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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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Sand und Tränen.
    »Ich kann das einfach nicht.«
    »Doch, du kannst das.«
    »Ich versuch es ja.«
    »Versuch es noch mehr.«
    Ich konzentrierte mich so sehr, dass ich glaubte, gleich Kopfschmerzen davon zu bekommen. Verzweifelt starrte ich auf den Boden und versuchte krampfhaft, mit meiner alten Welt in Verbindung zu treten. Ich horchte tief in mich hinein und gab alles, was mir geblieben war.
    Und trotzdem schaffte ich es nicht.
    Wütend auf mich selbst, senkte ich den Kopf.
    Da biss mich plötzlich etwas.
    »Au!« Ich zog meine Hand zurück. »Was zum Teufel war das?«
    »Eine Ameise?«, vermutete Patrick.
    Ich starrte auf den kleinen Punkt an meinem Daumen, der bereits anschwoll und rot wurde. Dann sah ich Patrick mit aufgerissenen Augen an. »Sie hat mich gebissen, und ich habe es gespürt!«
    Er lächelte. »Fühlt sich gut an, nicht wahr? Ich wusste, du würdest es schaffen …«
    Überglücklich warf ich mich ihm an den Hals, womit ich uns beide überraschte.
    »Wow«, flüsterte er. Er zögerte kurz und erwiderte dann behutsam meine Umarmung.
    Für einen Moment, als sich unsere Gesichter beinahe berührten, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, warum wir nach Half Moon zurückgekehrt waren. Alles, woran ich denken konnte, war das Pochen seines Herzens, das gegen meine Brust schlug. Warm und regelmäßig.
    Und während wir uns vor meinem Grabstein umarmten, schoss mir eine Erinnerung durch den Kopf. Ein Junge und ein Mädchen, die zusammen durch ein endloses Wildblumenfeld rannten. Ihr Lachen hallte unter dem sternenklaren Nachthimmel.
    Mich überkam ein Frösteln. Diese Erinnerung war nicht meine eigene.
    »Wir haben Gesellschaft.« Patricks Stimme ließ mich aufschrecken, und ich spürte, wie sich seine Arme von mir lösten.
    Ich folgte seinem Blick und sah eine Gestalt auf uns zukommen. Ihr dunkles Haar, ihre zierliche Gestalt. Die strahlenden braunen Augen. Leuchtend. Ich kannte diese Augen.
    Sadie.
    »Was macht sie hier?«
    Patrick schüttelte den Kopf. »Ich schätze, du bekommst mehr Besuch, als du dachtest?«
    Sie trug Sonnenblumen und Gänseblümchen in der Hand. Ich hätte sie ihr am liebsten ins Gesicht geworfen.
    Warte ab, bis du ein bisschen geübt hast, hörte ich Patrick sagen, und – wer weiß?
    Ich stand auf und sah ihr entgegen. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden, als sie näher kam. »Was willst du?«
    Sie blieb ungefähr einen Schritt vor meinem Grabstein stehen und schaute durch mich hindurch. »Hey, Brie«, flüsterte sie. »Ich weiß, du musst mich hassen …«
    »Ja«, fauchte ich. »Ja, das tue ich.«
    »… aber ich vermisse dich so sehr. Und es tut mir so leid. Es war schrecklich für mich, es dir zu verheimlichen. Aber es war nicht meine Aufgabe, es dir zu sagen …«
    »Glaub nicht, du könntest dich so leicht rausreden. Glaub das bloß nicht …«
    »Sie will sich entschuldigen«, unterbrach mich Patrick sanft. »Du solltest ihr zuhören.«
    Ich bedachte ihn mit einem bösen Blick.
    »Gut.« Er schüttelte den Kopf. »Dann sei eben weiter nachtragend. Das ist deine Sache.«
    Sie sah genauso aus wie immer. Dasselbe perfekte Haar. Dieselbe perfekte braune Haut. Dieselben hübschen Augenbrauen. Ich gab es ungern zu, aber sie sah fantastisch aus. Und obwohl sie offensichtlich traurig war, konnte ich sehen, dass ihr die letzten Monate gutgetan hatten. Ich sah ihr an, dass sie glücklich gewesen war.
    Ja, warum wohl!
    Ich betrachtete Sadie, während sie auf meinen Grabstein starrte, und suchte nach Anzeichen einer Gefühlsregung – Schuld oder Trauer oder sonst was –, und ich fragte mich, wie es die beiden geschafft hatten, das Ganze vor mir geheim zu halten. Direkt vor meiner Nase. Und wahrscheinlich, was anzunehmen war, auch vor den Nasen aller anderen. Emma und Tess hatten in der Nacht am Lagerfeuer definitiv auch keine Ahnung davon. Mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, dass Sadie auch sie betrogen hatte. Wie sie geheuchelt hatte, ich würde ihr etwas bedeuten.
    Denn so etwas tut man niemandem an, den man liebt.
    Bestimmt war es nicht einfach gewesen. Dazu gehörte jede Menge Geheimniskrämerei. So viele Lügen. So viele heimliche Küsse. Küsse, die sie mir gestohlen hatte. Vielen Dank!
    Mann, sie hatte wirklich Nerven, hier aufzutauchen. Mit mir zu sprechen, wenn ich nicht antworten konnte. Wenn ich ihr nicht sagen konnte, dass sie auf meinem Rasenstück nicht im Entferntesten willkommen war.
    »Rasenstück?«, gluckste Patrick. »Ist das dein Ernst?

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