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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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unter Wasser stehende Waldstücke, wo die Moskitos einem wie ein Sturzhelm um den Kopf schwirren und man sich auf die Arme klatscht, bis die ganz voll mit einer glitschigen schwarzroten Paste sind. Zwanzig Minuten von Baton Rouge oder eineinhalb Stunden von New Orleans entfernt, findet man hier einen Dimensionenriß, durch den man zurücksteigen kann in die rückständige Hinterwäldler-Welt des finstersten Südens, von der man eigentlich glaubte, daß die Immobilienfirmen mit ihren Neubauten und Ferienhaussiedlungen ihr den Garaus gemacht hätten. Es ist eine Welt, die immer kleiner wird, aber es gibt eine Gruppe von Menschen, die sich daran mit verzweifelter, angstvoller Hartnäckigkeit festklammert.
    Ich steckte mir die .45er und die Handschellen hinten in den Gürtel, zog mein Seersucker-Jackett an und betrat das Lokal. Die Jukebox spielte Waylon und Merle; die Männer am Billardtisch rammten die Kugel in die Taschen, als wollten sie Holz und Leder Schmerzen zufügen; und eine riesige Südstaatenflagge wölbte sich unter den Reißzwecken, mit denen sie an der Decke befestigt war.
    Auf einem kleinen Metallschild von der Größe eines Automatenaufklebers über der Tür zur Herrentoilette stand WHITE POWER. Ich ging pinkeln. Über dem Becken standen sauber auf ein Stück Pappe geschrieben die Worte WIR HABEN NUR DIESES SCHEISSHAUS, ALSO HALTET’S VERDAMMT NOCH MAL SAUBER.
    Der Barkeeper war ein kleiner Mann, der nicht mehr viele Haare hatte, sonnengebräunt, mit dünnen Armen. Er trug kein Hemd und darüber eine vom vielen Waschen ganz ausgefranste Anzugweste. Auf dem rechten Unterarm war eine Tätowierung mit dem Emblem des Marine Corps – Globus und Anker. Er fragte nicht, was ich wollte; er deutete einfach mit zwei Fingern auf mich, zwischen denen er seine Zigarette hielt.
    »Ich suche Elton Rubert«, sagte ich.
    »Kenn’ ich nicht«, sagte er.
    »Das ist aber komisch. Er läßt sich seine Post hierher schicken.«
    »Kann gut sein. Kenn’ ihn trotzdem nicht. Was wollen Sie?«
    »Haben Sie ein 7 Up?«
    Er holte eine Flasche aus der Kühltruhe, öffnete sie und stellte sie mir mit einem Glas hin.
    »Eis gibt’s nicht. Die Eismaschine ist kaputt«, sagte er.
    »Nicht schlimm.«
    »Das macht dann einen Dollar.«
    Ich legte vier Vierteldollarmünzen auf den Tresen. Er sammelte sie auf und wollte sich anderen Dingen zuwenden.
    »Es sieht so aus, als hätten Sie da oben in einer Schachtel ein paar Briefe liegen. Schauen Sie doch mal nach, ob Elton seine Post abgeholt hat?« sagte ich.
    »Ich hab’ Ihnen doch schon gesagt, ich kenne den Mann nicht.«
    »Sie sind doch hier der reguläre Barkeeper und die meiste Zeit da?«
    Er drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus, ganz methodisch und gründlich. Dann blickte er zur Vordertür hinaus auf die andere Straßenseite, als wenn ich gar nicht da wäre. Er pickte sich einen Tabakkrümel von der Zunge.
    »Vielleicht antworten Sie mir auf meine Frage«, sagte ich.
    »Vielleicht sollten Sie die Jungs fragen, die da draußen grillen. Vielleicht kennen die ihn.«
    »Sie waren bei den Marines?«
    »Yeah.«
    »Einmal im Korps, immer im Korps.«
    »Waren Sie auch bei den Marines?«
    »Nein, bei der Army. Aber darauf wollte ich nicht raus. Bei der AB heißt’s auch, einmal dabei, immer dabei.«
    Er zündete sich eine neue Zigarette an und knabberte an seinem Daumennagel.
    »Ich versteh’ nicht so recht, was Sie da sagen, Kumpel, aber hier ist ’n verdammt schlechter Ort, um jemandem krumm zu kommen«, sagte er.
    Eine Kellnerin kam zur Seitentür herein, verstaute ihre Handtasche in einem Schränkchen und trug einen Müllsack hinten raus.
    »Hm, wollen Sie sagen, Sie verstehen mich nicht? Drücke ich mich nicht klar genug aus?« fragte ich.
    »Hey, Mann, was ist in Sie gefahren? Was ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?«
    »Wie heißen Sie, Sportsfreund?«
    »Harvey.«
    »Sie behandeln mich, als sei ich blöde, Harvey. So was stinkt mir.«
    »Ich brauch so ’ne Scheiße nicht, Mann.« Er blickte durch die Hintertür auf die Männer in Jeans, Jeansjacken mit abgetrennten Ärmeln und Motorradstiefeln, die im dichten Rauch des Grills unter dem Baum Bier aus Dosen tranken.
    »Das geht nur Sie und mich was an, Harvey. Die Typen da draußen haben nichts damit zu tun«, sagte ich.
    Die Bedienung kam wieder rein. Sie sah aus, als hätte sie sich in einem billigen Ramschladen eingekleidet, um zur Arbeit zu gehen. Das blonde Haar war auf der einen Seite rasiert, die

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