein T-Shirt. Aus seiner Hüfttasche ragte ein zusammengelegter Baseballhandschuh.
    »Willst du irgendwohin spielen gehen?« fragte ich.
    An seiner Kehle war eine rote Schwiele wie eine halbe Halskette.
    »Ich hab’ mir einen alten Obstkorb an die Scheunenwand genagelt«, sagte er. »Ich will doch mal sehen, ob ich’s Pitchen noch nicht verlernt hab’.«
    »Du bist schon ’ne Weile dran?«
    »So an die zwei Stunden. Immer noch besser, als Kette zu rauchen oder sich so früh am Morgen schon einen hinter die Binde zu kippen.«
    »War’s sehr knapp?« sagte ich.
    »Auf einmal hatte ich was um den Hals, und ich weiß bloß noch, daß ich keine Luft mehr bekam, daß ich wie wild versuchte, die Fingernägel unter den Draht zu krallen. Dann bekam ich kein Blut mehr in den Kopf und bin umgekippt wie ein Stein. Ging alles irrsinnig schnell. Gibt einem zu denken, wie schnell es gehen kann.«
    »Begleit mich doch mal zum Bootshaus.«
    »Ich weiß nicht, wer’s war, Dave. Ich hab’ ihn nicht gesehen, er hat nichts gesagt, das einzige, woran ich mich erinnere, ist dieser Draht, der mir den Hals zuschnürt.« Er atmete heftig aus. »Mann, ich sag’s dir, so was schüttelt man nicht so leicht ab. Als ich in Übersee war und mir so meine Gedanken über den Tod gemacht hab’, da bin ich immer davon ausgegangen, daß ich’s irgendwie kommen sehen würde, daß ich die Kontrolle drüber hätte oder irgendwie mit dem Schicksal verhandeln könnte, es vielleicht davon überzeugen könnte, daß meine Zeit noch nicht abgelaufen ist. Ziemlich bescheuert, findest du nicht?«
    »Laß uns mal schauen, ob wir unten am Bootshaus irgendwelche Spuren finden.«
    Wir schlenderten über den Rasen zum Bayou. Als wir auf gleicher Höhe mit der alten Scheune auf der Rückseite seines Grundstücks waren, bückte er sich und hob einen abgenutzten alten Baseball mit aufgeplatzten Nähten vom Boden auf.
    »Jetzt paß mal auf, Buddy«, sagte er.
    Er befeuchtete zwei Finger, holte ordentlich aus und donnerte den Ball wie ein Geschoß in den Obstkorb.
    »Nicht schlecht«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich wär’s das beste, wenn ich aus dem Ölgeschäft aussteige und meinen eigenen Baseballverein gründe. Erinnerst du dich noch an die alten New Iberia Pelicans? Junge, das Baseballspielen mit den Jugendmannschaften, das geht mir wirklich schwer ab.« Er hob einen weiteren Baseball vom Boden auf.
    »Im Bericht steht, daß ein paar Jungs den Killer verjagt haben.«
    Er warf den Ball aus dem Handgelenk gegen das Scheunentor, steckte die Hände in die Gesäßtaschen und setzte mit mir den Weg zum Bootshaus fort.
    »Yeah, ein paar Kids von der Uni ist draußen auf dem Bayou das Benzin ausgegangen, und sie sind zu meinem Anlegesteg gepaddelt. Sonst hätt’ ich den Löffel abgegeben. Aber sie konnten den Kerl nicht beschreiben. Sie haben gesagt, sie hätten nur gesehen, wie jemand durch die Büsche abgehauen ist.«
    Wir gingen über den Anlegesteg ins Bootshaus. Ruder und Schwimmwesten hingen an Haken an den Dachbalken, und das Licht der Sonne, das sich unter den Wänden im Wasser spiegelte, ließ das ganze Innere des Bootshauses flirren.
    »Du bist sicher, daß er nichts gesagt hat?« sagte ich.
    »Kein Wort.«
    »Hast du einen Ring oder eine Uhr gesehen?«
    »Ich hab’ nur die Drahtschlinge gesehen, die an meiner Nase vorbeihuschte. Aber ich weiß, daß es einer von Joey Gouzas Männern war.«
    »Warum?«
    »Weil ich was hab’, was Joey will. Joey steckt von Anfang an hinter allem. Der Typ mit der Pianosaite war wahrscheinlich Jewel Fluck oder Jack Gates. Oder sonst irgendein Gangster, den sich Joey aus Miami oder Houston geholt hat.«
    »Du steckst also doch mit denen unter einer Decke?«
    »Aber sicher doch. Aber damit ist Schluß. Es ist mir egal, was das für Folgen für mich hat. Es geht einfach nicht an, daß ich noch länger das Leben anderer Leute in Gefahr bringe oder kaputtmache. Wart mal kurz, gleich gibt’s

Weitere Kostenlose Bücher