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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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viel wie ich.« Chris sah sie an. »Huff hat schon nach dir gefragt.«
    »Weißt du, warum?«, fragte sie.
    »Nein. Ich dachte, du könntest mir auf die Sprünge helfen.«
    »Kann ich nicht.«
    »Vielleicht hat es was mit deinem plötzlich erwachten Interesse an der Firma zu tun.«
    »Ehrlich, Chris, ich weiß es nicht.«
    Damit war das Gespräch beendet. Sie setzten sich auf zwei Stühle im Wartezimmer und vermieden jeden weiteren Blickkontakt. Schließlich stand Beck auf und erklärte, dass er sich auf die Suche nach einem Getränkeautomaten machen wolle. Sayre schlug sein Angebot aus, ihr eine Limonade mitzubringen.
    »Ich komme mit«, sagte Chris und folgte Beck aus dem Wartezimmer, wo sie allein zurückblieb und mit Bangen dem Besuch bei Huff entgegensah.
    Es war ihr unmöglich, sich einen reuigen Huff vorzustellen, aber andererseits hatte er noch nie dem Tod ins Antlitz geblickt. Womöglich fürchtete er jetzt, so dicht am Abgrund, die Hölle, an die er zeitlebens nicht geglaubt hatte. Wollte er, kurz bevor er eine Ewigkeit darin verbringen würde, sie noch um Vergebung bitten und sich mit ihr aussöhnen?
    Wenn ja, dann vergeudete er damit seinen letzten Atemzug. Sie würde ihm nie vergeben.
    Sie war immer noch allein im Wartezimmer, als ihr eine Krankenschwester mitteilte, dass sie jetzt zu Huff könne. Sayre folgte der Schwester zu ihrem Vater, der an diverse Maschinen angeschlossen war, die mit beruhigender Regelmäßigkeit piepten. Eine Kanüle pumpte Sauerstoff in seine Nase. Er hatte die Augen geschlossen. Lautlos zog sich die Krankenschwester zurück.
    Sayre starrte in Huffs Gesicht und sann darüber nach, wie gründlich der Mann, dem sie ihr Leben verdankte, ihre Liebe zu ihm ausgelöscht hatte. Sie dachte daran zurück, wie sie sich als kleines Mädchen jeden Abend darauf gefreut hatte, dass er von der Arbeit nach Hause kam. Stets hatte er seine Ankunft mit einer Stimme verkündet, die in allen Fluren des Hauses widerhallte und es mit einer Lebenskraft erfüllte, die einfach fehlte, wenn er nicht da war. Er war das Herz, das Leben in die Familie gepumpt hatte – im guten oder schlechten Sinne.
    Damals war für sie jedes bisschen Aufmerksamkeit, das er ihr schenkte, kostbarer als alle Weihnachtsgeschenke zusammen. Sein geizig gewährtes Lob war für sie das größte Geschenk. Obwohl er ihr manchmal Angst machte, hatte sie ihn mit ganzem Herzen und bedingungsloser Hingabe geliebt, daran erinnerte sie sich noch heute.
    Aber damals hatte sie ihn auch mit den Augen eines Kindes betrachtet, das blind für seine Verdorbenheit war. Als ihr endlich die Augen aufgingen und sie sein wahres Wesen erkannte, war das die schmerzlichste und desillusionierendste Erfahrung ihres ganzen Lebens.
    Sie stand ein paar Sekunden schweigend an seinem Bett, ehe er sie bemerkte. Als er die Augen öffnete und sie sah, flüsterte er lächelnd ihren Namen.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie.
    »Jetzt schon, nachdem sie mich mit Drogen vollgepumpt haben.«
    »Sie haben dich stabilisiert. Deinen Blutdruck. Den Puls. Und so weiter.«
    Er nickte gedankenverloren und ohne ihr richtig zuzuhören. Seine Augen tasteten ihr Gesicht ab. »Ich habe mich so dagegen gewehrt, dass deine Mutter dich Sayre nannte. Ich fand den Namen albern. Warum nicht Jane oder Mary oder Susan? Aber sie ließ sich nicht umstimmen, und jetzt bin ich froh darüber. Der Name passt zu dir.«
    Sie würde auf keinen Fall mit ihm in alten Erinnerungen schwelgen. Das wäre beschämende Heuchelei. Sie lenkte das Gespräch auf seinen Gesundheitszustand zurück. »Es kann kein schwerer Infarkt gewesen sein, sonst würdest du dich nicht so gut fühlen. Dein Herz hat bestimmt keinen schweren Schaden genommen.«
    »Du bist inzwischen Kardiologin geworden?«, fragte er bissig.
    »Nein, aber ich habe reichlich Erfahrung mit gebrochenen Herzen.«
    Er tippte sich an den Kopf, als wollte er sagen: Gut gegeben. »Du bist ein harter, gefühlloser Mensch, Sayre.«
    »Das habe ich mir abgeschaut.«
    »Von mir, meinst du damit. Deine Mutter …«
    »Beruf dich nicht auf Mutter, und schon gar nicht, wenn du mir ein schlechtes Gewissen machen willst. Nein, ich bin nicht die süße, nachgiebige Lady, die sie war, aber ich glaube, sie wäre über keinen von uns dreien glücklich gewesen, wenn sie uns als Erwachsene gesehen hätte.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Mit Ausnahme von Danny vielleicht. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihn gemocht hätte. Ich bin nur froh, dass sie nicht

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