Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
man drei Löcher.
Ich konnte sie auf der Treppe hören, aber einer von ihnen war offensichtlich noch scharf auf eine Verlängerung. Er hatte die hohe, metallische Stimme eines Zwerges.
»Gib mir deine Knarre! Ich mach’ das Schwein fertig!«
»Das Boot legt ab, Jewel. Entweder du kriegst jetzt den Arsch hoch, oder du bist auf dich allein gestellt«, sagte ein anderer Mann.
Ich linste um den Türrahmen herum und gab einen schnellen Schuß ab – zu überhastet und ungezielt. Die Kugel hinterließ einen langen, tiefen Riß in der Tapete. Aber diesmal sah ich drei Männer – den Mann mit dem Brecheisen, den Spielzeugmann, der schwarze, silberbeschlagene Cowboystiefel trug und kurzgeschorenes blondes Haar hatte, das wie Entendaunen aussah, und einen dritten, älteren Mann, in einer braunen Wildlederjacke und den schwarzen Hosen eines Priesters. Sein schwarzes Haar war mit dem Messer geschnitten, und sein Gebiß war voller Metallkronen und -füllungen, in denen sich das Bild von Weldons Büro spiegelte. Zumindest war das das Bild der drei Männer, das sich mir in dem Augenblick unauslöschlich im Kopf einprägte, bevor ich ein Geräusch hörte, das mir unmißverständlich sagte, hier war eine Chance, wie sie nie wiederkommt – man hörte, wie die Trommel eines Revolvers aufgeklappt wurde und leere Patronenhülsen auf eine Holzfläche schlugen.
Ich umfaßte den Griff der .45er mit beiden Händen und machte einen Schritt hinaus in den Flur, wo ich sie unter Beschuß nehmen wollte, aber der Mann in der Windjacke war ein Profi und hatte damit gerechnet. Er war die Treppe nur drei Stufen hinunter und hatte sich dann auf ein Knie gestützt, während die anderen beiden an ihm vorbeirannten. Er gab einen Schuß aus seiner Automatik ab, und mein Regenmantel machte einen Satz, als hätte ihn ein Windstoß gebeutelt. Ich drehte mich wieder zurück in die Deckung des Türbogens und hörte, wie er in die Dunkelheit des Hauses unten davonrannte.
Wenn du die Treppe runterläufst, haben sie leichtes Spiel, dich abzuknallen, dachte ich. Denk nach, schnell. Sie hatten kein Auto vor dem Haus oder draußen auf der Straße. Zur Rückseite des Hauses gab es keine extra Zufahrt. Also waren sie auf dem Bayou gekommen. Und da müssen sie jetzt zu Fuß auch wieder hin.
Ich überquerte den Flur und ging in ein Schlafzimmer auf der anderen Seite. Es hatte Glastüren und eine Veranda, von der aus man die Zufahrt, die Garage und die Bambushecke sehen konnte, die Weldons Grundstück nach hinten abgrenzte. Einen Augenblick später hörte ich ihre schnellen Schritte auf dem nassen Schotter. Sie waren nicht länger als zwei oder drei Sekunden in Sicht, zwischen der einen Ecke des Hauses und der rückwärtigen Garagenwand, aber ich hielt die .45er mit beiden Händen über das Holzgeländer und schoß, bis das Magazin leer war und der Schlitten hinten einrastete und aus der offenstehenden Patronenkammer eine einzelne, weiße Rauchzunge emporstieg. Und genau in dem Augenblick, bevor die drei Männer durch das Bambusgehölz brachen und im Regen verschwanden, genau dann, als der Mann, der Eddy hieß, es praktisch geschafft hatte, riß die letzte Kugel im Magazin die äußerste Ecke der Garage weg, und ein Hagel von Holzsplittern traf ihn mitten ins Gesicht. Er schrie und preßte die Hand vor das eine Auge, als hätte er sich verbrannt.
Dann sah ich einen Streifenwagen. Er kam von der asphaltierten Straße und fuhr schnell die Auffahrt hoch. Blau- und Rotlicht bildeten ein flackerndes Kaleidoskop, das durch den Regen stob. Ich suchte in meiner Manteltasche nach der Taschenlampe, aber sie war weg. Ich rannte die Treppe hinunter und kam im selben Augenblick zur Tür hinaus, als LeBlanc und Thibodeaux vor der Veranda hielten. Ihre Gesichter blickten mich erwartungsvoll durch das geöffnete Fenster auf der Beifahrerseite an.
»Sie wollen zum Bayou. Es sind drei. Sie sind bewaffnet. Einer von ihnen ist verletzt. Schnappt sie euch«, sagte ich.
Der Fahrer trat aufs Gas, und der Wagen schoß seitlich ums Haus herum. Er hinterließ tiefe Schleuderspuren im Schotter und demolierte eine große Topfpflanze, die am Rand des Rosenbeetes stand. Ich zog das leere Magazin aus der .45er, schob ein volles hinein und folgte ihnen durch den Regen zum hinteren Teil des Grundstücks.
Aber jetzt war es nur noch eine Farce. Sie preschten munter durch Weldons Bambusgehölz, zerstörten seinen Gemüsegarten und trudelten seitlich in den Bewässerungsgraben. Die
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