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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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fragte mich, ob es unter all diesen Menschen jemanden gab, der sich jemals die Frage stellte, was wohl Robert Lee oder Thomas Jackson über einen solchen Mann zu sagen gehabt hätten.
    Schließlich schlief ich doch ein. Dann hörte ich die Bremsen des Kirchenbusses quietschen, und einen Augenblick später knallte die Fliegentür zu. Andere Geräusche folgten: eine Vesperbox klapperte auf der Spüle, die Kühltruhe wurde geöffnet, die Fliegentür hinten zum Garten raus zugeknallt, Tripod raste an der Kette, die an der Wäscheleine befestigt war, hin und her, die Fliegentür wurde noch einmal zugeknallt, und schließlich tappten Tennisschuhe durch den Flur vor der Schlafzimmertür. Es folgte eine bedeutungsschwangere Pause.
    Alafair stürzte sich in vollem Karacho aufs Bett, wo sie wild auf den Knien auf und ab hüpfte, bis sie das Gleichgewicht verlor und auf meinen Rücken purzelte. Ich reckte meinen Kopf unter dem Kissen hervor.
    »Hallo, Großer. Wieso bist du so früh schon zu Haus?« sagte sie.
    »Ich halte einen kleinen Mittagsschlaf.«
    »Oh.« Sie hüpfte noch ein paarmal, dann sah sie mir ins Gesicht. »Vielleicht solltest du weiterschlafen?«
    »Warum denn das, Alf?«
    »Bist du wegen irgendwas böse?«
    Ich schlüpfte in die Hose und setzte mich dann wieder auf die Bettkante und versuchte, mir den Schlaf aus dem Gesicht zu wischen.
    »Spring auf meinen Rücken«, sagte ich. »Wollen wir doch mal sehen, was Batist so treibt. Der Tag ist viel zu schön, um nur im Bett rumzuliegen.«
    Sie legte die Arme um meinen Hals und hakte die Beine um meinen Brustkorb, und wir liefen durch das feuchte Laub hinunter zum Dock. Der Himmel war jetzt grau, und es nieselte. Die Seerosen waren leuchtend grün und von unzähligen Wassertröpfchen gerahmt, und auf dem ganzen Bayou waren Ringe, die der Regen machte.
    Batist hatte die Leinenmarkise mit Drähten über das Dock gespannt, und mehrere Angler hatten sich darunter verkrochen. Sie tranken Bier und aßen boudin aus Wachspapier. Außerdem hatte er es zugelassen, daß jemand Bobby-Earl-Plakate in den Fenstern und auf dem Tresen des Köderladens befestigt hatte.
    Ich ließ Alafair von meinem Rücken herunterklettern. Batist holte gerade etwas boudin aus dem Mikrowellenherd. Er trug Segelschuhe aus Leinen, keine Socken, ein paar ausgefranste, weiße, selbstgekürzte Jeansshorts, an denen der oberste Knopf abgesprungen war, und ein verwaschenes Jeanshemd, das er unter seiner Brust zusammengeknotet hatte, die mich an schwarzes Kesselblech erinnerte. Die Brusttasche seines Hemdes war prall gefüllt mit Zigarren.
    »Batist, wer hat diese Plakate hier aufgehängt?«
    »So’n Weißer. Er ist gekommen und hat gefragt, ob er sie hierlassen kann.«
    »Nächstes Mal schickst du ihn hoch zum Haus.«
    »Du hast doch geschlafen.« Er steckte sich eine trockene Zigarre in den Mund und machte sich daran, den boudin auf einem Pappteller aufzuschneiden und in jedes Stück einen kleinen Holzspieß zu stecken. »Was machst du dir über so Poster Sorgen, Dave? Die Leute kommen doch die ganze Zeit mit so Zeugs.«
    »Weil die für Bobby Earl sind, und Bobby Earl ist ein Scheißkerl!« sagte Alafair.
    Ich blickte zu ihr hinunter und war baff.
    »Junge Dame, halte deine Zunge im Zaum«, sagte ich.
    »Das hab’ ich Bootsie sagen hören«, antwortete sie. »Er ist ein Scheißkerl. Er haßt schwarze Menschen.«
    Zwei Männer drüben bei der Kühlbox, wo wir das Bier aufbewahrten, grinsten mich an.
    »Mensch, Dave, das stimmt. Sind die wirklich für diesen Earl?« sagte Batist.
    »Ja, aber du hast es halt nicht gewußt, Batist«, sagte ich. »Laß gut sein, ich werf’ sie auf den Müll.«
    »Ich hab’ ihn noch nie im Fernsehen gesehen, und da hab’ ich nicht auf sein Bild geachtet.«
    »Schon okay, Partner.«
    Die Männer bei der Kühltruhe grinsten immer noch in unsere Richtung.
    »Wünschen die Gentlemen etwas?« sagte ich.
    »Nichts. Gar nichts«, sagte einer der beiden.
    »Das ist gut«, sagte ich.
    Ich nahm Alafair bei der Hand, und wir gingen über den flachen Hang hoch zur Gartenveranda. Von der Marsch her wehte ein kühlerWind, der nach nassem Laub und modrigen Pecanschalen und den lila Wunderblumen roch, die jetzt gerade im Schatten aufgingen. Alafairs Hand lag heiß und klein in meiner.
    »Bist du böse, Dave?« sagte sie.
    »Nein, ich bin sehr stolz auf dich, Kleines. Du bist ein Soldat von echtem Schrot und Korn.«
    Ihre Augen verschwanden praktisch in ihrem Lächeln.
    An diesem Abend

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