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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Haar.
    Die Mutter saß auf einem Holzstuhl, die Knie vor dem dampfenden Kessel gespreizt, die Unterarme voller nasser Hühnerfedern. Überall auf dem Rasen zuckten geköpfte Hühner.
    »Du warst bei ihr. Das weiß ich genau. Im Lokal haben sie davon geredet. Für die bist du der große Schürzenjäger«, sagte sie.
    »Ich war mit niemand nicht zusammen«, sagte er, »außer den Moskitos, die ich draußen in der Marsch plattgeklatscht hab’.«
    »Du hast gesagt, du läßt in Zukunft die Finger von ihr.«
    »Ihr Kinder geht jetzt auf der Stelle rein.«
    »Macht dir das ein besseres Gewissen, wenn du die Kinder wegschickst? Ich sag’s dir, eines Tages wird sie dir die Gurgel durchschneiden. Die war doch schon in Mandeville in der Klapsmühle. Du wirst schon sehen, Verise.«
    »Ich war nicht bei ihr.«
    »Du elender Mistkerl, du riechst nach ihr«, sagte die Mutter. Sie packte ein geköpftes Huhn bei den Füßen und schlug nach ihm. Der Schlag hinterließ eine diagonale Blutspur quer über seiner Brust und der Levis.
    »So kannst du vor meinen Kindern nicht mit mir umspringen«, sagte er und wollte auf sie los. Dann blieb er stehen. »Ich hab’ euch doch gesagt, macht, daß ihr reinkommt. Das geht nur uns beide was an.«
    Weldon und Lyle waren daran gewöhnt, wie sich ihre Eltern stritten, und sie machten sich mürrisch auf den Weg; aber Drew blieb stumm und angsterfüllt unter dem Pecanbaum stehen, ihre Katze fest an die Brust gedrückt.
    »Komm schon, Drew. Komm mit rein. Wir spielen Monopoly«, sagte Lyle und versuchte sie am Arm zu ziehen. Aber ihr Körper war stocksteif, und die nackten Füße verharrten wie angewurzelt auf dem staubigen Lehmboden.
    Dann sah Lyle die große, quadratische Hand seines Vaters weit ausholen, sah, wie sie mit Wucht ins Gesicht der Mutter schlug, hörte sie schließlich nur noch weinen, als er versuchte, sich vor Drew zu stellen und sie und die Katze an sich zu drücken, um sie alle drei mit seiner Umarmung abzuschirmen von dem Weinen der Mutter, das nicht enden wollte.
    Drei Stunden später brach ihr Wagen durch das Geländer der Brücke über den Atchafalaya River. In derselben Nacht träumte Lyle, daß eine riesige braune Luftblase von dem Wrack am Grunde des Flusses aufstieg. Als die Luftblase an die Oberfläche kam und platzte, schlug ihm der letzte Atem der Ertrunkenen so naß und übelriechend ins Gesicht wie Leichengas, das aus einem Grab entweicht.
    Die Frau, die Mattie hieß, trug Shorts und ärmellose Blusen mit Schweißringen unter den Armen, und tagsüber schien sie immer Lockenwickler im Haar stecken zu haben. Wenn sie durchs Haus ging, hatte sie einen Aschenbecher bei sich, in den sie ohne Unterlaß eine lippenstiftverschmierte Chesterfield nach der anderen drückte. Sie hatte einen harten, muskulösen Körper, und wenn sie badete, schloß sie die Tür zum Badezimmer nicht ganz; einmal sah Lyle sie, wie sie in der Wanne kniete und mit einer großen, flachen Bürste die breiten Schultern und den Busen schrubbte. Über ihrem Kopf hing ein Gewirr provisorischer Wäscheleinen, wo sie ihre tropfnasse Unterwäsche aufgehängt hatte. Ihre Augen verhakten sich in seine, und erst dachte er, sie wolle mit ihm schimpfen, weil er sie anstarrte, aber statt dessen erwiderte ihr hartes, knochiges, glänzendes Gesicht seinen Blick nur in einer so völligen Gleichgültigkeit, daß er sich obszön vorkam.
    Wenn es sich ergab, daß Verise an einem Freitag- oder Samstagabend nicht in der Stadt war, machte sie den Kindern Abendessen, zog ihr blaues Kostüm an und saß allein im Wohnzimmer, wo sie im Radio der Grand Ole Opry oder dem Louisiana Hayride lauschte, während sie aus einer Kaffeetasse Apricot Brandy trank. Mit schöner Regelmäßigkeit machte sie Ascheflecken auf das Kostüm, die sie erst mit Fleckenentferner beseitigen mußte, bevor sie mit ihrem alten Ford Cabriolet zu einem langen Abend aufbrach. Sie wußten nicht, wohin sie an diesen Freitag- oder Samstagabenden ging, aber ein Junge aus der Nachbarschaft erzählte ihnen, daß Mattie früher in Broussard’s Bar auf der Railroad Avenue gearbeitet hätte, einem berüchtigten Viertel von New Iberia, wo die Frauen draußen auf den Veranden vor den billigen Absteigen und Pinten saßen, mit Tassen Bier aus Eimern schöpften und die Männer, die zumeist beim Bahnbau oder auf den Ölfeldern beschäftigt waren, durch krude Zurufe auf sich aufmerksam zu machen suchten.
    Eines Morgens, als Verise in Morgan City war, bekam sie dann Besuch

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