Weißglut
Sheriff in die Schranken. Dann sagte er zu Beck: »Vielleicht sollten wir noch mal mit Chris sprechen.«
»Aufgrund einer unbewiesenen Behauptung?«
Sayre sah ihn angewidert an. »Willst du behaupten, ich lüge?«
»Nein. Watkins wäre tatsächlich dumm genug, so eine Nummer abzuziehen. Aber bis wir ihn in Gewahrsam haben, haben wir nur dein Wort dafür, dass er das wirklich gesagt hat.«
Sie brauchte ihre gesamte Willenskraft, um ihn nicht zu ohrfeigen. »Scher dich zum Teufel.«
»Sayre«, tadelte Red sie streng.
Sie wandte sich an den Sheriff. »Ich habe mein Gespräch mit Red wortgetreu wiedergegeben. Genau das hat er gesagt. Genesis, Kapitel vier.«
»Ich glaube Ihnen ja«, sagte er. »Und wahrscheinlich glaubt Beck Ihnen ebenfalls. Aber er ist Chris’ Anwalt, das dürfen Sie nicht vergessen.«
Sie drehte sich zur Seite und sah Beck in die Augen. »Das tue ich keine Sekunde lang.«
»Und vergessen Sie auch nicht, dass Watkins bis vor kurzem gesessen hat«, fuhr Red fort. »Er würde alles tun, um seinen mickrigen Arsch davor zu bewahren, wieder auf einer harten Pritsche zu sitzen. Vielleicht wollte er mit seiner Bibelgeschichte etwas Rauch aufwirbeln und uns kopfscheu machen, damit wir glauben, Chris hätte seinen Bruder umgebracht, und ihn selbst vom Haken lassen, vielleicht sogar lange genug, dass er nach Mexiko abhauen kann.«
»Ich glaube, dass er genau das zu erreichen hofft«, bestätigte Beck. »Er hat es mit der Angst bekommen. Er ist verzweifelt und weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Er wollte von sich ablenken, und wir wissen alle nur zu gut, wie er zu den Hoyles steht.«
»Glaubst du, ich hätte das nicht bedacht?«, fragte sie ihn wütend. »Natürlich habe ich das erwogen. Ich bin nicht blöd.«
»Niemand hat dich als blöd bezeichnen, Sayre«, wehrte sich Beck.
»Nein, aber als Lügnerin.«
»Ganz ruhig. Ich zweifle nicht an dem, was du sagst. Ich versuche nur, daraus schlau zu werden. Nehmen wir mal an, Watkins hätte die ungeschminkte Wahrheit gesagt. Nehmen wir an, er wüsste aus erster Hand, dass Chris Danny umgebracht hat. Warum wendet er sich mit seinem Wissen nicht an die Behörden? Warum riskiert er, geschnappt zu werden, während er in dein Motelzimmer einbricht und dich mit einem Messer bedroht? Warum sollte er so viele Umstände und Gefahren auf sich nehmen, nur um dir das zu erzählen?«
»Weil er wusste, dass ich seine Aussage nicht unter den Teppich kehren würde.«
»Niemand in diesem Büro wird das tun, Ms. Lynch«, versicherte ihr Scott eisern. »Wir müssen etwas unternehmen, Sheriff Harper. Dass Chris am Tatort war, können wir bereits nachweisen.«
Beck schnaubte. »Mit einer Streichholzschachtel?«
»Und er kann nicht nachweisen, wo er während der entscheidenden zwei Stunden am Mittag war.«
»Es sei denn, er würde ein Alibi vorweisen.«
»Er hat keins«, widersprach Scott.
»Er hat noch keines vorgewiesen « , korrigierte Beck. »Das heißt nicht, dass er keins hat.«
Während Scott sich das durch den Kopf gehen ließ, fragte Red: »Und welches Motiv sollte er haben, Wayne? Sie haben immer noch keinen Grund, weshalb Chris seinen Bruder hätte umbringen sollen.«
Sayre war nur einen Zungenschlag davon entfernt, Chris’ Motiv herauszublöken. Sie hätte es liebend gern getan, und sei es nur, um Beck Merchant den Boden unter den Füßen zu entziehen.
Aber sie konnte nichts sagen, ohne Jessica DeBlances Vertrauen zu missbrauchen. Falls sie je an den Punkt gelangten, an dem es von ihrer Aussage abhing, dass die Gerechtigkeit siegte, würde sie offenbaren müssen, was sie über Dannys Verlobung wusste, aber solange sie das vermeiden konnte, würde sie es tun.
»Ich glaube, wir haben auch so genug, um ihn zumindest noch einmal zu vernehmen«, wehrte sich Scott.
Red seufzte. »Ich sage es zwar äußerst ungern, Beck, aber Wayne hat Recht. Jeden anderen Verdächtigen würden wir herholen und ihn zu diesen Beschuldigungen vernehmen. Wir können bei Chris keine Ausnahme machen, nur weil er Huffs Sohn ist.«
Beck dachte kurz darüber nach und sagte dann: »Die Gießerei ist momentan ein einziges Pulverfass. Gott allein weiß, welche Kettenreaktion es auslösen würde, wenn Sie im Streifenwagen vorgefahren kämen, um Chris abzuholen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es der Sache dienlich wäre, im Gegenteil, es könnte zu einer Katastrophe führen.«
»Dann mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich, dass er freiwillig hier erscheint«, sagte
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