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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Gelegenheit haben, sich die Sache noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, rühren sie sich entweder nicht mehr vom Fleck oder hecken irgendwas aus. Und ich hatte mich in eine ziemlich beschissene Lage hineinmanövriert. Ich stand ungünstig auf der rechten Seite des Flurs, so daß ich den rechten Arm nur mühsam und in einem äußerst ungünstigen Winkel um den Türrahmen herum nach außen strecken konnte. In einem Bein bahnte sich ein Wadenkrampf an, in meinem Rücken spürte ich einen Stich in der Muskulatur. Wo blieben nur LeBlanc und Thibodeaux?
    »Letzte Chance, Jungs. Gleich zeigen wir euch, was Sache ist«, sagte ich. Aber das war nur Show. Ich konnte nur versuchen, den Deckel drauf zu halten, bis Verstärkung eingetroffen war.
    Dann huschte wieder ein Schatten über den Schreibtisch, und ein Schuh stieß gegend irgendein Möbelstück. Ich streckte meinen Rücken, hielt den rechten Arm gerade und hielt mit der .45er auf die Türmitte. Das Salz brannte mir in den Augen.
    Aber ich hatte die alte Regel aus Vietnam vergessen: Dreh ihnen nie den Rücken zu, Robicheaux.
    Er kam aus der Schrankkammer im Schlafzimmer, wie eine Feder, die aus einer zerschlagenen Uhr springt, in der erhobenen Hand ein kurzes Stemmeisen. Er hatte einen riesigen Schädel, ein knochiges Gesicht, und unter seinem nassen T-Shirt zeichnete sich ein schwer muskelbepackter Oberleib ab. Ich wollte eine schnelle Drehung machen, damit ich die .45 er wieder um den Türrahmen herumbekam und auf seine Brust zielen konnte, oder zumindest doch auf die Beine kommen, um dem Schlag mit der Brechstange ausweichen zu können, aber meine Knie spielten nicht mit und brannten und waren auf einmal schlaff wie Spinnweben. Das Stemmeisen traf mich voll an der Schulter und schürfte mir den Arm auf, und die .45er flog über den Teppich.
    Dann legte er richtig los, und ich versuchte mich wegzurollen, in Richtung des Himmelbetts, die Arme zum Schutz um den Kopf geschlungen. Er traf mich einmal im Rücken, ein Schlag, der sich genauso anfühlte wie diese wild nach innen gedrehten Bälle, die jeder kennt, der mal Baseball gespielt hat, und die einen kurz und trocken in die Wirbelsäule treffen, so sehr man auch versucht, ihnen auszuweichen. Ich trat mit einem Fuß nach ihm, stolperte rücklings über die Matratze und sah die Entschlossenheit in dem knochigen Gesicht und den trüben Augen, als er sich wieder auf mich stürzte.
    »Zur Seite, Eddy! Den mach’ ich alle!« sagte eine Stimme hinter ihm.
    Im Türbogen stand ein Mann, der wie ein Spielzeug wirkte. Er sah aus wie ein Jockey, nur daß der kleine Körper die harten Konturen eines Gewichthebers hatte. In der winzigen Hand lag ein blauer Revolver.
    Aber sie waren einander in die Quere geraten und hatten zu lange gezögert. Ich erblickte die .45er auf dem Teppich, direkt neben der herunterhängenden Matratze, und ich packte sie und hechtete seitwärts in eine kleine Toilette, als der Spielzeugmann abdrückte.
    Ich saß die Schießpulverfunken durch die Dunkelheit fliegen, hörte zwei Kugeln dumpf in die gekachelte Wand schlagen. Eine dritte traf mit schrillem Pfeifen die Toilettenschüssel und zerschmetterte anschließend den Wassertank, der in eine Sturzflut und unzählige Splitter zerbarst; dann versuchte der Kerl es mit einem anderen Schußwinkel, und eine vierte Kugel prallte von einem verchromten Handtuchhalter ab und zerstörte die Tür zur Duschkabine, die in einem Milchglasscherbenhaufen zusammenfiel.
    Ich lag flach auf dem Fußboden, in einer immer größer werdenden Lache, Rücken und Haare übersät von kleinen Glasscherben und Kachelsplittern. Aber das Blatt hatte sich zu seinen Ungunsten gewendet, und das wußte er, denn er war bereits dabei, sich rasch in den Flur zurückzuziehen, als ich mich aufrappelte und das Feuer erwiderte.
    Das Dröhnen der .45er war ohrenbetäubend, der Rückstoß so gewaltig, daß die Hand taub wurde, und dabei genauso abrupt wie das Rucken eines Preßlufthammers; und in dem kurzen Augenblick, bevor ich erneut abdrückte, lag die .45er auf einmal wie schwerelos in meiner Hand. Ich feuerte viermal in den Eingang zum Schlafzimmer, dann stand ich ganz auf. Zu meinen Füßen lag ein Meer von Glasscherben, und ich machte den Mund auf und zu, um die Ohren freizubekommen. Die Tür zum Schlafzimmer war leer, und der dichte Rauch hing reglos in der Luft. Draußen im Flur lag ein Ölgemälde mit der Vorderseite nach unten auf dem Teppichboden, und auf der Rückseite der Leinwand sah

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