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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Hillbilly-Gericht landet, wo einem Elmer Fudd eine Kaution von 1,7 Millionen Dollar aufbrummt. Was ich damit sagen will, Leute, die nur Hundefutter zwischen den Ohren haben, sind gefährlich, und mit so was leg ich mich nicht an. Fällt bei Ihnen jetzt bald der Groschen?«
    Er steckte sich eine Zigarette in den Mund und suchte in seinen Hemdtaschen nach einem Streichholz.
    »Geben Sie mir mal Feuer«, sagte er.
    »Wie sind Sie an Bobby Earl geraten?« sagte ich.
    Er rupfte die Zigarette wieder aus dem Mund und schüttelte sie in meine Richtung. »Jetzt kommen Sie mir nicht schon wieder so, Mann«, sagte er. »Wollen Sie mal wissen, weshalb meine Stimme so klingt? Als ich ein siebzehnjähriger Frischling im Knast war, wollte mich so ein Typ zu seiner Braut machen. Ich hab’s ihm in der Dusche mit einem selbstgebastelten Messer gegeben. Nur daß er ein ›gemachter Mann‹ war, Mitglied einer Familie, und ich kannte damals die Regeln noch nicht, was das betrifft. Seine Freunde haben mich mit einem Drahtbügel in meiner eigenen Zelle aufgehängt. Dabei haben meine Stimmbänder was mitgekriegt. Aber ich hab’ damals nicht den Buckel krumm gemacht, Mann, und das mache ich auch jetzt nicht.
    Verklickern Sie der Braut mal, daß ich schon dreimal gesessen habe. Das heißt, ich habe nichts zu verlieren, wenn sie mich diesmal drankriegen. Das heißt, ich kann zu allem, was die nur von mir wollen, ja und amen sagen und auch Sonnier mit in die Scheiße reiten. Ich werde schon dafür sorgen, daß sie ihm ordentlich was aufbrummen, und es wird kein Zuckerschlecken für ihn. Denn wo er dann ist, da bin ich auch. Das soll sie sich mal durch den Kopf gehen lassen.«
    »Sie sind ’ne harte Nuß, Joey.«
    »Jetzt sagen Sie dem Wächter dahinten mal, er soll machen, daß ich endlich in ’ne richtige Zelle komme, oder Toilettenpapier rüberkommen lassen.«
    Er kratzte sich mit dem Daumennagel in der Nase und atmete heftig durch die Nasenlöcher aus. Daß ich da war, interessierte ihn bereits nicht mehr, aber ein dunkles Glimmen blieb in seinem Gesicht, als atme er schlechte Luft, und die heißen Augen, die vielen kleinen Adern an seinem Hals, der Geruch seines ungewaschenen Körpers, die weichen Laute, die seine Slipper auf dem Zementfußboden machten, die Silhouette seines krugförmigen Schädels, die sich am Zellenfenster abzeichnete, all dies ließ mich an die Zirkustiere denken, die mit ihren Krallen in die Dunkelheit hieben, während sie von ihren Käfigen aus das Ende von Eddy Raintree mitverfolgten.
    Später rief ich in Weldons Büro an, wo man mir sagte, daß er mit einer Bohrmannschaft auf der alten Sonnier-Farm wäre.
    Ich fuhr auf der unbefestigten Straße an der verrosteten Windmühle und den kärglichen Überresten der Ziegelfundamente vorbei, wo einst das Haus gestanden hatte, bevor Weldon eine Handvoll betrunkener Schwarzer dazu angeheuert hatte, es mit Stemmeisen und Vorschlaghämmern in seine Einzelteile zu zerlegen. Ich parkte meinen Pickup neben einer Grube, wo sie Bohrschmand ablagerten, und einem Schuppen ohne Seitenwände, in dem Rohre und Säcke mit Ölschlamm gestapelt waren, und kletterte die Eisentreppe eines Turms hoch, der bebte, weil die Bohrmaschine solchen Lärm machte.
    Die Roughnecks auf der Arbeitsbühne glänzten über und über vor Schlamm und arbeiteten mit höchster Konzentration direkt an der Quelle – sie wußten, was für Folgen es haben konnte, wenn man in einer Bohranlage auch nur einen Moment unaufmerksam war, wo einem die großen mechanischen Zangen und Ketten die Finger abreißen oder Knochen wie Streichhölzer brechen können.
    Ein Vorarbeiter stülpte mir einen Schutzhelm über den Kopf.
    »Wo ist Weldon?« brüllte ich ihn an.
    »Was?«
    »Wo ist Weldon Sonnier?« versuchte ich noch einmal, das Dröhnen der Bohrmaschine zu überschreien.
    Er zeigte mit dem Finger nach oben.
    Hoch oben auf dem Bohrturm sah ich Weldon. Er trug einen Drillich-Overall und einen Schutzhelm und arbeitete mit dem Bohrmeister auf der obersten Gestängebühne. Der Bohrmeister hatte sich mit einem Sicherheitsgurt an dem Turm festgeschnallt. An Weldon konnte ich keinen entdecken. Als er zu mir hinunterblickte, war das Gesicht unter dem gelben Helm klein und rund.
    Einen Augenblick später setzte er einen Fuß auf den Lastenaufzug, packte mit einer Hand das dicke Kabel und rutschte daran herunter bis zur Arbeitsbühne. Auf einer seiner Wangen war ein einzelner Klecks glänzenden Schmieröls, wie

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