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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Tisch und dem Regal. Jetzt schleift er einen Stuhl aus der Küche heran. Er stellt ihn neben meinen Kopf. Er nimmt eines der großen Rückenpolster von der Couch und lehnt es gegen die Sitzfläche des Stuhls. Er holt einen weiteren Stuhl aus der Küche und stellt ihn zu meinen Füßen, um gleich darauf ein Couchpolster dagegenzulehnen. Er hat mich praktisch aus seinem Blickfeld verbannt. Mein Blickfeld beschränkt sich jetzt auf die Zimmerdecke über mir und das wenige, das ich zwischen den Beinen des Couchtischs sehen kann. Während ich so daliege, staune ich über seine architektonische Kreativität, bis er mich mit der Decke überrascht. Die Tagesdecke aus meinem Zimmer wird so über die Polster gebreitet, dass sie ein Zelt über mir bildet, und das ist zu viel. Michael, meine Geduld mit dir ist erschöpft. Ich bin fertig mit dir und wünschte, du hättest sehen können, was ich gesehen habe. Sei dankbar, TV-Boy. Zeige Respekt. Hast du den Beginn eines Krieges gesehen? Stell dir die Gegend vor, in der du wohnst, und jetzt sieh, wie die Frauen schreien, wie ihre Babys in Brunnen geworfen werden. Sieh mit an, wie deine Brüder explodieren. Ich möchte, dass du mich dorthin begleitest.
    Ich saß neben meiner Mutter und half ihr beim Wasserkochen. Ich hatte Kleinholz gesucht und legte es aufs Feuer, und sie freute sich über meine Hilfe. Es wäre für einen Jungen jedes Alters ungewöhnlich, so hilfsbereit zu sein, wie ich es war. Zwischen einer Mutter und einem Sohn von sechs oder sieben Jahren gibt es eine bestimmte Nähe. In dem Alter kann ein Junge noch ein Junge sein, er kann schwach sein und sich in die Arme seiner Mutter schmiegen. Für mich jedoch ist dies das letzte Mal, denn morgen werde ich kein Junge mehr sein. Ich werde etwas anderes sein – ein Tier, das nur noch überleben will. Ich weiß, ich kann nicht mehr zurück, und so genieße ich diese Tage, diese Augenblicke, in denen ich Kind sein konnte, kleine Gefälligkeiten erweisen wie unter meine Mutter kriechen und ins Feuer für das Abendessen pusten. Ich stelle mir immer vor, dass ich gerade den letzten Augenblick der Kindheit auskostete, als das Geräusch kam.
    Es klang wie die Flugzeuge, die manchmal über uns hinwegflogen, nur lauter und misstönender. Das Geräusch schien sich selbst zu zerteilen, wieder und wieder. Tschakatschakka. Tschakatschakka. Ich hielt inne und lauschte. Was war das? Tschakatschakka. Wie das Geräusch eines alten Lastwagens, aber es kam von oben, breitete sich weit über den Himmel aus.
    Meine Mutter verharrte, lauschte. Ich ging zur Tür der Hütte.
    – Achak, komm her und setz dich, sagte sie.
    Durch die offene Tür sah ich eine Art Flugzeug in geringer Höhe über das Dorf fliegen. Es war ein seltsames Flugzeug, ganz schwarz und matt, sodass es kein Licht spiegelte. Die Flugzeuge, die ich bis dahin gesehen hatte, erinnerten irgendwie an Vögel, hatten Nase und Flügel und Bauch, doch diese Maschine sah eher aus wie eine Heuschrecke. Ich sah, wie sie das Dorf überflog. Das Geräusch war satt und schwarz, lauter als alles, was ich je gehört hatte, und die Vibrationen ließen meine Rippen erbeben, rissen mich auseinander.
    – Achak, komm her!
    Ich hörte die Worte meiner Mutter, doch ihre Stimme kam einer Erinnerung gleich. Was jetzt geschah, war völlig neu. Auf einmal waren da fünf oder noch mehr von diesen neuen Maschinen, große schwarze Heuschrecken, wohin ich auch schaute. Ich ging wie gebannt aus der Hütte in die Mitte des Hofes. Ich sah andere Jungen im Dorf nach oben starren, genau so wie ich, und manche sprangen auf und ab, lachten und zeigten auf die Heuschrecken, die das knatternde Geräusch machten.
    Aber es war seltsam. Erwachsene liefen vor den Maschinen davon, fielen hin, schrien. Ich sah die rennenden Menschen, war aber zu benommen, um mich zu bewegen. Die Lautstärke der Maschinen ließ mich verharren. Ich fühlte mich ungewohnt müde, während ich zusah, wie Mütter ihre kleinen Söhne packten und sie zurück in die Hütten trugen. Ich sah Männer ins hohe Gras laufen und sich auf den Boden werfen. Ich sah, wie eine der Heuschrecken niedriger als die anderen Maschinen über den Fußballplatz flog. Ich sah, wie die zwanzig jungen Männer, die dort spielten, schreiend auf die Schule zuliefen. Dann pumpte ein neues Geräusch durch die Luft. Es klang wie das Hacken und Zerteilen der Maschine, aber das war es nicht.
    Die Männer, die zur Schule liefen, fielen auf einmal zu Boden. Sie fielen, während

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