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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Wohnzimmer auf, wie wild pochte das Blut in meinen Handgelenken, und ich öffnete und schloß den Mund, als hätte man mich tief vom Grunde des Ozeans wieder an die Oberfläche gezogen. Ich starrte durchs Fenster über den Innenhof eine Lampe auf einem Tisch an. Sie stand hinter einem Vorhang, der sich im Luftzug eines Ventilators hob und senkte. Ich sah einen Schatten, der sich hinter dem Vorhang bewegte. Gern hätte ich geglaubt, daß es der Schatten eines guten Menschen war, vielleicht ein Mann, der sich für die Arbeit fertigmachte, oder eine ältere Frau, die Frühstück zubereitete, bevor sie zur Morgenmesse in der St. Louis Cathedral ging. Aber es war vier Uhr früh; der Himmel über mir war schwarz, noch ohne jedes Anzeichen einer trügerischen Morgendämmerung; die Nacht gehörte immer noch den Ungeheuern, und die Person auf der anderen Seite des Innenhofs war wahrscheinlich eine Prostituierte oder jemand, der die ganze Nacht hindurch getrunken hatte und dessen Rausch den Gipfel längst überschritten hatte.
    Ich zog Hemd und Hose an und schlüpfte in meine Slipper. Ich sah die Konturen von Cletes gewaltigem Körper in seinem Bett, ein Kissen über dem Gesicht, an einem Bettpfosten sein Porkpie-Hut. Ich schloß sachte die Tür hinter mir. Magnolienduft erfüllte die Luft im Innenhof.
    Die Bar war drüben an der Decatur Street, einer dieser Läden, die nie schließen, wo es weder Freude noch Wut gibt, niemand etwas von einem erwartet und keiner einen Maßstab an Versagen und Schmerz eines Menschen legt.
    Die Flaschen mit Bourbon Whiskey, Wodka, Rum, Gin, Roggenwhiskey und Brandy funkelten entlang des Spiegels hinter der Theke. Die Bierzapfanlage mit den Eichenholzgriffen und die beschlagenen Krüge in den Kühltruhen hätten ein Gedicht sein können. Der Barkeeper legte die Arme ungeduldig aufs Spülbecken.
    »Sie können schon noch was haben, aber dazu müssen Sie mir erst mal sagen, was Sie wollen«, sagte er. Er blickte zu einem anderen Gast hinüber, hob die Augenbrauen und sah dann wieder zu mir. Er lächelte jetzt. »Dauert’s noch lange, Kumpel?«
    »Ich möchte eine Tasse Kaffee.«
    »Sie wollen eine Tasse Kaffee?«
    »Ja.«
    »Sieht das hier für Sie wie ein Laden aus, wo Sie eine Tasse Kaffee bekommen? Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht«, sagte er und machte sich daran, den Tresen mit einem Tuch zu wischen.
    Ich hörte jemanden lachen, als ich wieder hinaus auf die Straße ging. Ich saß auf den Eisenbahnschienen hinter dem French Market und sah zu, wie die Morgendämmerung langsam über den Rand der Erde hervorkletterte und den Fluß und die Docks und die großen flachen Lastschiffe drüben in Algiers in Licht tauchte. Nach und nach nahm der Himmel die Farbe eines matten Knochens an, bis schließlich der ganze Osten von einem heißen roten Leuchten erfüllt war, das wie die Speichen eines Wagenrades in den Himmel ragte. Der Fluß wirkte endlos weit und durchzogen von gelblichen Schlammablagerungen, und ich sah Ölspuren und vereinzelte tote Fische, die mit dem Bauch nach oben in der Strömung trieben.

Kapitel 8
    Die Reparaturen an meinem Pickup dauerten bis Freitag nachmittag um sechs. Als ich South Baton Rouge erreichte, war die Sonne eine geschmolzene rote Kugel am Westhimmel. Ich überquerte den Mississippi und fuhr bei Port Allen von der Interstate ab und setzte meinen Weg auf dem alten Highway durchs Atchafalaya-Becken fort. Die Bar, an deren Adresse sich Eddy Raintree vielleicht seine Post schicken ließ, befand sich an einer unbefestigten gelben Lehmstraße, die sich zwischen toten Zypressen und kupferfarbenen sumpfigen Pfützen hindurchschlängelte.
    Das Lokal war aus klapprigen Brettern, Sperrholz und Dachpappe gezimmert, die Fliegentüren verrostet und an vielen Stellen aufgeplatzt, die Fenster mit zahlreichen Pockennarben – Schottersteine, die die Reifen von durchstartenden Wagen gegen die Bude geschleudert hatten; das Haus saß auf einem erhöhten Fundament aus Schlackensteinen wie ein Elefant mit gebrochenem Rücken. Daneben war ein halbes Dutzend Harleys geparkt, und hinter dem Haus war eine Gruppe von Rockern, die in einem Ölfaß unter einer Eiche grillten. Gelber Straßenstaub zog in Wolken über ihr Feuer.
    Ins Atchafalaya-Becken geht man, wenn man nirgendwo anders einen Platz findet. Es umfaßt Hunderte von Quadratkilometern – Bayous, Kanäle, sandige Landzungen, Bauminseln, vorwiegend von Weiden bewachsen, riesige Buchten, die ins Landesinnere hineinwandern, und

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