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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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in die Wunden. Dann bleiben ihnen die Schwarzen ein bißchen vom Leib. Warten Sie mal, ich zeige Ihnen was. Shorty! Komm her!«
    »Jawoll, Boß!« Ein pechschwarzer Sträfling mit einem Hals wie ein Hydrant und schweißüberströmtem Gesicht stellte einen Sandsack am Deich ab und lief schwerfällig zu uns hoch.
    »Weshalb hat Boß Gilbeau dich ins Loch gesteckt?« fragte der Captain.
    »Prügelei, Boß.«
    »Und mit wem hast du dich geprügelt, Shorty?«
    »Mit einem von den Jungs drüben in Ash.« Er grinste und mied unsere Blicke.
    »War er weiß oder schwarz, Shorty?«
    »Er war weiß, Boß.«
    »Zeig doch mal Mr. Robicheaux, wie du dich verbrannt hast, als du aus dem Loch kamst.«
    »Sir?«
    »Zieh das Hemd hoch, und stell dich nicht so dumm.«
    Der Sträfling namens Shorty knöpfte sein verschwitztes Baumwollhemd auf und zog es hinten hoch. Über seine Wirbelsäule zogen sich vier graue, dünne, verkrustete Wunden, als hätte man ihn mit glühendem Draht von einem Drahtbügel gebrandmarkt.
    »Wie hast du es geschafft, dich so zu verbrennen, Shorty?« sagte der Captain.
    »Bin rückwärts in den Heizofen gelaufen, Boß.«
    »Und warum war die Heizung im April an?«
    »Weiß nicht, Sir. Wünschte nur, sie wär’ nicht angewesen. Weil’s nämlich säuisch weh getan hat. O ja, Sir.«
    »Scher dich wieder runter. Sag den anderen, sie sollen alles wegräumen, damit wir zum Mittagessen gehen können.«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Captain klopfte die Pfeife am Stiefelabsatz aus und steckte sie wieder in den Revolvergurt. Er blickte versonnen hinaus auf den breiten, gelbbraunen Fluß und die dichte grüne Baumgrenze am entgegengesetzten Ufer. Er sagte nichts.
    »So läuft das hier, ja?« sagte ich.
    »Mal abgesehen von den Drogen, ist Raintrees Hauptproblem sein Schwanz. Er denkt nur ans Reinstecken. Spielt keine Rolle, ob weiblich oder männlich, er steigt über alles drüber, was warm ist und sich bewegt. Und da ist noch was, worauf Sie vielleicht achten sollten. Er hat’s schwer mit Wahrsagern und dem ganzen Zeug. Die Wände in seiner Zelle waren voll mit astrologischen Karten. Er hat irgend so ’ner Schwuchtel aus dem Magnolia-Trakt jede Woche eine Stange Zigaretten dafür gegeben, daß der ihm aus der Hand gelesen hat. Ach, übrigens, Sie sollten Ihr Augenmerk in diesem Fall nicht auf die AB richten. Die Kerle mit den Hakenkreuzen, von denen ich Ihnen erzählt habe, die kriegen Post von irgend so ’ner Kirche draußen in Idaho, die sich Christian Identy nennt. Aus Hayden Lake, Idaho.«
    Er stand mit Hilfe seines Stocks auf, um anzudeuten, daß unser Gespräch beendet war.
    »Vielen Dank, daß Sie mir etwas Zeit zur Verfügung gestellt haben, Captain«, sagte ich.
    Dann, gewissermaßen als Nachgedanke, sagte er noch: »Wenn Sie den Jungen hochnehmen, sagen Sie ihm, daß er besser dran tut, sich gleich aufzuhängen, als für den Mord an einem Polizisten hier einzufahren.«
    Seine Pupillen lagen wie schwarze Aschenklumpen in den verwaschenen blauen Augen.
    Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück ins Büro, um etwas Papierkram zu erledigen und um fünf regulär Dienstschluß zu machen. Der Abstecher nach Angola hatte mich erschöpft; und an der Stelle, wo Eddy Raintree mich mit dem Stemmeisen erwischt hatte, schmerzte meine Schulter immer noch. Ich wollte heim, zu Abend essen, etwas am Bayou joggen und danach vielleicht noch mit Alafair und Bootsie in Lafayette ins Kino gehen.
    Aber neben meinem Pickup stand ein blankgewachster feuerwehrroter Cadillac, dessen makellos weißes Leinendeck nach hinten geklappt war. Ein Mann in cremefarbenen Hosen fläzte sich fast flach auf dem Rücken über die Ledersitze, einen violetten Wildlederstiefel auf dem Fensterrahmen, vor dem Bauch eine üppig verzierte Gitarre mit Sunburst-Lackierung.
    » Allons à Lafayette, pour voir les ’tites francaises «, sang er und setzte sich dann auf. Er nahm mit der verstümmelten Hand die Sonnenbrille ab und grinste mich an. »Wie steht’s, Lieutenant?«
    »Hallo, Lyle.«
    »Komm, wir machen eine kleine Spritzfahrt.«
    »Wie viele von den Dingern hast du eigentlich?«
    »Na ja, eigentlich gehören die alle der Kirche.«
    »Aber sicher doch.«
    »Komm schon.«
    »Ich wollte grad nach Hause.«
    »Ein paar Minuten wirst du schon noch haben. Es ist wichtig.«
    »Hast du irgendwas dagegen, während der normalen Dienstzeit mit mir zu reden?«
    »Gestern nacht ist jemand in Drews Haus eingebrochen.«
    »Hab’ nichts davon gehört. Hat sie’s

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