Weißglut
gegenüber gewartet, bis sich der Rauch verzogen hatte.«
»Durchaus möglich«, gestand Beck ihm zu. »Ich habe mehrmals in seinem Hotel angerufen. Anfangs bekam ich zu hören, er hätte noch nicht eingecheckt. Jetzt lässt er sich keine Anrufe durchstellen. So oder so komme ich mir verarscht vor.«
»Er wollte sich nicht am selben Tag mit dir treffen, an dem seine angeheuerten Streikposten vor unserer Fabrik auftauchen« , vermutete Chris.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte Beck. »Aber das ist noch nicht alles. Das Beste kommt noch. Ratet mal, wer in Nielsons Büro war, todschick gekleidet und trotz der hohen Absätze bereit, es mit jedem Feind aufzunehmen, angefangen mit mir?«
»Du machst Witze«, entfuhr es Chris. »Sayre?«
»Gut geraten.«
»Was wollte sie da?«
»Dasselbe wie ich, nämlich Nielson sprechen. Natürlich aus einem anderen Grund als ich. Sie wollte sich bei ihm anwerben lassen und ihm ihre Hilfe anbieten.«
Chris fragte: »Und wie?«
»So genau haben wir das nicht besprochen.«
»War sie mit bei dir, als du Billy Paulik besucht hast?«
Beck reagierte überrascht und sah erst Huff und dann wieder Chris an. »Woher wisst ihr das?«
»Alicia Paulik hat Fred Decluette angerufen.«
» Ich wollte ihn nicht besuchen, sondern Sayre«, erklärte er. »Ich bin mitgefahren und habe dabei die Karten und Briefe der Kollegen als Türöffner benützt. Ich dachte, ich könnte bei Mrs. Paulik punkten, wenn ich sie persönlich überbringe. Außerdem wollte ich wissen, was Sayre dort erreichen wollte.«
»Und was wäre das?«, fragte Huff.
»Nichts, soweit ich feststellen konnte. Anscheinend war es nur ein Höflichkeitsbesuch.«
»Als Mrs. Paulik mit Fred sprach, erwähnte sie einen ›sehr ansehnlichen Scheck‹. Wie viel hat mich diese Geste gekostet?«
»Nichts, Huff. Ich habe den Beitrag aus eigener Tasche geleistet. Du musst ihn nicht erstatten, wenn du nicht möchtest.«
»Quark, schließlich habe ich selbst vorgeschlagen, dass wir noch mal nachlegen. Und genau wie ich dachte, kochen wir die Gute damit weich. Sie hat den Scheck behalten, richtig?«
»Soweit ich weiß.«
»Da hast du es.« Er erhob sein Glas, um auf ihren Erfolg anzustoßen.
Beck sagte: »Bevor du darauf trinkst, solltest du wissen, dass ich dem Psychiater zugesichert habe, er könne die Sitzungen mit Billy bis auf Weiteres fortsetzen.«
Chris stöhnte. »Willst du uns in den Bankrott stürzen?«
»Ich gebe zu, das war eine kühne Entscheidung aus dem Augenblick heraus. Ich hatte keine Zeit, sie mit euch abzusprechen. Aber ich glaube, ich habe auch damit bei Mrs. Paulik punkten können.«
Huff zwinkerte ihm zu. »Ich könnte nichts mit dir anfangen, wenn du keine eigenverantwortlichen Entscheidungen fällen könntest. Du wärst nicht in der Position, in der du jetzt bist, wenn ich mich nicht auf dein Urteil verlassen würde.«
»Aber damit werfen wir mit der Wurst nach der Speckseite«, beschwerte sich Chris. »Wir sorgen also dafür, dass sich Billy Paulik so gut wie möglich erholt. Und was bringt uns das?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beck wirklich dachte, diese Investition würde sich dadurch auszahlen, dass Billys Arbeitskraft wiederhergestellt wird.«
»Ganz genau, Huff. Ich sah es als Geste des guten Willens, mit der wir eventuell eine millionenschwere Klage abwenden können. Alles, womit wir einen Rechtsstreit vermeiden können, ist eine gute Investition.«
»Ich bin ganz deiner Meinung.« Huff kippte seinen Drink hinunter und genoss dabei das Brennen des Bourbons in seinem Rachen und die Wärme, die sich gleich darauf in seinem Bauch ausbreitete. »Und in welcher Verfassung war Sayre, als du sie allein gelassen hast?«
Beck zuckte mit den Achseln, aber Huff nahm ihm nicht ab, dass er so gleichmütig war, wie er ihnen weismachen wollte. »Wir haben zusammen gegessen. Ich habe ihr eine Karnevalskette gekauft. Es gab Champagner.«
Huff klatschte fröhlich in die Hände. »Und wie lief es?«
Beck zog ironisch eine Braue hoch. »Es wäre besser gelaufen, wenn Chris ihr nicht von deinen Kuppeleiversuchen erzählt hätte.«
Huff wandte sich an Chris. »Du hast ihr davon erzählt?«
»Macht das einen Unterschied?«
»Fragst du das wirklich?«
»Sayre hat vielleicht seinen Champagner getrunken, aber Beck ist nicht in ihrem Bett gelandet, oder? Und sie wird ihn auch nicht unter die Decke lassen, solange er für uns arbeitet.«
»Vielleicht hätte sie es doch getan. Jetzt … Scheiße. Du
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