Weit Gegangen: Roman (German Edition)
sagte mein Vater in dem Himmel über mir.
Der Gegengruß klang nicht freundlich. Ich schaute auf und sah drei Männer. Einer von ihnen hatte ein Gewehr mit einer weißen Schnur auf den Rücken gebunden. Ein anderer war der grinsende Mann, der am Vorabend mit am Feuer gesessen hatte. Der junge Mann, der meinen Vater nach dem Was gefragt hatte.
– Wir brauchen Zucker, sagte der Kleinste von ihnen. Er war unbewaffnet, aber es war klar, dass er der Anführer der drei war. Er war der Einzige, der etwas sagte.
– Kein Problem, sagte mein Vater. – Wie viel denn?
– Alles, Onkel. Alles, was du hast.
– Das kostet euch aber eine Stange Geld, mein Freund.
– Ist das alles, was du hast?
Der kleine Mann hob einen zwanzig Pfund schweren Sisalsack hoch, der in der Ecke stand.
– Das ist alles, was ich habe.
– Gut, wir nehmen es.
Der kleine Mann nahm den Zucker und wandte sich zum Gehen. Seine Gefährten waren schon draußen.
– Moment, sagte mein Vater. – Soll das heißen, dass ihr nicht bezahlen wollt?
Der kleine Mann stand in der offenen Tür, und seine Augen gewöhnten sich bereits an das Licht der Vormittagssonne. – Die Bewegung braucht Nahrung. Du solltest froh sein, dass du etwas dazu beitragen kannst.
– Deng, du hast dich geirrt, sagte der grinsende Mann.
Mein Vater kam hinter der Theke hervor und trat zu dem Mann in der Tür.
– Ich kann euch etwas Zucker schenken, natürlich. Natürlich tue ich das. Auch ich denke an den Kampf. Ich weiß, dass die Bewegung Nahrung braucht, ja. Aber ich kann euch nicht den ganzen Sack geben. Das würde mein Geschäft kaputt machen – das wisst ihr. Wir müssen alle unseren Teil beitragen, ja, aber wir wollen doch versuchen, fair zu bleiben. Ich gebe euch, so viel ich kann.
Mein Vater griff nach dem Sack.
– Nein! Nein, du dummer Mann!, schrie der Kleine, so laut, dass ich aufsprang. – Wir werden diesen Sack mitnehmen, und du kannst uns dankbar sein, dass wir nicht noch mehr mitnehmen.
Jetzt waren der grinsende Mann und sein Gefährte, der mit dem Gewehr, wieder da und stellten sich hinter den Kleinen. Ihre Augen fixierten meinen Vater. Er starrte die Männer an, einen nach dem anderen.
– Bitte. Wovon sollen wir denn leben, wenn ihr uns bestehlt?
Der grinsende Mann fuhr herum, trat fast auf mich.
– Bestehlt? Bezeichnest du uns als Diebe?
– Wie soll ich euch denn bezeichnen? Wenn ihr so –
Der grinsende Mann schlug mit voller Wucht zu, und mein Vater sank zu Boden, landete neben mir.
– Bringt ihn raus, sagte der Mann. – Ich will, dass alle das sehen.
Die Männer schleiften meinen Vater aus dem Laden auf den sonnenbeschienenen Markt. Sogleich hatte sich eine Schar Menschen versammelt.
– Was ist denn los?, fragte Tong Tong, dessen Laden gleich nebenan war.
– Schau gut zu und lass es dir eine Lehre sein, sagte der grinsende Mann.
Die drei Männer drehten meinen Vater auf den Bauch und fesselten ihm rasch Hände und Füße mit einem Strick aus seinem eigenen Laden. Meine Mutter tauchte auf.
– Aufhören!, schrie sie. – Ihr Wahnsinnigen!
Der Mann mit dem Gewehr richtete seine Waffe auf meine Mutter. Der kleine Mann betrachtete sie mit einem Blick tiefster Verachtung.
– Du bist die Nächste, Frau.
Ich drehte mich um und flüchtete in die Dunkelheit des Ladens. Ich war sicher, dass mein Vater getötet werden würde und vielleicht auch meine Mutter. Ob man mich zu meiner Großmutter schicken würde? Ich kam zu dem Schluss, dass mich bestimmt die Mutter meines Vaters, Madit, aufnehmen würde. Aber sie wohnte zwei Tagesreisen entfernt, und ich würde William K und Moses niemals wiedersehen. Ich stand von den Kornsäcken auf und spähte um die Ecke auf den Markt. Meine Mutter stand zwischen meinem Vater und den drei Männern.
– Bitte, tötet ihn nicht, weinte meine Mutter. – Was habt ihr davon, wenn ihr ihn tötet?
Sie war einen Kopf größer als der Kleine, aber der Mann mit der Waffe zielte auf meine Mutter, und ich konnte nicht atmen. In meinem Kopf klingelte es wie wild, und ich blinzelte, um die Augen offen zu halten.
– Dann müsst ihr mich auch töten, sagte sie.
Plötzlich schlug der kleine Mann einen sanfteren Ton an. Ich blickte durch die Tür und sah, dass der andere Mann seine Waffe gesenkt hatte. Und im selben Moment trat der Kleine meinem Vater völlig leidenschaftslos ins Gesicht. Das Geräusch war dumpf, wie eine Hand, die auf eine Kuhhaut klatscht. Er trat ihn erneut, und diesmal klang das Geräusch
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