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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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verteilt.«
    »Na, das schauen wir uns doch einfach mal an«, sagte ich. »Weißt du, Tante Marjorie, das Interessante ist, daß all diese Burschen ziemlich Wert auf ihr Ego legen. Das bedeutet, daß sie für gewöhnlich dieselben Initialen nehmen, wenn sie sich ein Pseudonym zulegen. Oder sie suchen sich Pseudonyme aus, die ganz ähnlich klingen wie ihre echten Namen.«
    Die Liste war in alphabetischer Reihenfolge. Ich blätterte vor zum R.
    »Was ist mit Elton Rubert?« fragte ich.
    »Erinner’ mich nich dran, Mister Davis. Ich hatte mal einen Angestellten, der muß das aufgeschrieben haben, aber der arbeitet hier nich mehr.«
    »Ich heiße Dave, Tante Marjorie, Dave Robicheaux. Wo ist dieser Angestellte jetzt?«
    »Ist nach Ohio gezogen, oder irgendwo anders hin in den Norden.«
    Ich schrieb mir die Adresse auf, an die Elton Rubert sich seine Post schicken ließ – eine Kneipe in einer kleinen Siedlung draußen im Atchafalaya-Becken westlich von Baton Rouge.
    »Ich gebe dir meine Karte«, sagte ich. »Wenn der Mann auf dem Foto sich hier wieder zeigt, lies ihm aus der Hand oder tu, was er sonst will, und ruf mich dann danach an. Aber stell ihm keine Fragen und versuch auch nicht, für mich irgend etwas über ihn herauszubekommen, Tante Marjorie. Du bist mir schon eine große Hilfe gewesen.«
    »Gib mir deine Hand.«
    »Bitte?«
    Sie nahm meine Hand, starrte in den Handteller und massierte ihn mit den Fingern. Dann fuhr sie darüber, als striche sie Brotteig glatt.
    »Da ist noch was, das ich dir nich erzählt hab’«, sagte sie. »Als der Mann das letzte Mal hier war, hab’ ich ihm aus der Hand gelesen, genau wie jetzt bei dir. Er hat mich gefragt, wie seine Lebenslinie aussieht. Was ich ihm nich gesagt hab’ und er auch nich weiß – er hatte keine Lebenslinie. Sie war weg.«
    Ich sah sie an.
    »Du verstehst mich nicht, Schätzchen«, sagte sie. »Wenn die Lebenslinie verschwunden ist, kriegen Männer wie der sie wieder, indem sie die eines anderen Menschen stehlen.«
    Sie faltete meinen Daumen und die Finger auf den Handteller, daß sich eine Faust bildete und drückte sie dann mit ihren Handflächen zu einer festen Kugel zusammen. Ich spürte die Hitze und das Öl in ihrer Haut. »Halt sie ganz fest, Mister Streak. Diesem Tiger, dem ist’s egal, wen er frißt.«
    Ich hatte vorher Probleme gehabt, einen Parkplatz zu finden, und meinen Pickup schließlich an der Rampart Street stehengelassen, nicht weit von dem Iberville-Project. Als ich um die Ecke kam, sah ich, daß die Beifahrertür aufstand, auf dem Boden die Überreste der Scheibe, der in ein Tuch gewickelte Ziegelstein noch im Rinnstein. Das Handschuhfach war durchwühlt worden, und sie hatten das Autoradio aus dem Armaturenbrett gerissen – zusammen mit einem Großteil der Zünddrähte, die nun wie zerschnittene Spaghetti vom Armaturenbrett herabbaumelten.
    Das First District Polizeirevier war zwei Querstraßen weiter, weshalb es nur eine Stunde dauerte, bis sich ein uniformierter Beamter zum Tatort bequemte, um die Meldung entgegenzunehmen, die ich für die Versicherung brauchte. Dann ging ich zu einem Drugstore auf der Canal Street, rief beim AAA an, daß sie mir einen Abschleppwagen schickten, und sagte Bootsie Bescheid, daß ich nicht, wie versprochen, heimkommen würde, der Wagen aber mit etwas Glück bis morgen abend wieder fahrbereit wäre.
    »Wo bleibst du heut nacht?« fragte sie.
    »Bei Clete.«
    »Dave, wenn der Wagen morgen noch nicht fertig ist, nimm doch einfach den Bus heim. Den Pickup können wir immer noch später holen. Morgen ist Freitag. Wir sollten uns ein schönes Wochenende machen.«
    »Es kann sein, daß ich auf dem Rückweg noch eine Spur überprüfen muß. Ist vielleicht ein Schuß in den Ofen, aber darauf kann ich’s nicht ankommen lassen.«
    »Hat es etwas mit Drew zu tun?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Wenn es so ist, möchte ich mich nicht einmischen.«
    »Es geht vielleicht um den Typ, der mir mit einem Stemmeisen den Schädel einschlagen wollte.«
    »O Gott, Dave, laß es doch mal gut sein, zumindest für eine Weile.«
    »So läuft das nicht. Die Gegenseite macht keine Boxenstops.«
    »Wie witzig«, sagte sie. »Ich schalte den Anrufbeantworter ein, falls wir in die Stadt fahren.«
    »Jetzt komm schon, Boots, jetzt häng nicht so auf.«
    »Es war ein langer Tag. Ich bin einfach müde. Ich meine nicht, was ich sage.«
    »Mach dir keine Sorgen, das kommt schon alles hin. Ich ruf’ am Morgen noch mal an. Sag

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