Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Kleinstadt-Billardsalons entgegengebracht wird oder auch dem Polizeichef irgendeines gottverlassenen Hinterwäldlerkaffs. Die Leute um ihn herum wissen sehr wohl von seinem Haß auf Juden, Intellektuelle, Reporter, Asiaten und Schwarze; niemand bezweifelt, was er mit dem bleiverstärkten Schlagstock oder dem genagelten Stiefel alles anzurichten vermag. Aber sie wollen gut Freund sein mit dem Affen in ihrer Mitte, wie sehr die moralische Stimmgabel in ihrem Inneren auch Alarm schlägt; und die Folge davon ist, daß sie seine negative Macht absorbieren und sich insgeheim an der Angst und dem Schrecken ergötzen, die er bei anderen erregt.
Die Sitzung wurde zur Mittagspause unterbrochen, und ich folgte Bobby Earl und einem kleinen Pulk seiner Freunde einen Block weiter zum Eingang eines teuren Restaurants mit einer Markise, die sich über den ganzen Bürgersteig erstreckte. In den Fenstern hingen Kupferkessel mit Farnen und anderen Pflanzen. Nachdem Earl und seine Gefolgschaft das Restaurant betreten hatten, schlüpfte ich in mein Seersucker-Jackett, zog den Knoten an meiner Krawatte straff und ging ebenfalls hinein. Die meisten Tische waren besetzt, und in der Luft hallte ein lautstarkes Stimmenwirrwarr. Aus der Küche duftete es nach Gumbo, von der Bar her drang das Aroma von Bourbon und tropischen Cocktails.
»Ich glaube nicht, daß wir einen Tisch für eine Person haben, Sir. Wollen Sie vielleicht an der Bar warten?« sagte der Oberkellner.
»Ich gehöre zu Mr. Earl. Ah, dahinten ist er ja, wie ich sehe«, sagte ich.
»Ausgezeichnet. Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir«, sagte er.
Ich ging mit dem Oberkellner zu Bobby Earls Tisch. Der Oberkellner legte eine Speisekarte für mich an einen freien Platz und verzog sich. Earl, der sich gerade mit einem anderen Mann unterhielt, drehte sich herum, und dann sperrte er wortlos den Mund auf, als er merkte, wer da an seinem Tisch Platz nahm.
»Hallo, Mr. Earl. Ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich Sie schon wieder belästige, aber ich bin nur kurze Zeit in der Stadt und wollte Sie nicht drüben im Parlament stören«, sagte ich. »Guten Tag, Gentlemen. Ich bin Detective Dave Robicheaux vom Büro des Sheriffs in Iberia Parish. Ich muß Mr. Earl nur ein oder zwei Fragen stellen. Lassen Sie sich durch mich bei Ihrer Mahlzeit nicht stören.«
Sie vertieften sich wieder in ihre Gespräche, als sei an meiner Anwesenheit absolut nichts Ungewöhnliches, aber man sah es ihren Augen und ihrer Körperhaltung an, daß sie sich innerlich bereits von der Situation distanzierten.
Bobby Earl trug einen braunen Nadelstreifenanzug und eine gelbe Seidenkrawatte, und das volle Haar sah aus, als sei es frisch frisiert und geföhnt.
»Was machen Sie hier?« sagte er.
»Wissen Sie, daß Joey Gouza in Untersuchungshaft sitzt?«
»Nein.«
Ich legte meinen Notizblock auf die Tischdecke und blätterte ein paar Seiten zurück. Notizen von alten Fällen und ein Einkaufszettel, den ich gestern im Büro gemacht hatte, waren das einzige, was darin stand.
»Ich habe ihn gestern in seiner Zelle befragt. Dabei tauchte Ihr Name auf«, sagte ich.
»Was?«
»Man wirft Gouza vor, daß zwei Männer auf seinen Befehl hin die Hand von Drew Sonnier an eine Gartenveranda genagelt haben. Als ich ihn dazu befragte, wurde Ihr Name erwähnt. Das gibt mir etwas zu denken, Mr. Earl. Sie sagen doch, daß Sie Joey Gouza nicht kennen?«
»Ich sage hier gar nichts. Was führen Sie im Schilde?«
Ein Mann am Tischende hüstelte leise in seine Faust und ging zur Herrentoilette.
»Sie und Joey Gouza scheinen dieselben Freunde zu haben. In diesem Fall tauchen immer wieder Dinge auf, die Sie miteinander in Verbindung bringen, Mr. Earl. Bei unserem ersten Gespräch habe ich Sie wegen Eddy Raintree befragt. Jetzt hat jemand mit einer Schrotflinte Eddy das Gesicht weggeschossen. Aber das wußten Sie sicher, oder?«
»Nein, ich weiß überhaupt nichts davon. Jetzt hören Sie mir mal zu ...« Seine Stimme wurde lauter, und der Mann neben ihm bat um Entschuldigung, er müsse ein paar Worte mit Freunden an der Bar wechseln.
»Was Sie hier machen, ist Nötigung«, hob Earl wieder an. »Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich habe den starken Verdacht, daß Sie ein politisches Motiv für Ihre Aktionen haben. Aber damit kommen Sie nicht durch. Das nutzt meiner Sache nur. Wenn Sie daran zweifeln, rufen Sie doch einfach beim Morning Advocate an und lassen sich die letzten Wählerumfragen geben.«
»Passen Sie
Weitere Kostenlose Bücher