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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Luft roch nach Blumen und frischgemähtem Gras, die Wolken waren rosa marmoriert, und die Eichen rund um den hölzernen Pavillon waren dunkelgrün, und haufenweise tummelten sich Vögel darin. Die Sommerferien hatten begonnen, und Alafair und ein paar andere Kinder spielten Kickball auf dem Baseballfeld. Sie waren so hingebungsvoll und freudig bei der Sache – über und über staubbedeckt, mit schmutzigen Knien –, wie es nur Kinder im Sommer sein können.
    Tatsächlich legte Alafair beim Spielen eine solche Aggressivität an den Tag, daß ich mich fragte, ob sie nicht von sich aus den Konflikt suchte. Ihre Wangen waren dreckig und vor Aufregung ganz gerötet; ohne mit der Wimper zu zucken stürzte sie sich auf den Kicker und schien völlig ungerührt davon, daß sie der Ball voll im Gesicht traf. Im nächsten Augenblick rannte sie ihm schon wieder hinterher und lief dabei wiederholt ein anderes Kind über den Haufen.
    Die letzten vier Tage mit Bootsie waren wundervoll gewesen. Die jetzige Dosierung der Medikamente schien endlich die richtige zu sein.
    Morgens sah sie mich mit einem Lächeln in den Augen an, ihre Körperhaltung war aufrecht und selbstsicher, und frohen Mutes ging sie mir und Batist unten bei der Anlegestelle und im Köderladen zur Hand. Gerade vor einer Stunde hatte ich von meiner Arbeit aufgesehen, und mein Blick erfaßte sie in einem jener seltenen Momente, als sie sich dessen völlig unbewußt war. Es war, als hätte ich auf den Auslöser eines Fotoapparates gedrückt und sie für alle Ewigkeit in der Pose der gesunden und unbeschwerten Frau festgehalten, die sie wieder für uns beide werden sollte, wenn meine Gebete erhört wurden. Sie hatte gerade die Köderbecken geleert, das Jeanshemd klebte ihr feucht an den aufrechten Brüsten, und sie starrte gedankenverloren durch den Fliegenschutz vor dem Fenster hinaus auf den Bayou und aß dabei ein Stück Möhre. Ihr Haar bewegte sich ein klein wenig im Wind, und sie hatte eine Hand keck auf die Hüfte gelegt. Die Muskeln an ihrem Hals und Rücken waren so stark und fest wie die eines Cajun-Fischermädchens.
    In diesem Augenblick wurde mir klar, was falsch daran war, wenn ich mir Gedanken über Bootsie machte. Das wahre Problem war nicht ihre Krankheit, sondern ich. Ich wollte die Zukunft gesichert wissen; ich wollte, daß unsere Ehe losgelöst von der menschlichen Sterblichkeit und den Willfährigkeiten des Lebens irgendwo darüber existierte; und, was das Wichtigste war, ich hatte eines außer acht gelassen, wenn ich nachts vor Sorgen um ihre Gesundheit schlaflos war und anschließend eine schwarze Müdigkeit wie einen Amboß mit mir in den Tag hineinschleppte: dankbar zu sein für das, was ich hatte.
    Sie schälte einen Shrimp, tunkte ihn in Meerrettichsoße und steckte ihn in den Mund. Sie streckte die Hand aus und berührte mein Kinn sanft mit zwei Fingern, gerade so, als suche sie nach einer unreinen Stelle auf der Haut.
    »Hat dich Weldon da getroffen?« fragte sie.
    »Wie bitte?«
    »Oh, die Unschuld vom Land.«
    Ich räusperte mich.
    »Ich war heute morgen im Supermarkt«, sagte sie. »Eine Frau, deren Mann auf Weldons Bohrturm arbeitet, konnte es sich nicht verkneifen, mich zu fragen, wie es dir geht.«
    Kleine Fältchen zeigten sich in ihren Augenwinkeln.
    »Weldon verliert manchmal den Kopf«, sagte ich.
    »Warum hast du ihn nicht festgenommen?«
    »Er ist ein armer Kerl, Boots. Niemand sollte die Last tragen müssen, die er sich aufgebürdet hat.«
    Sie hielt im Kauen inne und sah mir in die Augen.
    »Lyle hat mir da so ein paar Sachen über ihre Kindheit erzählt. Und über Weldons Verhältnis zu Drew«, sagte ich.
    Eine tiefe Falte zeigte sich auf ihrer Stirn, und sie legte den halbgegessenen Shrimp wieder auf den Pappteller. Die Kinder draußen auf dem Baseballfeld tobten in einer Staubwolke, und ihr emsiges Geschrei hallte durch das Netz hinter dem Schlagmal.
    »Irgendwie sind sie alle nicht so ganz dicht«, sagte ich. »Klar, Weldon kann einem schwer auf die Nerven gehen, aber ich schätze doch, daß ihm jede Nacht die Höllenhunde auf den Fersen sind.«
    »Er und Drew?« sagte sie. Die Bedeutung der Worte stand jetzt klar und traurig in ihren Augen.
    »Lyle wahrscheinlich auch. Ich hab’s Weldon gesagt und bin dabei ziemlich grob gewesen. Deshalb hatte er einen Schlag gut.«
    »Das ist eine furchtbare Geschichte.«
    »Wahrscheinlich werden sie sie nie ganz erzählen.«
    Sie schwieg ein paar Augenblicke.
    Ihr Blick war stumpf, nach

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