Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
gewesen sein mochte, es blieb besser ungesagt. Ihr Herz pochte an meinem Ohr. Ihre Brüste waren heiß, wo sie die ganzen Sommersprossen hatte, und ihre Haut roch nach Milch und Blumen.
Bis neun Uhr am nächsten Morgen hatte ich noch nichts aus New Orleans gehört, was mich hellhörig gemacht hätte. Andererseits brachten sie in den Lokalnachrichten oft Berichte von so bahnbrechender Bedeutung für das Wohl der Nation wie diese: Die Zugbrücke über den Bayou Teche hatte sich geöffnet, als noch drei Fahrzeuge darauf standen; der Kulturausschuß der Schulbehörde hatte am gestrigen Abend ein abruptes Ende gefunden, als ein Faustkampf zwischen zwei Highschool-Rektoren ausbrach; mehrere Profi-Catcher mußten unter Polizeieskorte die Sporthalle der National Guard verlassen, nachdem sie vom Publikum bespuckt und mit einem Hagel von Unrat eingedeckt worden waren; der Wärter der Zugbrücke hatte die Kamera eines Pressefotografen in den Bayou Teche geworfen, weil er nicht glauben mochte, daß jemand das Recht hatte, seine Brücke zu fotografieren.
Ich schlug also halbherzig die Zeit mit irgendwelchem Bürokram tot, sah immer wieder auf die Uhr, bis ich mich schließlich fragte, ob Clete nicht vielleicht doch zu lange den Zapfhahn im Acme in Anspruch genommen hatte, bevor ihm der Gedanke gekommen war, mich anzurufen.
Ich wollte gerade zum Mittagessen heimfahren, als mich Lyle Sonnier anrief.
»Ich muß mich entschuldigen, daß es so lange gedauert hat, Loot, aber es war nicht ganz einfach, das mit so vielen Leuten auf die Reihe zu kriegen. Wie auch immer, morgen abend soll es stattfinden«, sagte er.
»Was stattfinden?«
»Na, das große Dinner. Krabbenessen, besser gesagt. Wir wollen’s draußen im Garten machen.«
»Lyle, das ist sehr nett von dir, aber ...«
»Paß auf, Dave. Drew und Weldon sehen das genau wie ich. Du bist anständig zu unserer Familie gewesen, während wir dir nur die ganze Zeit auf den Nerven rumgetanzt sind.«
»Nein, das seid ihr nicht.«
»Ich weiß es besser, Loot. Egal, kommt ihr jetzt oder nicht?«
»Freitag abend gehen wir sonst immer mit Batist und Alafair ins Drive-In-Kino in Lafayette.«
»Bring sie einfach mit.«
»Ich weiß nicht, ob dein Vater so scharf drauf ist, mich wiederzusehen.«
»Jetzt komm, Dave, dem armen Alten sind doch bestenfalls noch drei Gehirnzellen geblieben. Hab doch ein wenig Mitgefühl.«
»Das ist jetzt schon das zweite Mal in dieser Woche, daß jemand das zu mir sagt. Und es war jedesmal auf die falsche Person gemünzt.«
»Was?«
»Vergiß es. Ich frage Boots und Batist und melde mich dann wieder bei dir. Schönen Dank für die Einladung, Lyle.«
Ich fuhr heim, und Bootsie und ich machten uns einen Krug mit Eistee und Poor-boy-Sandwiches mit Shrimps und frittierten Austern und trugen alles hinaus zu dem Redwood-Picknicktisch unter dem Tupelobaum.
»Du bist sicher, daß es dir nichts ausmacht, hinzugehen?« sagte ich.
»Nein. Warum sollte mir das was ausmachen?«
»Ihr Vater ist vielleicht da. Er ist schrecklich entstellt, Boots.«
Sie lächelte. Der Wind im Tupelobaum warf feine, flackernde Schattenmuster auf ihre Haut.
»Was du eigentlich meinst, ist, daß Drew dasein wird«, sagte sie.
»Na ja, das stimmt ja auch.«
»Ich glaube, ich kann mit dem Wissen um deine Schulromanzen leben, Dave.« Ihre braunen Augen zogen kleine Fältchen in den Winkeln.
Ich kam ziemlich spät wieder ins Department. Als ich durch die Tür meines Büros trat, saß der Sheriff in meinem Stuhl, einen seiner halbhohen Stiefel auf die Ecke der Tischplatte gestützt. Auf seiner Gürtelschnalle lag eine Videokassette. Er sah auf die Uhr, dann ließ er seine Augen über mein Haar und mein Hemd streifen, die beide noch feucht waren.
»Sie sehen aus, als kämen Sie frisch aus der Dusche«, sagte er.
»Das tu ich auch.«
»Sie gehen mittags heim, um zu duschen?«
»Ich mußte einen Reifen wechseln.«
»Na, gibt’s denn so was«, sagte er und klackte mit den Fingernägeln auf der Plastikhülle der Kassette.
»Was liegt an, Sheriff?«
»Vor ungefähr einer Stunde hat ein Agent des FBI diese Kassette vorbeigebracht. Sie enthält Aufnahmen, die gestern abend vor einem Haus am Lake Pontchartrain gemacht wurden, das unter Beobachtung steht. Das Haus gehört einem der Giacanos, der führenden Mafiafamilie von New Orleans.«
»Ach ja?«
»Gestern abend war da eine Riesenparty. Auf dem Rasen tummelten sich die versammelten Schmalzlocken aus drei Bundesstaaten, inklusive
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