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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Neugier siegte über ihren Widerwillen.
    Sie drehte sich wieder zur Tür um, öffnete sie und trat vor ihm ein, um das Licht einzuschalten. Er folgte ihr hinein und ließ den Blick durch den freudlosen Raum wandern. »Ich habe dieses Etablissement nicht mehr beehrt, seit ich während meiner High-School-Zeit mit meinen Mädchen herkam. Und damals war mir die Inneneinrichtung total egal. Sie ist bescheiden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Warum schläfst du nicht zu Hause? Selma hält dein Zimmer seit zehn Jahren tipptopp in Schuss.«
    Sie setzte ihre Baseballkappe ab und schüttelte ihre Haare aus. »Ich bin dort nicht mehr zu Hause, Chris.«
    Er seufzte über ihre Sturheit. »Hast du wenigstens Gläser hier?«
    Sie holte zwei in Folie verpackte Plastikbecher aus dem winzigen Bad. Er betrachtete sie spöttisch, während er mit dem mitgebrachten Korkenzieher die Flasche öffnete. »Ein netter Chardonnay aus dem Napa Valley.«
    »Ich war schon auf dem Weingut. Es ist wirklich nett.«
    Nachdem er ihre Becher gefüllt hatte, stieß er seinen vorsichtig gegen ihren. »Prost, Sayre.«
    »Worauf trinken wir? Auf den Coup, den du in Calvin McGraws Heim abgezogen hast?«
    »Ach, das. Das ist jetzt achtundvierzig Stunden her, aber du bist immer noch angefressen.« Er lachte kurz. »Ehrlich, ich kann es dir nachfühlen. Du hättest deinen Gesichtsausdruck sehen sollen.«
    »Du und Beck habt euch bestimmt totgelacht.«
    Er setzte sich in den schäbigen Sessel und winkte zum Bett hin. »Kannst du dich nicht wenigstens hinsetzen und so zu tun, als wärest du höflich?«
    Sie zögerte, ging dann zum Bett und ließ sich auf der Bettkante nieder.
    »Ich warte schon über eine Stunde«, sagte er. »Wo hast du gesteckt? Das Nachtleben von Destiny ist nicht so aufregend, und so, wie du angezogen bist …«
    »Was willst du, Chris?«
    Er seufzte. »Ich kann also nicht einfach zum Reden herkommen? Du traust mir nicht zu, dass ich auch nett sein kann?«
    »Du bist nicht nett. Das warst du noch nie.«
    »Weißt du, was dein Problem ist, Sayre? Du kannst nicht loslassen. Du wüsstest überhaupt nicht, was du mit deinem Leben anfangen solltest, wenn dich nicht ständig was am Arsch pieken würde.«
    »Und um mir das zu sagen, bist du hergekommen?«
    Er schenkte ihr ein kurzes Grinsen, fuhr aber fort: »Du bist nur glücklich, wenn du was zu meckern hast. Ich dachte ja, dass du irgendwann zu alt sein würdest für diese pubertäre Unzufriedenheit, aber nein. Jetzt bist du wegen irgendwelcher Sachen sauer, die ich dir angetan habe, als wir noch Kinder waren. So sind Brüder eben, Sayre. Das gehört zu ihrem Job. Brüder ärgern und foppen ihre Schwestern.«
    »Danny hat das nie getan.«
    »Und genau deshalb warst du sauer auf ihn. Seine Passivität hat dich wütend gemacht. Danny war von Geburt an unterwürfig, auch wenn du das nie akzeptieren konntest. Du konntest dich nie damit abfinden, dass er nicht für sich einstehen wollte oder konnte.«
    Sie widersprach ihm nicht, denn er hatte Recht.
    »Und du bist immer noch wütend auf Huff wegen Clark Daly.«
    Sie blickte in ihren Wein und hoffte dabei, dass er nicht merkte, wie sie erschrak, als Clarks Name fiel. Hoffentlich war es nur ein Zufall, dass Chris ihr seinen ungebetenen Besuch nur wenige Minuten nach ihrem heimlichen Treffen abstattete.
    »Du darfst Huff nicht übel nehmen, dass er eure Beziehung beendet hat«, sagte er. »Stattdessen solltest du ihm dankbar sein. Aber das ist längst kalter Kaffee.« Er griff nach der Weinflasche und schenkte seinen Becher wieder voll.
    »Im Moment bist du sauer wegen Dannys Tod, und genau darüber möchte ich mit dir sprechen. Du hast dir die Mühe gemacht, dich in diesem angeblichen Mordfall als Schnüfflerin zu betätigen.«
    »Und du bist heute Abend gekommen, um mir zu drohen, ich soll damit aufhören.«
    »Aber keineswegs«, erwiderte er gelassen. »Ich bewundere und teile deine Begierde, die Wahrheit zu erfahren. Ich habe nur Probleme mit der Zielrichtung deiner Nachforschungen. Ich will nur eines klarstellen, Sayre, und dir damit eine Menge Zeit und Ärger ersparen. Meine Verhandlung vor drei Jahren hat nichts, absolut gar nichts mit dem zu tun, was Danny passiert ist.
    Dein Interesse am Ausgang dieser Verhandlung ist unsinnig und drei Jahre überfällig. Ich hätte mich gefreut, wenn du hier aufgetaucht wärst, als der Fall vor Gericht kam. Damals hättest du alles mit eigenen Augen verfolgen können. Ich hätte dafür gesorgt, dass du einen Platz in

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