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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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So und nicht anders ging das. Immer nur schön logisch einen Schritt nach dem anderen. Ich gähnte, und in meinen Ohren knackte es wie bei einem Feuerwerk.
    Als ich wieder im Büro war, rief ich Weldon im Haus seiner Schwiegermutter in Baton Rouge an. Ich hatte ihn geweckt, und ich mußte ihm vieles mehrfach sagen.
    »Hör zu, ich halte es für das beste, wenn du morgen früh zurück nach New Iberia fährst, damit wir beide uns mal lange und ausführlich unterhalten können.«
    »Worüber?«
    »Du hörst wohl schlecht. Deine gesamte Wohnungseinrichtung ist mehr oder minder Kleinholz. Drei Typen haben alles auseinandergenommen, weil sie auf der Suche nach etwas waren, das offensichtlich von größter Wichtigkeit für sie ist. Während sie dabei waren, haben sie noch einen Deputy ermordet. Willst du hören, wie?«
    Er schwieg.
    »Sie haben ihn in den Rücken geschossen, wahrscheinlich als er die Kellertreppe runterkam«, sagte ich. »Dann haben sie ihm noch eine Kugel unters Kinn verpaßt, eine in die Schläfe und eine in den Hinterkopf. Du kennst nicht zufällig ein paar niedere Mafiachargen namens Eddy oder Jewel?«
    Ich hörte ihn unterdrückt husten.
    »Ich hab’ die nächsten paar Tage hier noch geschäftlich zu tun«, sagte er. »Ich werde ein paar Handwerker zum Haus schicken. Wenn du mich brauchst, hast du ja diese Nummer.«
    »Es wird allmählich Zeit für dich, Weldon, mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Wie in einem Mordfall ermittelt wird, hast nicht du zu bestimmen. Was bedeutet, daß du dich morgen noch vor zwölf in meinem Büro einzufinden hast.«
    »Ich will Bama nicht allein lassen, und sie wieder hierher bringen will ich auch nicht.«
    »Das ist dein Problem. Entweder du tanzt morgen früh hier an, um mit mir zu reden, oder ich lasse dich einbuchten, weil du ein wichtiger Zeuge bist.«
    »Klingt mir doch sehr nach juristischem Heckmeck.«
    »Das kannst du leicht rausfinden.«
    »Okay, gut, ich werd’ mal zusehen, wie ich meine Termine arrangieren kann. Willst du mit mir zu Mittag essen?«
    »Nein.«
    »Du siehst alles immer so finster, Dave. Denk mal positiv.«
    »Eine Minute nach zwölf geht der Haftbefehl raus«, sagte ich und hängte auf.
    Es war typisch für Weldon, der es sich zur Regel machte, immer unberechenbar zu bleiben und grundsätzlich das Gegenteil von dem zu tun, was man von ihm erwartete, daß er Punkt acht ins Sheriff’s Department hineinmarschiert kam. Er trug Khakihosen, Sandalen ohne Strümpfe, ein grünrotes Hemd mit Blumenmuster, das über die Hose hing, und einen gelben Panamahut, den er keck schief aufgesetzt hatte. Sein Kinn war blankpoliert und rot von einer frischen Rasur.
    Er holte sich ohne Aufforderung einen Styroporbecher mit Kaffee aus dem Vorraum, nahm dann auf einem Stuhl vor meinem Schreibtisch Platz, legte ein Bein über das andere und spielte mit dem Hut auf dem Knie herum. Meine Schulter pochte immer noch, tief unten im Knochen, wie ein dumpfer Zahnschmerz.
    »Was haben die gesucht, Weldon?« fragte ich.
    »Da weißt du mehr als ich.«
    »Du hast keine Ahnung?«
    »Nö.« Er steckte eine frische, noch unangezündete Zigarre in den Mund und ließ sie in seinen Fingern kreisen.
    »Geld oder Schmuck war’s jedenfalls nicht. Das haben sie in der ganzen Bude verstreut liegenlassen.«
    »Gott, heutzutage gibt’s halt reichlich viel seltsame Typen. Das liegt an der Zeit, in der wir leben. Dieses Land ist so irre geworden, daß wir nicht mehr mithalten können, Dave.«
    »Bis jetzt ist es mir erspart geblieben, mit Deputy Garretts Familie zu reden. Ich bin auch nicht besonders scharf drauf. Aber ich will doch hoffen, daß ich ihnen dann mehr sagen kann, als daß das Land so irre geworden ist, daß wir nicht mehr mithalten können.«
    Er blickte etwas betreten.
    »Was willst du von mir hören?« fragte er.
    »Wer sind die Kerle?«
    »Das mußt du mir sagen. Du hast sie schließlich gesehen. Ich nicht.«
    »Eddy und Jewel. Was sagen dir diese Namen? Und wer ist der Typ mit dem Mund voll Metall?«
    »Das mit deinem Freund da im Keller tut mir leid. Ich wünschte, er wäre da nicht reingegangen.«
    »Es war sein Job.«
    Er blickte versonnen zum Fenster hinaus auf eine Wolke, die am Rand der Morgensonne klebte. Melancholie zog über sein Gesicht.
    »Glaubst du an so was wie Karma? Ich schon. Das heißt, ich hab’s in Asien gelernt«, sagte er. Sein Blick wanderte unstet durch den Raum.
    »Was soll das heißen?«
    »Weiß ich doch nicht, was das

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