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Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition)

Titel: Weit weg im Outback: Unser Leben in Australien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urs Wälterlin
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intelligenten Leuten – Akademiker, Diplomaten, Wissenschaftler, und es gibt sogar ein paar gescheite Politiker – und das große kulturelle Angebot, das sind Vorteile, die man erst mit der Zeit in einer Stadt entdeckt, die mit Abstand die am wenigsten geliebte Australiens ist.

KAPITEL 19
    Meinen ersten Kontakt mit Canberra werde ich nie vergessen. Es war kurz nach unserer Ankunft in Australien, und ich war zu einer Journalistenreise eingeladen worden. Mit mir fuhr Greg, ein Kollege, der Reiseexperte für eine der größten amerikanischen Tageszeitungen war. Er sei eine Koryphäe unter den Reisejournalisten dieser Welt, wurde mir gesagt. Das mag sein. Für mich war der Typ in erster Linie ein Snob. Er beklagte sich gleich zu Beginn, weil wir in Sydney mit dem Taxi zum Flughafen fahren mussten, statt mit der Limousine abgeholt zu werden. Aber er konnte etwas, was ich bis heute nicht hinkriege: leicht reisen. Obwohl er insgesamt vier Wochen unterwegs war und in dieser Zeit durch fünf Länder reiste, hatte er nur einen kleinen Bordkoffer dabei. Darauf geschnallt war ein fast doppelt so großes Kissen. »Ich nehme es immer mit, wohin ich auch reise«, erklärte Greg mir. Erlesenste Gänsefeder natürlich.
    Als wir in Canberra ankamen, begrüßte uns am Flughafen Jim, unser Fahrer. Greg war schon wieder verstimmt. Weißer Toyota-Minibus statt schwarzer Mercedes. »Bin ich nicht gewohnt«, meinte er schnippisch. Wie viele Reisejournalisten namhafter Zeitungen wird Greg von den Gastgebern umsorgt, als wäre er der britische Thronfolger oder ein Supermodel. Er setzte seine Gucci-Sonnenbrille auf und sprach während der ganzen Fahrt kein Wort. Im Hotel sah ich, wie er sich mit dem Manager darüber stritt, weshalb er nur ein normales Zimmer habe und keine Suite. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Morgens um vier warteten Jim und ich auf Seine Majestät, den Starjournalisten. Als Greg endlich kam, mit der Sonnenbrille auf der Nase, würdigte er uns keines Blickes. Wir fuhren zum Platz vor dem alten Parlamentsgebäude. Dort bot sich uns ein spektakuläres Bild: mindestens ein Dutzend riesige Heißluftballone, jeder bereit zum Abheben, in allen Farben und Formen. Canberra führt einmal im Jahr ein Ballonfestival durch. Die Thermik über der Hauptstadt macht die Region ideal für diesen Sport. Auf uns warteten fünf andere Journalisten, unter ihnen ein Kamerateam eines australischen Fernsehsenders. Lisa, die Medienbeauftragte der Tourismusbehörde von Canberra, war auch da. Eine blonde junge Frau mit hellblauen Augen. Wir stiegen in den Korb. »Los geht’s«, sagte Pilot Kerry, ein Mann mit einem Schnurrbart wie Schimanski in einem »Tatort« aus den achtziger Jahren.
    Diese Stadt lässt niemanden kalt, auch wenn hier im Winter die tiefsten Temperaturen aller australischen Städte herrschen. Entweder man liebt Canberra, oder man hasst die Stadt. »Hier könnte ich nicht leben«, hatte mir mal eine deutsche Kollegin gesagt, als sie mit dem damaligen Außenminister Joschka Fischer im Land war, »hier möchte ich nicht tot über dem Zaun hängen.« Ich kann ihre Haltung bis zu einem gewissen Grad verstehen. Canberra ist eine künstliche Stadt, eine junge Stadt, kein Vergleich mit anderen Hauptstädten wie Berlin, Moskau oder London. Im März 2013 konnte Canberra gerade mal sein hundertjähriges Bestehen feiern. Ein Fliegendreck im Geschichtsbuch. »Canberra ist das Ergebnis eines Kompromisses«, erklärte uns Lisa, während ihr der Fahrtwind die langen Haare in den Mund wehte, »eines Kompromisses zwischen Sydney und Melbourne, die sich nicht einigen konnten, wer die Hauptstadt der jungen Nation Australien sein sollte.« So fanden die damaligen Landesväter – Landesmütter hatten zu der Zeit noch nichts zu sagen – einen Platz genau auf halbem Weg zwischen den zwei Städten. Eine Schaffarm. Und vorher, über Jahrtausende, ein wichtiger Corroboree-Platz, ein Versammlungsort für die dortigen Aborigines vom Stamm der Ngunnawal. »Canberry« hatten sie den Platz genannt. Die amerikanischen Architekten Walter Burley Griffin und seine Frau Marion Mahony Griffin gewannen schließlich einen Wettbewerb für das Design der Stadt. Canberra und seine Vororte decken etwa ein Drittel der Gesamtfläche des Australian Capital Territory ab (ACT). Es ist ein Territorium, eine Art Bundesland zwar, aber eben doch nicht. Es hat weniger politische Rechte als Bundesländer wie Victoria, New South Wales und Queensland. Aber es hat ein eigenes

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