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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Eine Hecke und zwei dichte Büschel von Bananenstauden verdeckten den Blick auf die lange Auffahrt und die Garage. Um vom Auto aus freie Sicht auf die Veranda zu haben, hätte Gouza um die Garage herumfahren und auf dem Gras hinter dem Haus parken müssen.
    Und auf dem Rasen waren keine Reifenspuren. Aber es hatte geregnet, sagte ich mir, und vielleicht hatten sich die niedergedrückten Grashalme wieder aufgerichtet.
    Was ich noch fand, im dichten Unkraut unter einem Tupelo-Baum, war ein nasses, blutbeflecktes Taschentuch. Ich gab es in einen verschließbaren Plastikbeutel, ohne eine Idee zu haben, was es bedeutete, falls es überhaupt etwas bedeutete.
    Am nächsten Morgen saß ich an Drews Krankenbett und legte ein halbes Dutzend Fotos aus der Verbrecherkartei mit den Fotoseiten nach unten neben ihrer unverletzten Hand aufs Leintuch. Die andere Hand, die linke, war dick bandagiert und lag auf einem Kissen. Sie war nicht geschminkt, und ihr Haar war nicht gebürstet, das Gesicht vom Schlaf noch ganz verquollen.
    »Bis nach dem Frühstück hättest du doch wohl warten können«, sagte sie. »Würdest du mich bitte einen Augenblick entschuldigen?«
    Sie ging ins Bad, und als sie ein paar Minuten später wiederkam, tupfte sie sich mit einem Handtuch das Gesicht und machte die Augen richtig weit auf. Sie stieg wieder ins Bett und zog die Decke bis hoch zum Bauch.
    »Schau dir bitte diese Bilder an, Drew.«
    Mechanisch drehte sie die Bilder eins nach dem anderen um. Dann hob sie eins davon auf und warf es vor mich hin.
    »Und du hast keinen Zweifel, daß das der Bursche ist?« fragte ich.
    »Warum sagst du es mir nicht, Dave? Ist das Joey Gouza oder nicht?«
    »Es ist Joey Gouza.«
    »Also verhafte ihn.«
    »Darum kümmert sich schon jemand anderes. Haben die Leute von der Stadtpolizei dir gestern abend Fotos aus der Verbrecherkartei gezeigt?«
    »Nein.«
    »Woher wußtest du dann, daß es Gouza war?«
    »Er war bei einer Party, die Weldon in New Orleans gegeben hat.«
    »Als ich seinen Namen schon einmal zur Sprache brachte, schien dir der Name nichts zu sagen, Drew.«
    »Das ist der Mann, der eine Zigarette geraucht hat, während seine zwei Scheißkerle versuchten mich zu kreuzigen.«
    Ich nahm die Fotos wieder und legte ein Gummi drum. Das Gras vor dem Fenster war strahlend grün, und so wie es aussah, brannte die Sonne heiß in den Bäumen, die immer noch naß vom Regen der letzten Nacht waren.
    »Was meinst du, warum sie es getan haben?« fragte ich.
    »Gouza sagte: ›Sag deinem Bruder, daß er seine Schulden zahlen soll.‹«
    »Wie klingt seine Stimme? Hat er einen Akzent?«
    »Warum fragst du mich so was?«
    »Ein Mann von der Staatsanwaltschaft wird dir diese Fragen stellen, und Gouzas Anwalt auch. Warum macht es dir was aus, wenn ich dir Fragen stelle?«
    »Er redet genauso wie das ganze andere Geschmeiß aus New Orleans.«
    »Ah ja. Nun, das würde ja hinkommen, stimmt’s?«
    »Nein, in Wirklichkeit willst du was ganz anderes hören. Mit seiner Stimme stimmt was nicht. Wie wenn sein Hals immer entzündet wäre. Nein, noch schlimmer. Er klingt, als hätte man ihm mit Säure die Stimmbänder verätzt.«
    »Hier habe ich noch ein paar andere Fotos für dich, Drew. Schau doch mal, ob du hier welche findest, die Ähnlichkeit haben mit den zwei Männern, die dich mißhandelt haben.«
    Sie ging sie eins nach dem anderen durch und betrachtete jedes einzelne sorgfältig. Unter den sechs Fotos der Verbrecherkartei waren die Gesichter von Jewel Fluck, Eddy Raintree und Jack Gates. Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keinen dieser Männer je gesehen«, sagte sie. Sie berührte meine Fingerspitzen, als ich die Fotografien von der Decke aufsammelte. »Was ist mit deinem Daumen?«
    »Ein Mann hat neulich abend reingebissen.«
    »Vielleicht ist es ansteckend.«
    »Er hat früher mal als Leibwächter für Bobby Earl gearbeitet.«
    »Was hast du mit ihm gemacht, ihn in den städtischen Hundezwinger eingeliefert?«
    »Nein, die Gelegenheit dazu hatte ich nicht, Drew. Ich hatte ihn in Handschellen bei irgendwelchen Eisenbahnschienen, als ein Kerl namens Jewel Fluck ihm mit einer Schrotflinte das Gesicht wegschoß. Er hieß Eddy Raintree. Er war einer der Männer, deren Bilder ich dir gerade gezeigt hab’. Würdest du mir mal die beiden Männer beschreiben, die dir das angetan haben?«
    »Kennst du dich mit Victimologie aus?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Ich bin jetzt ein bißchen ausgepumpt. Du hast mal was gesagt, daß ich ein

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