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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ging Alafair mit den Nachbarskindern zu einem Baseballspiel, und Bootsie und ich waren auf uns gestellt. Der Regen hatte aufgehört, und die Fenster standen auf, so daß man überall, wohin das Auge reichte, Grillen und Zikaden zirpen hörte. Das wenige, was wir sagten, war uninteressant und verdrießlich. Um neun klingelte das Telefon in der Küche.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hey, Streak, ich dachte mir, ich bringe dich mal auf den letzten Stand, nur für den Fall, daß du dich fragst, was das Leben hier unten im Sündenbabel für Blüten treibt.«
    »Einen Augenblick, Clete«, sagte ich.
    Das Telefon hatte ein langes Kabel, und ich ging mit dem Apparat zur Hintertür hinaus und setzte mich auf die Treppe.
    »Schieß los«, sagte ich.
    »Wie der Zufall so spielt, hat sich die perfekte Situation ergeben, unseren Mann ans Messer zu liefern. Diesmal steckt sein Schwanz in der Steckdose, daß es raucht.«
    Im Hintergrund konnte ich hören, wie Leute lautstark redeten und Teller klapperten.
    »Wo bist du?«
    »Ich schlürfe gerade ein paar Austern im Acme, mein Bester. Ein paar Bierchen zieh’ ich mir auch rein. Und an meinem Tisch sitzt eine französische Lady, die ist ganz hin und weg von meinem authentischen Zungenschlag. Ich hab’ ihr gesagt, es wäre irischkreolisch. Außerdem meint sie, ich bin ein sensibler und unterhaltsamer Gesprächspartner. Sie quatscht davon, daß sie ’nen Akt von mir malen will ... Hey, vertrau mir, Dave, es läuft alles wie geschmiert. Klar, ins Lehrbuch der Polizeiakademie kommen wir damit nicht, aber wenn die Zeit kommt, wo man ihnen so richtig in den Arsch treten kann, dann sollte man’s auch mit genagelten Stiefeln tun. Ich wünsch’ dir noch ’nen schönen Abend, Partner. Komm doch dieses Wochenende vorbei, dann können wir Forellen fischen gehen.«
    Ich legte den Hörer wieder auf die Gabel und ging zurück ins Haus. Bootsie hatte gerade etwas Geschirr in den Schrank geräumt und sah mich an.
    »Das war Clete, stimmt’s?« sagte sie. Sie trug ein Strandkleid mit einem Blumenmuster in grün und lila. Ihr Haar war frisch gebürstet, und kleine Lichter tanzten darin.
    »Yepp.«
    »Was habt ihr zwei jetzt wieder angestellt, Dave?«
    Ich setzte mich an den Frühstückstisch und betrachtete meine Handrücken. Ich dachte, daß ich es ihr vielleicht sagen sollte.
    »Also früher im First District, da hatten wir einen Namen für so was. ›Die Mine salzen‹, haben wir das genannt.«
    »Was?«
    »Die Jungs vom Mob haben teure Anwälte. Manchmal drehen’s die Cops dann so, daß zwei und zwei fünf ergeben.«
    »Was habt ihr getan?«
    Ich räusperte mich und wollte eigentlich fortfahren, aber dann schlug ich mir den Gedanken aus dem Kopf und dachte an gar nichts.
    »Laß uns von was anderem reden, Boots.«
    Ich blickte geistesabwesend durch den Fliegenschutz auf die Leuchtkäfer, die sich funkenstiebend in den Bäumen im Garten tummelten. Ich konnte fühlen, wie ihr Blick auf mir ruhte. Dann ging sie aus der Küche und machte sich daran, die Dosen in der Vorratskammer im Flur neu zu ordnen. Ich spielte mit dem Gedanken, in die Stadt zu fahren und an der Theke in Tee Negs Billardsalon die Zeitung zu lesen. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits unter dem Deckenventilator mit den Holzblättern, und ich hatte es richtig in der Nase, den Talkumpuder, das grüne Sägemehl auf dem Holzboden, das schale Bier und den Bodensatz der Gläser, Eis und Whiskey, der in die Metallspülen gekippt würde.
    Aber Tee Neg’s war nicht der richtige Ort für mich, wenn mich die Müdigkeit überkam und mir die Flaschen hinter der Theke so verführerisch und einladend wie das Lächeln einer Frau erschienen.
    Ich hörte, wie Bootsie damit aufhörte, die Dosen umzustapeln, und die Tür zur Vorratskammer schloß. Sie trat hinter meinen Stuhl und blieb dort einen Augenblick stehen. Dann stützte sie eine Hand ganz leicht auf die Stuhllehne.
    »Du hast es wegen mir und Alafair getan, stimmt’s?« sagte sie.
    »Was?«
    »Was immer du gestern abend in New Orleans gemacht hast, du hast es nicht für dich getan. Sondern für mich und Alafair. Stimmt es nicht?«
    Ich legte den Arm hinter ihren Oberschenkel und preßte ihre Hand an meine Brust. Sie drückte ihre Wange an mein Haar und zog mich an ihren Busen.
    »Dave, wir sind eine so wunderbare Familie«, sagte sie. »Wir sollten wirklich versuchen, uns gegenseitig ein bißchen mehr Vertrauen entgegenzubringen.«
    Ich wollte etwas sagen, aber was es auch

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