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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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flüchten, und genau dort schlug die Bombe ein.
    Es war, als schlüge eine Faust durch die Erde, von innen nach außen. Die Explosion entwurzelte den Baum und schleuderte Rauch und Erde fünfzehn Meter hoch in die Luft. Der Himmel füllte sich mit Dreck, und der Tag wurde dunkel. Ich wurde zu Boden geschleudert und blieb mit klingelnden Ohren liegen. Ich schaute auf. Überall lagen Jungen flach auf dem Boden. Der Baum war weg, und in das Loch, das er zurückgelassen hatte, hätten fünfzig von uns hineingepasst. Einen Moment lang war die Luft ruhig. Ich war zu benommen, um mich zu bewegen, und sah zu, wie Jungen aufstanden und an den Krater traten.
    – Geht nicht näher ran!, sagte Dut. – Sie sind nicht mehr da. Los! Versteckt euch im Gras. Los!
    Die Jungen gingen trotzdem näher an den Krater heran und blickten hinein. Sie sahen nichts. Da war nichts mehr, die beiden Jungen waren verschwunden.
    Ich dachte nicht daran, dass der Bomber zurückkommen könnte. Aber bald darauf tat er es. Wieder zischte das Heulen durch die Wolken.
    – Lauft weg vom Dorf!, kreischte Dut. Lauft weg von den Häusern!
    Niemand bewegte sich.
    – Weg von den Häusern!, schrie er.
    Das Flugzeug kam in Sicht. Ich rannte vom Krater weg, aber einige andere Jungen rannten darauf zu. – Wo wollt ihr euch verstecken?, fragte ich sie und merkte, dass sie nicht sprechen konnten. Wir waren bloß rennende Körper und Augen. Alle liefen überallhin.
    Hinter mir hörte ich erneut ein Pfeifen, schneller als beim letzten Mal, und wieder kam ein Faustschlag aus dem Inneren der Erde, und wieder wurde der Tag dunkel. Für einen Augenblick trat Stille ein, lautlose Ruhe, und dann flog ich durch die Luft. Erde wirbelte hoch, um mein rechtes Ohr, und traf mich am Hinterkopf. Ich lag auf dem Rücken. Schmerz floss durch meinen Kopf wie kaltes Wasser. Ich konnte nichts hören. Ich lag eine Weile da und hatte das Gefühl, dass meine Gliedmaßen nicht mehr zu mir gehörten. Über mir war Staub, aber direkt vor mir ein rundes blaues Fenster. Ich starrte hindurch und dachte, das sei Gott. Ich fühlte mich hilflos und schicksalsergeben, weil ich mich nicht bewegen konnte. Ich konnte nicht sprechen, nicht hören, mich nicht bewegen, und das erfüllte mich mit einer seltsamen Ruhe.
    Stimmen weckten mich. Lachen. Ich kam auf die Knie, konnte mich aber nicht auf die Füße stellen. Ich traute der Erde nicht mehr. Ich erbrach mich kniend und legte mich wieder hin. Der Himmel wurde hell, als ich erneut versuchte, mich aufzurichten. Ich schaffte es wieder auf die Knie, und alles drehte sich. Weiße Nadelstiche hüpften mir vor den Augen, und es kribbelte mir in den Gliedern. Ich kniete eine Weile, bis ich allmählich wieder sehen konnte.
    Mein Kopf wurde klarer. Ich schaute mich um. Die Jungen gingen umher, manche saßen da und aßen Mais. Ich schob die Füße unter meinen Körper und stand langsam auf. Zu stehen kam mir unnatürlich vor. Als ich mich vollständig aufgerichtet hatte, wirbelte die Luft zischend um mich herum. Ich spreizte die Beine und streckte die Hände nach rechts und links. So blieb ich stehen, bis das Vibrieren in meinen Gliedern aufhörte, und nach einer Weile stand ich da und fühlte mich wieder wie ein Mensch.
    Fünf Jungen waren getötet worden, drei auf der Stelle. Zwei andere, deren Beine von den Bomben zerfetzt worden waren, hatten noch mit ansehen müssen, wie ihr Blut aus dem Körper strömte und die Erde verdunkelte.
    Als wir wieder unterwegs waren, sprach kaum jemand. Auch unter den Lebenden waren an diesem Tag viele Jungen verloren, sie hatten aufgegeben. Einer von ihnen war Monynhial, dem vor Jahren bei einer Rauferei mit einem anderen Jungen die Nase gebrochen worden war. Er hatte eng stehende Augen, lächelte nicht und sprach nur selten. Ich hatte versucht, mit ihm zu reden, aber Monynhials Worte waren immer schroff und brachten Gespräche rasch zu einem Ende.
    – Ich halte es nicht aus, so gejagt zu werden, sagte er zu mir.
    Wir kamen gerade in der Dämmerung durch ein Gebiet, in dem einmal Menschen gewohnt hatten, das aber jetzt entvölkert war. Das Licht an jenem Abend war wunderschön, ein Himmel aus Rosa, Gelb und Weiß.
    – Nicht du wirst gejagt, sagte ich. – Wir alle werden gejagt.
    – Ja, und ich kann nicht so gejagt werden. Jedes Geräusch aus dem Wald oder vom Himmel vernichtet mich. Ich zittere wie ein gefangener Vogel in der Faust eines Menschen. Ich will nicht mehr gehen. Ich will stehen bleiben. Dann weiß ich

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