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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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auf, ich werde Ihnen jetzt mal erzählen, was Gouza genau gesagt hat, dann können Sie Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Wir redeten gerade über Sie , da sagt er ganz unvermittelt, wenn er schon dran glauben muß, womit er die lebenslängliche Haftstrafe meint, die ihm als Wiederholungstäter bei einer Verurteilung automatisch blüht, dann zieht er andere mit sich. Was kann er wohl damit gemeint haben, Mr. Earl?«
    »Daß Sie sich auf einen Prozeß wegen übler Nachrede gefaßt machen müssen.« Das monokelartige rechte Auge mit der geweiteten Pupille, die wie ein Tuschefleck aussah, blickte mir starr ins Gesicht. Die Haut entlang des unteren Lids bebte vor Zorn.
    Ich klappte meinen Notizblock zu und steckte ihn in die Hemdtasche. Ich nahm ein Päckchen Cracker aus dem Brotkorb und ließ es wieder in den Korb fallen.
    »Sie sind ein intelligenter Mann, Mr. Earl, und ich werde Ihnen die Wahrheit sagen«, sagte ich. »Meiner Meinung nach ist es möglich, daß Joey diesmal zu Unrecht hinter Gittern sitzt. Sein Unglück ist, daß es alle völlig gleichgültig läßt, ob ein Typ wie Joey unschuldig ist oder nicht. Die Leute wollen nur, daß er für lange Zeit in einem Käfig verschwindet. Der Ankläger wird wahrscheinlich mit Joeys Verurteilung seiner politischen Karriere auf die Sprünge helfen können, seine Anwälte werden an den Revisionsverfahren ein Vermögen verdienen, während er draußen in Angola Zuckerrohr hackt, seine Ehefrau und seine übrigen Weiber werden seine Bankkonten plündern und seine ganzen Besitztümer zu Geld machen, und seine Handlanger werden für die Konkurrenz arbeiten und vergessen, daß sie je von ihm gehört haben. Unterdessen gibt es wahrscheinlich einen Haufen sadistischer Gefängniswärter, denen schon bei dem Gedanken einer abgeht, Joey in ihrer Kolonne so richtig zur Sau zu machen.
    Jetzt versetzen Sie sich mal in die Lage von Joey Meatballs. Wenn Sie wüßten, daß Ihnen eine solche Zukunft blühte, wären Sie dann nicht auch bereit, der Gegenseite ein Geschäft vorzuschlagen. Und wenn das Geschäft darin besteht, Ihre Mutter als Schlittenhund zu vermieten.«
    Die anderen Männer am Tisch waren jetzt völlig verstummt und heuchelten nicht länger irgendeine Form von Geselligkeit. Sie warfen Blicke auf ihre Uhren, tupften sich nervös die Münder mit den Servietten und starrten auf irgendeinen imaginären Punkt am Ende des Restaurants. Sie hatten nicht damit gerechnet, daß ihr Lunch mit Bobby Earl so kostspielig werden würde.
    Ich stand vom Tisch auf.
    »Es gefällt Ihnen doch sonst, komplexen Problemen mit dem Vorschlaghammer und primitiver Selbstjustiz zu Leibe zu rücken, Mr. Earl«, sagte ich. »Vielleicht kriegen Sie jetzt mal einen Geschmack von Ihrer eigenen Medizin. Ich persönlich würde allerdings keinen Wert darauf legen, zusammen mit Joey Gouza in einem Boot zu sitzen. Dem ist Politik wurscht. Er hat seinen eigenen Schwager von einem Flugzeugpropeller zu Hackfleisch verarbeiten lassen. Was meinen Sie wohl, was seine Anwälte für Sie noch in petto haben?«
    Auch an den Tischen um uns herum war es jetzt still geworden. Bobby Earl drehte sich um, um ein paar Worte zu den Männern zu sprechen, die neben ihm saßen, aber ihre Augen blickten starr auf die Blumen in der Tischmitte. Aber dann mußte ich erfahren, daß sich Bobby Earl in Gegenwart von Publikum nicht so leicht unterkriegen ließ. Er erhob sich, legte die Serviette sauber zusammengefaltet neben den Teller und ging zur Herrentoilette, wobei er noch kurz haltmachte, um einen schwarzen Kellner mit einem Tablett voller Getränke vorbeizulassen. Die Augen blickten ruhig und gerade, die Gesichtszüge attraktiv, gefaßt und gar nicht unangenehm, das volle braune Haar leicht verstrubbelt vom kühlen Luftzug der Klimaanlage.
    Da begriff ich, daß zwar in Bobby Earl ein mühsam kontrolliertes Feuer brennen mochte und daß es mir vielleicht wirklich gelungen war, etwas Öl auf dieses Feuer zu gießen, so daß es später noch zur Explosion kam; aber vor Publikum war er ein Tragöde alter Schule, eine proteische Figur, die mittels schierer Willenskraft ihre eigentliche Erscheinung transzendieren konnte und vor aller Augen dann so gütig und fotogen als Gesalbter der Geschichte dastand wie Jefferson Davis nach seiner Niederlage.
    Ich hatte so ein Gefühl, als würde dieses Spiel in die Verlängerung gehen.

Kapitel 12
    Abends gingen Bootsie, Alafair und ich zu einem Fest im Park am Bayou Teche, wo Shrimps zubereitet wurden. Die

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