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Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Titel: Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Wälterlin
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Indonesien –, ihr Verständnis für meinen Beruf, meine Leidenschaft, sie erfüllt mich immer wieder mit Dankbarkeit und Achtung für meine Frau.
    Für die Menschen von Osttimor hat sich der Kampf für die Freiheit gelohnt. Am 20. Mai 2002 wurde die Unabhängigkeit von Timor Leste, wie sich das Land wieder nennt, von der Welt offiziell anerkannt. An der Armut hat sich allerdings bis heute wenig geändert. Australien ist zumindest mitschuldig an dieser Situation. Bis zum heutigen Tag streitet Canberra um den Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern, nach wie vor will Australien mehr von den reichen Rohstoffvorkommen, als ihm laut der Regierung von Timor Leste zusteht. Ein 50 Jahre dauerndes Moratorium hat zwar zu einer Beruhigung der Debatte geführt. Und Timor Leste profitiert nun wenigstens zum Teil von der Ausbeutung bereits erschlossener Ölfelder. Australien weigert sich aber, Pläne für die Verarbeitung von Öl und Gas in Timor Leste zu unterstützen. Tausende von Menschen könnten auf diese Weise beschäftigt werden. Und eine bitterarme Nation könnte endlich von ihren Rohstoffen profitieren. Stattdessen werden Öl und Gas nach Darwin transportiert.
    Noch Wochen nach Dili erschrecke ich bei jedem Knall eines Auspuffs, bei jedem unerwarteten Lärm. Ich kann verstehen, unter welchen psychischen Schäden Kollegen leiden können, die regelmäßig aus Kriegsgebieten berichten. Ich bin froh, dass wir uns nun an den Wochenenden auf unser Grundstück zurückziehen können. Wir stellen den kleinen Wohnwagen, den wir kurz nach unserer Ankunft in Australien gekauft hatten, aufs Land. Mitten in die Wildnis, umgeben von Wald, Kängurus, Wombats und Kakadus. Wir kommen uns vor wie Pioniere.
    Zeit, unsere Nachbarn kennenzulernen.

KAPITEL 13
    »Willst du ein Bier?«, fragt Mick. Das ist eigentlich keine Frage. Ein Besuch in Micks Garage hinter seinem Haus wäre undenkbar ohne ein Bier. Zwei Kühlschränke hat er dort, voll mit Victoria Bitter, Tooheys Red und XXXX. Das ist kein Schreibfehler. Viermal ein X. Die Biermarke aus dem Bundesstaat Queensland heißt tatsächlich so. Das X sei eine traditionelle australische Methode gewesen, die Stärke eines Biers zu bewerten, habe ich mir sagen lassen. Mangels einer besseren Idee habe man sich seinerzeit entschlossen, diesen Buchstaben als Namen zu verwenden. Doch wie für fast jeden australischen Markennamen gibt es auch für diesen eine Vielzahl von Legenden. So soll der Brauer vom vielen Testen seines Gebräus so besoffen gewesen sein, dass er nur vier X aufs Papier kritzeln konnte, als er nach einem Namen für das neue Bier gefragt wurde. Solche Geschichten sind natürlich hilfreich, um das »Australische« einer Marke zu unterstreichen. Auch wenn XXXX längst nicht mehr australisch ist. Die Brauerei gehört seit 2009 zum japanischen Alkoholkonzern Kirin. Keiner der großen »australischen« Bierkonzerne ist noch in australischer Hand. Die wohl bekannteste australische Traditionsmarke, Foster’s, gehört seit 2011 dem globalen Braugiganten SABMiller.
    Nicht, dass das Mick stören würde, solange sein Bier schmeckt. Außerdem trinken ohnehin nur Touristen Foster’s.
    Mick sei »der absolut typische Australier«, hat einmal einer unserer Besucher aus Deutschland gesagt. »Easy going« – locker also, freundlich, jovial, hilfsbereit, manchmal etwas naiv und weltfremd, aber immer bereit für einen Schwatz und ein Bierchen. Zu Beginn unseres Aufenthalts in Australien hätte ich dieser Charakterisierung wohl sofort zugestimmt. Schließlich machen es die Ikonen australischer Filmkultur vor. »Typische« Australier wie »Crocodile Dundee« Paul Hogan, Hugh Jackman und Russell Crowe. Auch wenn Hogan und Jackman längst nicht mehr in Australien leben, sondern in den USA. Auch wenn Crowe nicht wirklich ein Australier ist. Er ist in Neuseeland geboren. Aber darüber schaut man hier gerne hinweg, solange er die Oscars nach Hause bringt.
    Das Klischee vom Aussie, mit dem schweißgetränkten »Akubra«-Hut, dem ärmellosen blauen T-Shirt und dem Bier in der Hand, das die Tourismuswerbung so zelebriert, ist genau das: ein Klischee. Nach 20 Jahren in diesem Land weiß ich, dass es die australische Gesellschaft vereinfacht, die extrem vielfältig und komplex ist.
    Den Australier, die Australierin gibt es nicht.
    Das Australien gibt es nicht.
    Ich glaube, dass es in diesem Land mehrere grundsätzlich verschiedene soziale Zonen gibt, fünf etwa. Zonen, in denen Gruppen von Menschen

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